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Klonk!

Klonk!

Titel: Klonk!
Autoren: Terry Pratchett
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die Kehle zu zerfleischen.
    Sie muss davon wissen, dachte Angua. Sie alle
wussten,
dass sie eine Aura von müheloser Zwanglosigkeit umgab, von Selbstsicherheit in jeder Gesellschaft und davon, überall zu Hause zu sein – in allen anderen weckten sie das Gefühl, zweitklassig und unbeholfen zu sein. Nenn mich Sally. Du lieber Himmel!
    »Entschuldige bitte«, sagte Angua und versuchte, ihre Nackenhaare daran zu hindern, sich aufzurichten. »Es ist ein wenig eng hier drin.« Sie hüstelte. »Wie dem auch sei… Dies ist der Umkleideraum. Keine Sorge, hier riecht es immer so. Und mach dir nicht die Mühe, deinen Spind abzuschließen. Alle Schlüssel sind gleich, und außerdem springen die meisten Türen auf, wenn man an die richtige Stelle klopft. Bewahre keine Wertsachen darin auf, es gibt hier zu viele Polizisten. Und reg dich nicht zu sehr auf, wenn jemand Weihwasser oder einen Holzpflock hineinstellt.«
    »Könnte das passieren?«, fragte Sally.
    »Es
könnte
nicht passieren, es
wird
passieren«, sagte Angua. »Ich habe in meinem Spind ein Hundehalsband und knochenförmige Kekse gefunden.«
    »Hast du dich nicht beschwert?«
    »Was? Nein! Man
beschwert
sich nicht«, schnappte Angua und wünschte sich, sie könnte auf der Stelle mit dem Einatmen aufhören. Sie glaubte bereits, dass ihr Haar völlig durcheinander war.
    »Aber ich dachte, die Wache…«
    »Es hat nichts damit zu tun, was du… was
wir
sind, klar?«, sagte Angua. »Wenn du ein Zwerg wärst, würdest du Schuhe mit Plateausohlen oder eine Trittleiter oder etwas in der Art finden, obwohl so was heute nicht mehr sehr oft passiert. Sie versuchen es bei
allen.
Es ist eine Polizistensache. Und dann beobachten sie, wie du darauf reagierst, verstehst du? Niemand schert sich darum, ob du ein Gnom, Zombie oder Vampir bist.« Zumindest nicht
sehr,
fügte Angua in Gedanken hinzu. »Aber lass die anderen bloß nicht glauben, dass du ein Jammerer oder Petzer bist. Und die Kekse waren eigentlich nicht schlecht, um ganz ehrlich zu sein… Oh, bist du schon Igor begegnet?«
    »Sehr oft«, sagte Sally. Angua rang sich ein Lächeln ab. In Überwald sah man viele Igors. Insbesondere als Vampir.
    »Und diesem?«, fragte sie.
    »Ich glaube nicht.«
    Ah, das war eine Erleichterung. Normalerweise mied Angua Igors Laboratorium, denn der davon ausgehende Geruch war entweder schrecklich chemisch oder grässlich verlockend organisch, aber jetzt hätte sie ihn liebend gern eingeatmet. Sie ging zur Tür, etwas schneller, als es die Höflichkeit erforderte, und klopfte an.
    Sie öffnete sich knarrend. Jede von einem Igor geöffnete Tür knarrte. Es gehörte einfach dazu.
    »Hallo, Igor«, sagte Sally freundlich. »Lass dir die Hand mit den sechs Fingern schütteln.«
    Angua überließ sie sich selbst. Igors waren von Natur aus servil und Vampire nicht, daher passten sie gut zusammen. Endlich bekam Angua Gelegenheit, frische Luft zu schnappen.
     

     
    D ie Tür öffnete sich.
    »Herr Pessimal, Herr«, sagte Grinsi und führte einen Mann in Mumms Büro, der nicht viel größer war als sie. »Und hier ist die fürs Büro bestimmte Ausgabe der
Times

«
    Herr Pessimal war ordentlich, sogar mehr als das. Er schien eine Art faltbare Person zu sein. Sein Anzug war billig, aber sehr sauber, und seine Schuhe funkelten. Auch sein Haar glänzte, noch mehr als die Schuhe. Es war in einen Mittelscheitel gekämmt und klebte so am Kopf, dass es wie aufgemalt wirkte.
    Alle Dienststellen der Stadt wurden gelegentlich inspiziert, hatte Vetinari gesagt. Es gab keinen Grund, warum die Wache eine Ausnahme darstellen sollte. Immerhin vergeudete sie einen nicht unbeträchtlichen Teil der städtischen Gelder.
    Mumm hatte darauf hingewiesen, dass von
Vergeudung
nicht die Rede sein konnte.
    Trotzdem, hatte Vetinari gesagt.
Einfach
trotzdem. Trotzdem-Argumenten konnte man nichts entgegensetzen.
    Und das Ergebnis war Herr Pessimal, der nun Mumm entgegentrat.
    Er
glitzerte
beim Gehen. Mumm konnte es nicht anders beschreiben. Jede Bewegung war… ordentlich. Bestimmt hat er eine Geldbörse mit Rutschfach und eine Brille an einem Band, dachte Mumm.
    Herr Pessimal faltete sich vor Mumms Schreibtisch auf den Stuhl und öffnete die beiden Schnallen seiner Aktentasche mit einem doppelten Klacken des Unheils.
    Feierlich setzte er eine Brille auf. Ein schwarzes Band war daran befestigt.
    »Mein Akkreditierungsschreiben von Lord Vetinari, Euer Gnaden«, sagte er und reichte Mumm ein Blatt Papier.
    »Danke, Herr…
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