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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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war. Sie steckte sich die Zigarettenspitze zwischen die Lippen und riß sie sofort wieder aus dem Mund. Ein dunkelroter Abdruck blieb auf der Ebenholzspitze zurück. »Ich kriege eine Gänsehaut, wenn ich die anfasse! Jedes Kind weiß, daß Perón und Konsorten allen europäischen Nazis Unterschlupf gewähren.«
    Die Erinnerung an die deutsche Besetzung von Paris war noch frisch. Nita verachtete alle Kollaborateure aus tiefstem Herzen. Trotzdem war sie natürlich pragmatisch genug, Eva Peróns Geld – egal wie schmutzig es sein mochte – nicht in die Avenue Montaigne fließen zu lassen, wo Dior residierte.
    Nach diesem Vorfall sammelte Chloe Zeitungsausschnitte mit Fotos von Eva Perón und klebte sie in ein rotes Album. Immer wenn Nita sie fortan aufs schärfste kritisierte, tröstete sie sich mit dem Album und dachte daran, was Eva Perón prophezeit hatte.
    In ihrem vierzehnten Lebensjahr verschwanden auf wunderbare Weise der Babyspeck und der starke Drang nach Süßigkeiten. Jetzt kam das legendäre Serritella-Gesicht zum Vorschein. Stundenlang betrachtete Chloe sich im Spiegel, entzückt von ihrem gertenschlanken Spiegelbild. Jetzt wird alles anders, dachte sie. In der Schule hatte sie sich immer als Außenseiterin gefühlt, jetzt gehörte sie plötzlich dazu. Es war ihr nicht bewußt, daß sie die anderen Mädchen eher durch das
neugewonnene Selbstwertgefühl als durch die schlanke Taille anzog. Für Chloe war Schönheit mit Akzeptanz gleichzusetzen.
    Nita schien sich über die Gewichtsabnahme zu freuen. Als Chloe in den Sommerferien in Paris war, brachte sie endlich den Mut auf, ihrer Mutter ein paar Kleiderentwürfe zu zeigen. Sie hoffte, eines Tages auch Modeschöpferin zu werden. Nita breitete die Blätter auf ihrem Arbeitstisch aus, zündete sich eine Zigarette an und sezierte jede einzelne Zeichnung mit dem kritischen Blick der Designerin.
    »Diese Linie hier ist einfach lächerlich. Und hier stimmen die Proportionen nicht. Hier hast du alles durch zu viele Details verdorben. Hast du denn gar kein Auge dafür, Chloe?«
    Chloe grapschte nach den Zeichnungen und versuchte sich nie wieder im Entwerfen.
    In der Schule setzte Chloe alles daran, ihre Klassenkameradinnen zu übertrumpfen – in Aussehen, Intelligenz und Beliebtheit. Niemand sollte wissen, daß tief drinnen immer noch das linkische, dicke Mädchen steckte. Sie lernte, die nebensächlichsten Dinge zu dramatisieren, und entwickelte einen übertriebenen Hang zur Theatralik.
    Mit sechzehn verlor sie ihre Unschuld an den Bruder einer Freundin in einem Aussichtsturm am Luzerner See. Es war ein unangenehmes Erlebnis, aber da sie Sex mit Schlanksein verband, wollte sie es so bald wie möglich mit einem erfahrenen Partner wiederholen.
    Im Frühjahr 1953, Chloe war achtzehn, starb Nita ganz überraschend an einem Blinddarmdurchbruch. Schweigend, wie betäubt, durchlebte Chloe die Beerdigung ihrer Mutter, zu benommen, um zu begreifen, daß die Heftigkeit ihres Kummers nicht so sehr von der Tatsache herrührte, daß ihre Mutter tot war, als vielmehr von dem Gefühl, nie eine Mutter besessen zu haben. Aus Angst vor dem Alleinsein stolperte sie in das Bett eines wohlhabenden polnischen Grafen, der bedeutend
älter war. Vorübergehend konnte er ihr Geborgenheit bieten. Sechs Monate später gelang es ihr mit seiner Hilfe, Nitas Salon für einen wahnsinnig hohen Betrag loszuschlagen.
    Schließlich kehrte der Graf zu seiner Frau zurück, und Chloe machte sich daran, von ihrem Erbe zu leben. Jung, reich und unabhängig, zog sie schon bald die jungen Müßiggänger an, die sich wie goldene Fäden durch das Gewebe der internationalen High-Society schlangen. Sie sammelte die Männer, experimentierte mal hier, mal da und suchte doch nach der bedingungslosen Liebe, die ihre Mutter ihr nie gegeben hatte, nach dem Mann, der das unglückliche dicke Kind in ihr zum Schweigen bringen würde.
    Jonathan »Black Jack« Day trat in ihr Leben. Sie begegneten sich am Roulettetisch eines Clubs am Berkely Square. Der Spitzname »Black Jack« war nicht auf sein Aussehen, sondern auf seine Spielleidenschaft gemünzt. Mit fünfundzwanzig hatte er bereits drei Hochleistungs-Sportwagen zu Schrott gefahren und noch weitaus mehr Frauenherzen gebrochen. Ein sündhaft schöner amerikanischer Playboy aus Chicago war er, die kastanienbraune Mähne hing ihm wild ins Gesicht. Und er hatte noch zwei weitere Pluspunkte aufzuweisen: einen verwegenen Schnurrbart und ein Handicap von sieben Toren
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