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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe
Autoren: Andrea Manni
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betagte Geisha, ohne
     sich noch einmal umzuschauen.
    Aska sieht mich an und umarmt mich. »Ich kann sie jetzt nicht allein lassen.«
    »Klar …«, sage ich. »Wenn du es dir anders überlegst, ruf mich an.«
    Sie lächelt, knabbert an meinem Ohrläppchen und küsst mich sanft.
    »In Ordnung.«
    Jeder unter seiner Sonne, aufgehend oder nicht. Wie gehabt.
    Ich habe sie nicht wiedergesehen.
    Ich kaufe Sushi, heilloser Romantiker, der ich bin, und eine Flasche Weißwein.
    Als ich mich meiner Wohnung nähere, hoffe ich, IHR zu begegnen, glaube aber selbst nicht dran.
    Stattdessen entdecke ich Adele, die gerade bei mir klingelt. Ich gehe in Deckung, nehme mein Handy und rufe sie an.
    »Ciao, wo bist du?«, frage ich honigsüß.
    »Ähmm … Vor dem Alcazar.«
    »Was läuft denn für ein Film?«
    »Ähmm …«
    Ich will es mal nicht übertreiben.
    »Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause. Ich bringe Sushi mit, hast du Lust?«
    »Und das Kino?«
    »Ein andermal, komm schon …«
    Adele macht eine lange Pause, ich sehe, wie sie vor meinem Eingang auf und ab geht. Auf und ab.
    »O.k. Ich komme.«
    »Ich warte auf dich …«
    Ich lasse den Motor wieder an und wende mit ausgeschalteten Scheinwerfern.
    Keine exotischen Flaggen heute Abend. Kein Puccini-Melodram.
    Heute Abend: Viva Italia.
    Ich halte an einer Bar hinter dem Haus und trinke einen Campari.
    Kampai!

D er Abend war genauso schön wie die Nacht. Ein Jubel in Grün-Weiß-Rot. Wenn Adele genauso verständnisvoll wäre wie sie anbetungswürdig
     sein kann, wenn sie will, wäre sie die ideale Frau.
    Ist sie aber nicht.
    Am Morgen, als ich unter der Dusche stehe, kocht sie Kaffee. Sie hat die Espressotässchen aus Limoges gefunden und gespült.
     Ich komme aus dem Bad und erschauere, es sind nur noch sieben … Für sie wird das kein schöner Morgen. Aus dem Radio erklingt
Around the World
von Daft Punk.
    »Deine Wohnung stinkt nach nassem Hund. Vaffanculo!«
    Übliches Skript.
    Eine Tasse in Scherben. Zwei Tassen in Scherben. Jetzt habe ich noch fünf … Arme Mama.
    Adele rauscht ab.
    Tasse, Scherben, Türenknallen.
    Ich geh mich rasieren. Trinke Kaffee. Nehme mein Handy.
    »Seid ihr abgereist?«
    »Ja, wir sitzen im Zug. Wie geht es dir? Ich habe viel an dich gedacht.«
    Askas Stimme kommt mir vor wie eine Luftspiegelung unter der sengenden Wüstensonne. Aufgehend. Weggehend. Fern.
    »Ich auch an dich, gute Reise. In Florenz musst du einen Aperitif bei Procacci trinken, seine Häppchen sind unvergesslich
     … wie du.«
    »Danke, werde ich tun und auf dich anstoßen.«
    »Ja, ja … Versuch glücklich zu sein, Aska.«
    Ohne ihre Antwort abzuwarten, lege ich auf.
    Ich hätte ihr gern noch »Lebe wohl« gesagt, habe ich aber nicht.
    Lebe wohl, mandeläugige Prinzessin.
    Ich trinke meinen Espresso und schaue aus dem Fenster. Ein sonniger Tag, strahlend blauer Himmel. Meine Laune ist nicht ganz
     so strahlend, sollte sie aber. Das Leben ist schön. Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Ich kann mich nicht beklagen.
     Es gibt immer etwas, für das es sich zu leben lohnt. Hoffe ich zumindest.
    Ich schaue genauer hin. SIE überquert die Straße! Dann wohnt sie also hier. Hier in der Nähe. In meiner Nähe! Liebergottderdubistimhimmel,
     ich danke dir. Danke!
    Ich öffne das Fenster und lehne mich hinaus. Ich sehe, wie sie sich mit diesem Ding über der Schulter entfernt, diesem komischen
     Musikerkoffer. Musik für meine Pupillen. Mein Herz fließt über.
    Doppelaxt aktiviert. Der lächelnde Tod im Anmarsch.
    Lebe wohl.
    Ende der Durchsage.
    Sie verschwindet um die Ecke.
    Ich tot. Dahingegangen. Ausgehaucht.
    Schreibt meine Trauerrede. Aber fröhlich muss sie sein. Gestorben im Zustand glückseligen Wahns.
    Viva!
    Soll ich im Bademantel runter und ihr folgen? Nein. Ein bisschen Anstand muss gewahrt bleiben.
    Ich bin verwirrt.
    Diese Augen, zwischen Kragen und Hut, können mein Leben verändern.
    Das nicht mehr mir gehört, sondern IHR. Ihr allein.
    Ich sehe sie nicht mehr.
    Die Sonne ist weg.
    Gute Nacht.

D en Vormittag über arbeite ich. Ich esse bei Gianni gemeinsam mit einer Anwältin, die mit der Zeit eine Freundin geworden ist,
     Alessandra Fiengu. Alessandra ist nett. Und eine tüchtige Anwältin. Untypisch.
    Als gebürtige Sardin hat sie es geschafft, jeden dialektalen Einschlag aus ihrem geschliffenen Italienisch zu eliminieren.
     Beruflich. Aber privat steigt aus der Tiefe ihres Herzens ein Tonfall auf, der die Klänge, Gerüche und Gewürze ihrer
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