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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3)
Autoren: Joe Abercrombie
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Hände nicht ohnehin schon bis über die Ellenbogen beschmutzt? Wenn sie sich jetzt durch noch ein oder zwei weitere Kloaken wühlen müssen, macht das kaum einen Unterschied.
Er senkte die Stimme zu einem öligen Schnurren. »Ich habe gestern im Park Ihre Töchter beobachtet.« Das Gesicht des Edelmannes war nun wachsbleich. »Drei unschuldige Mädchen, fast schon junge Frauen, alle nach der neuesten Mode gekleidet und eine hübscher als die andere. Die Jüngste ist sicher gerade erst ... fünfzehn?«
    »Dreizehn«, krächzte Ingelstad.
    »Ah.« Glokta zog die Lippen zurück und offenbarte sein zahnloses Lächeln. »Sie erblüht früh. Sie haben Adua noch nie zuvor besucht, wenn ich mich nicht irre?«
    »Nein, das haben sie nicht.« Ingelstad flüsterte beinahe.
    »Das dachte ich mir. Ihr Entzücken und ihre Begeisterung bei ihrem Spaziergang durch die Gärten des Agrionts waren ausgesprochen liebreizend. Ich wette, dass sie den Blick eines jeden Junggesellen auf Freiersfüßen in der Hauptstadt auf sich gezogen haben.« Er ließ sein Lächeln willentlich verblassen. »Es würde mir das Herz brechen, Lord Ingelstad, wenn solch zarte Geschöpfe ganz plötzlich in die härtesten Straflager Anglands verbracht würden. An Orte, an denen Schönheit, Herkunft und sanfte Wesensart eine völlig andere und wesentlich weniger wünschenswerte Art der Aufmerksamkeit auf sich ziehen.« Glokta erschauerte sichtbar und wohl geplant, als er sich langsam vorbeugte, um nun zu flüstern: »Dieses Leben würde ich keinem Hund wünschen. Und all das wegen der Uneinsichtigkeit eines Vaters, der durchaus über die Mittel verfügt hätte, ihnen dieses Schicksal zu ersparen.«
    »Aber meine Töchter, sie haben nichts damit zu tun ...«
    »Wir wählen einen neuen König! Jeder hat damit zu tun!«
Vielleicht ist das ein wenig hart. Aber in harten Zeiten braucht man eine harte Einstellung.
Glokta kam mit Mühe auf die Beine, und seine Hand, fest um den Griff seines Stocks gekrallt, bebte vor Anstrengung. »Ich werde Seine Eminenz wissen lassen, dass er auf Ihre Stimme zählen kann.«
    Ingelstad brach plötzlich vollständig zusammen.
Wie ein angestochener Weinschlauch.
Er ließ die Schultern hängen, und Entsetzen und Hoffnungslosigkeit ließen seine Gesichtszüge erschlaffen. »Aber der Kronrichter ...«, hauchte er. »Haben Sie kein Mitleid?«
    Glokta konnte nur mehr die Achseln zucken. »Hatte ich einmal. Als Junge war ich so weichherzig, dass es schon beinahe närrisch war. Damals, das schwöre ich, weinte ich, wenn ich eine Fliege in einem Spinnennetz erblickte.« Er zuckte zusammen, als er sich der Tür zuwandte und ein heftiger Krampf sein Bein packte. »Ständige Schmerzen haben mir das jedoch ausgetrieben.«
     
    Es war eine kleine, intime Runde.
Aber diese Gesellschaft lädt nicht gerade dazu ein, an Wärme und Behaglichkeit zu denken.
Superior Goyle starrte Glokta über den riesigen, runden Tisch im riesigen, runden Dienstzimmer an; die wachsamen Augen standen knopfartig in seinem knochigen Gesicht.
Und sie drücken wohl kaum zärtliche Gefühle aus, wenn ich mich nicht irre.
    Die Aufmerksamkeit Seiner Eminenz des Erzlektors, Oberhaupt der Inquisition Seiner Majestät, war jedoch auf einen anderen Punkt gerichtet. An die ausgebuchtete Wand waren dreihundertzwanzig Papierbogen geheftet, die beinahe die Hälfte der gesamten Fläche einnahmen.
Einen für jedes große Herz in unserem edlen Offenen Rat.
Sie raschelten leise in dem leichten Luftzug, der von den großen Fenstern hineinwehte.
Flatternde kleine Papiere für flatterhafte kleine Stimmen.
Jedes Blatt war mit einem Namen versehen.
Lord Dings, Lord Bums, Lord Soundso. Große Männer und kleine Männer. Männer, um deren Ansichten sich eigentlich kaum jemand scherte, bis Prinz Raynault aus dem Bett und gleich in sein Grab fiel.
    Viele der Blätter waren in einer Ecke mit einem Klecks farbigen Wachses gezeichnet. Einige wiesen zwei oder sogar drei Markierungen auf.
Bündnisse. Wie werden sie abstimmen? Blau für Lord Brock, rot für Lord Ischer, schwarz für Marovia, weiß für Sult und so weiter. All das mag sich natürlich von einem Tag auf den anderen ändern, je nach dem, aus welcher Richtung der Wind weht.
Darunter standen ein paar Zeilen in kleiner, enger Schrift. Zu klein, als dass Glokta sie von seinem Platz aus hätte lesen können, aber er wusste auch so, was dort stand.
Ehefrau war früher eine Hure. Hat eine Schwäche für junge Männer. Trinkt mehr, als für ihn gut
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