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Komm wieder zurück: Roman

Komm wieder zurück: Roman

Titel: Komm wieder zurück: Roman
Autoren: Deborah Reed
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dass er lächelt, nur ein bisschen und schief, als ob er sagen will: »Wie findest du das? Hier bin ich, nach sechs ganzen Monaten tauche ich hier auf, als wenn nichts wäre.« Er hat die Angewohnheit, sich mit der Hand durch das wuschelige Haar zu fahren. Und als er nur noch drei Meter entfernt ist, bleibt er stehen und macht genau das.
    »Hast du mich durch den Feldstecher gesehen?«, fragt er.
    Detour reibt seine Rippen an Calders Beinen wie ein Kater.
    »Detour, komm her«, sagt Annie.
    »Ich hab die Schweinegrimasse gemacht, über die du immer so gelacht hast.«
    »Detour, sofort.«
    »Offenbar nicht.« Er krault Detours Rücken. »Allmächtiger! Du bist ja ein Greis.« Er schüttelt sich ein Büschel Hundehaare vom Finger und tätschelt sanft Detours steife Hüfte.
    Mrs Lanies Haus ist so nah, dass man sehen kann, wie sie die Augen aufreißt, während sie den Vorhang am Küchenfenster aufzieht. Ihr Haar ist ein frühmorgendliches graues Knäuel.
    Calder dreht sich um und hebt schüchtern die Hand, als wäre es ihm peinlich, als würde er sich an all das erinnern, was das letzte Mal passiert ist, als er hier war, als Annie schrie, bis ihr die Stimme versagte.
Wie lange? Sag mir wenigstens das! Wie lange hast du gewusst, dass er was mit ihr hatte?
    Mrs Lanies winkt hinter der Scheibe, dann fällt der Vorhang wieder zu, und sie ist weg.
    Calder seufzt und begutachtet Annies Haus irgendwo oben an der Kante des niedrigen Dachs. Offensichtlich müssen die Dachrinnen gereinigt werden, und sie wartet darauf, dass er das ausspricht. »Sieht aus, als hättest du das streichen lassen«, sagt er.
    Annie dreht sich zur Hausverkleidung mit ihrem Rand in den Farben von zwei Eiskremsorten, Butter Cream und Dove White. Ihr blasser »Bungalow am Stiel«, mehr Hütte als Haus, eingehüllt von wuchernden Bäumen. Ahorn, Tupelo, Amber, Weide.
    »Sieht gut aus«, sagt er. »Wieder wie neu. Erstaunlich, was so ein bisschen Farbe ausmacht.«
    Owens Namen erwähnt er nicht, aber er liegt in der Luft, es ist das, was in diesem Haus fehlt, dieses Bild. Anscheinend schlägt es Calder aufs Gesicht, auf die Augen, die er reibt.
    »Was hörst du da gerade?« Er deutet auf das Radio auf der Veranda.
    »Das verstehst du noch nicht, mein Junge«, sagt der Fleischer.
    »Nichts«, sagt Annie.
    Er nickt, als habe er gerade eingewilligt, keine Fragen mehr zu stellen. »Tja. Der Hagel hat ja auf dem Tupelo eine Schau abgezogen.Der Baum duckt sich wie ein Kind, das mit Steinen beworfen wird.«
    Annie wirft einen Blick auf den Baum. Die Äste sind merkwürdig verdreht, die Enden wie zuckende Hörner, Klauen aus Stacheldraht.
    »Jedenfalls hab ich hier in der Nähe zu tun«, sagt Calder. »Ich dachte mir, das wär vielleicht so was wie ein Zeichen, weil es so nah ist und wo du doch Geburtstag hast und so. Alles Gute zum Geburtstag! Du siehst keinen Tag älter aus als dreißig.«
    Heute ist sie vierzig geworden. Sie denkt an ihre aufgesprungenen Hände und hält damit den Feldstecher hinter ihrem Rücken umklammert.
    »Annie, ich schwör: Du bist so hübsch wie immer.«
    Sie weiß nur zu gut, dass ein weiteres Jahr, von dem ein halbes haufenweise Stress bedeutete, äußere Spuren hinterlassen hat.
    »Ich habe einen deiner Songs im Chevy-Werbespot gehört. Und jemand hat gesagt, dass auch einer in dem Film mit – wie heißt sie noch – Jessica Lange war.«
    »Es ist jetzt sechs Monate her«, sagt sie und versucht ihrer Stimme einen festen Klang zu geben. »Sicher bist du nicht zum ersten Mal ganz in der Nähe.«
    Calder kaut die Innenseite seiner Wange, das macht er schon seit Kindertagen. »Nein. Das kann ich nicht behaupten.«
    Detour hoppelt herüber und schmiegt sich an ihr Bein.
    »Es ist ziemlich viel Zeit vergangen«, sagt Calder. »Ich dachte, es wär vielleicht okay, mal wieder vorbeizukommen … Du hast Geburtstag. Und Weihnachten ist in weniger als zwei Wochen. Wie ist es dir ergangen?«
    Sie klemmt sich das Fernglas unter den Arm und steckt die Hände in die Taschen. »Gut.«
    Calder wendet den Kopf ab, als wünschte er, er könnte die Frage zurücknehmen. Er lässt den Blick über ihren Garten schweifen. Sie folgt seiner Blickrichtung, bestimmt macht er eine Bestandsaufnahme von zerbrochenen Ästen und Ameisenhügeln und der Tatsache, dass das Wasser nicht ganz richtig aus dem Boden abfließt,wenn die Baumwurzeln so frei liegen. »Es ist eine Weile her, dass du Onkel Calder besucht hast«, sagt er.
    Das kommt jetzt unerwartet. Er hat
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