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Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde

Titel: Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde
Autoren: Martin Wehrle
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zusammenstreicht, während ich als Banklehrling im Internet jeden Buchungsvorgang eigenhändig erledige, am EC-Automaten als Geldbote vorfahre und bei meinen Anlagegeschäften als mein eigener Fachberater agiere – wofür bezahle ich dann eigentlich noch eine Bank?
    Ich halte es für eine Zumutung, dass mir immer mehr halbfertige Produkte verkauft werden in der Erwartung, ich würde als ungelernter Schreiner aus einem Haufen Bretter des Möbelhauses ein Bett zaubern oder als überforderter Informatiker durch Updates eine Software voller Kinderkrankheiten doch noch nutzbar zu machen – statt einfach die Mängel der Ware zu reklamieren und mein Geld zurückzufordern.
    Für mich ist es kein Lichtblick, wenn mir immer mehr Supermärkte den Gang zu ihren Selbstscan-Kassen als Weg in die Freiheit verkaufen wollen, weil ich dann auch noch einen Nebenjob als Kassierer antrete, keine Rückfragen zu Produkten mehr stellen kann und auf einen Wunsch wie »Ein schönes Wochenende!« vollends verzichten muss.
    Und ich habe die Schnauze voll von Einkäufen im Internet, bei denen ich erst stundenlang nach den Produkten suche, mein virtueller Einkaufswagen dann aber auf dem Weg zur »Kasse« mit einem Schlag geleert und der komplette Vorgang abgebrochen wird, Kommentar: »Sie haben ein Zeitlimit überschritten!« Und kein menschliches Wesen ansprechbar ist, das mir kurzfristig helfen könnte!
    Ich bin Kunde. Ich zahle viel Geld. Ich will mich an Deck des Serviceschiffes sonnen. Nicht als Sklave auf der Ruderbank sitzen. Nicht die Servicelöcher einer Titanic stopfen. Nicht als kostenloser Hilfsarbeiter missbraucht werden!
    DRAUSSEN VOR DER TÜR
    Es ist 8.30 Uhr, ich habe einen Termin in meinem Autohaus. Ich stehe pünktlich vor dem Glaskasten-Büro. Mein Sachbearbeiter flachst mit einem anderen Kunden. Ich sehe ihn, er sieht mich. Gelächter dringt aus dem Glaskasten. Die beiden fuchteln mit den Armen, unterhalten sich prächtig. Ich denke mir: »Immerhin sorgt er für gute Stimmung im Kundengespräch!«
    Es wird 8.35 Uhr, 8.40 Uhr. Ich trete von einem Bein aufs andere und denke: »Immerhin nimmt er sich Zeit für jeden Kunden, sicher auch für mich!« Dann geht die Tür auf, mein Sachbearbeiter verabschiedet den anderen: »Also, Jörg, dann informier unseren Chef mal bitte!«
    Zwei Kollegen haben sich wunderbar amüsiert – während ich zehn Minuten vor der Tür schmorte. Mein Kundengespräch fällt kurz und unfreundlich aus. Die Informationen muss ich mir selber aus einer Broschüre zusammenklauben.
    Der Geist auf meinem PC
    Vorletztes Jahr habe ich mir selbst ein Weihnachtsgeschenk gemacht: einen hochwertigen Computer von einem Online-Fachhändler. Mein alter PC, Baujahr 2001, war immer wieder abgestürzt. Was ich brauchte, war ein Qualitätsgerät. Das ließ ich mir 800 Euro kosten.
    Der neue PC wurde geliefert. Und damit fingen die Probleme an. Naiverweise hatte ich gedacht, ich könnte meine Outlook-Maildateien einfach von dem alten auf den neuen PC kopieren. Doch Outlook Express und Outlook reagieren aufeinander wie Nordkorea auf Südkorea – keine Verständigung möglich.
    Was tut der moderne Verbraucher, wenn er keinen Rat mehr weiß? Er behelligt nicht den Verkäufer, sondern lässt sich im Internet von anderen Verbrauchern beraten. Die einschlägigen Foren quollen über vor Beiträgen von Nutzern mit exakt demselben Problem. Nur wusste keiner eine Lösung.
    Warum gestaltet der Computerriese Microsoft seine Programme nicht kompatibel? Wo bleibt die Kundenfreundlichkeit, wenn der Software-Anschlusszug nicht vom selben Bahnsteig, sondern aus einer anderen Stadt abfährt? Ich bat den örtlichen Informatiker um Überbrückungshilfe. Nach zwei Tagen und gegen eine stattliche Rechnung war das Werk vollbracht.
    Am nächsten Morgen kam ich ins Büro und wollte meinen PC hochfahren. Auf dem schwarzen Bildschirm erschien eine weiße Schrift, der Curser sprang ein Stück nach unten. Dann steckte er fest. Minutenlang. Ich schaltete den Computer aus und wieder ein. Dasselbe Spiel. Ich zog den Stecker, startete erneut. Doch der Computer hakte. Erst nach einer halben Stunde gelang es mir, ihn zum Laufen zu bringen.
    Dieses Drama wiederholte sich in den nächsten Tagen. Jeder Start dauerte mindestens 15 Minuten. Offenbar fand der Computer das DVD-Laufwerk nicht – was dazu führte, dass ich keine CDs und DVDs nutzen konnte.
    Ich schrieb eine Reklamations-Mail an die Computerfirma. Die Antwort der Serviceabteilung kam prompt: Sie
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