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Klonk!

Klonk!

Titel: Klonk!
Autoren: Terry Pratchett
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Chriek, der Ikonograph der
Times,
stand in der Nähe, hielt einen Sonnenschirm und wirkte deprimiert. Er bemerkte Mumms Blick und kam näher.
    »Warum bist du hier, Otto?«, fragte Mumm. »Erhoffst du dir ein Bild von einem ordentlichen Durcheinander?«
    »Es sind Nachrrichten, Kommandeurr«, sagte Otto und blickte auf seine sehr glänzenden Schuhe hinab.
    »Wer hat dir den Tipp gegeben?«
    »Ich mache nurr die Bilderr, Kommandeurr«, erwiderte Otto und sah verletzt auf. »Außerrdem könnte ich es dirr ohnehin nicht sagen, wegen derr Prressefrreiheit.«
    »Du meinst wohl die Freiheit, Öl ins Feuer zu gießen«, bemerkte Mumm.
    »So ist das eben mit derr Frreiheit«, sagte Otto. »Niemand hat gesagt, dass sie
schön
ist.«
    »Aber… du bist ebenfalls ein Vampir!« Mumm deutete auf die Demonstranten. »Gefällt
dir,
was hier aufgehetzt worden ist?«
    »Es sind trrotzdem Nachrrichten, Kommandeurr«, sagte Otto sanftmütig.
    Mumm sah erneut zur Menge. Sie bestand zum größten Teil aus Menschen. Ein Troll war dabei, aber vermutlich hatte er sich den Demonstranten einfach deshalb hinzugesellt, weil etwas geschah. Ein Vampir brauchte einen Steinbohrer und viel Geduld, bevor er einen Troll in Schwierigkeiten bringen konnte. Aber diese Sache hatte auch etwas Positives, wenn man so wollte: Die kleine Nebenvorstellung lenkte die Leute vom Koomtal ab.
    »Seltsam, dass die Leute offenbar nichts gegen
dich
haben, Otto«, sagte Mumm und beruhigte sich ein wenig.
    »Ich bin nicht offiziell«, erklärte Otto. »Ich habe wederr ein Schwerrt noch das Abzeichen. Ich bin keine Gefahrr und nurr ein arrbeitenderr Langweilerr. Und ich brringe die Leute zum Lachen.«
    Mumm starrte ihn groß an. Daran hatte er noch nie gedacht. Aber ja… Der kleine, nervöse Otto in seinem rot abgesetzten Opernmantel voller Taschen für seine Ausrüstung, die glänzenden schwarzen Schuhe, der sorgfältig geschnittene spitze Haaransatz und nicht zuletzt der lächerliche Akzent, der abhängig von seinem Gesprächspartner stärker oder schwächer wurde. Er wirkte sicher nicht bedrohlich. Ganz im Gegenteil. Er sah komisch aus, wie ein Varietévampir. Er war ein Witz, und zum ersten Mal dachte Mumm daran, dass dieser Witz auf Kosten der anderen Leute ging. Bring sie zum Lachen, dann fürchten sie sich nicht.
    Er nickte Otto zu, trat ein und sah Feldwebel Grinsi Kleinpo auf einer Kiste am Schreibtisch des wachhabenden Polizisten stehen, die neuen Rangabzeichen blitzblank an ihrem Ärmel. Mumm nahm sich vor, etwas bezüglich der Kiste zu unternehmen. Einigen Zwergen in der Wache gefiel es nicht, darauf stehen zu müssen.
    »Ich glaube, wir sollten zwei Wächter draußen postieren, Grinsi«, sagte er. »Keine Provokation. Nur eine kleine Erinnerung daran, dass
wir
den Frieden bewahren.«
    »Ich denke, das wird nicht nötig sein, Herr Mumm«, erwiderte die Zwergin.
    »Ich möchte in der
Times
kein Bild sehen, das den ersten Vampirrekruten der Wache zeigt, wie er von Demonstranten angepöbelt wird, Korp… Feldwebel«, sagte Mumm streng.
    »Das dachte ich mir, Herr«, erwiderte Grinsi. »Deshalb habe ich Feldwebel Angua gebeten, sie abzuholen. Sie sind vor einer halben Stunde durch den Hintereingang gekommen. Sie zeigt ihr das Gebäude. Ich glaube, sie sind unten im Umkleideraum.«
    »Du hast
Angua
darum gebeten?«, fragte Mumm und fühlte, wie ihm das Herz in die Hose rutschte.
    »Jaherr?«, entgegnete Grinsi und wirkte plötzlich besorgt. »Äh… gibt es da ein Problem?«
    Mumm starrte sie groß an. Sie ist eine gute wachhabende Polizistin, dachte er. Ich wünschte, ich hätte mehr von ihrer Sorte. Und sie hat die Beförderung verdient, weiß der Himmel.
Aber
, erinnerte er sich, sie kommt aus Überwald. Sie hätte sich eigentlich an… die Sache zwischen Vampiren und Werwölfen erinnern müssen. Vielleicht ist es meine Schuld. Ich weise immer wieder darauf hin, dass alle Polizisten Polizisten sind.
    »Was? Oh, nein«, sagte Mumm. »Wahrscheinlich nicht.«
    Ein Vampir und ein Werwolf im gleichen Zimmer, dachte er, als er die Treppe hinaufging. Nun, sie müssen irgendwie damit fertig werden. Und das ist nur das
erste
unserer Probleme.
    »Und ich habe Herrn Pessimal ins Verhörzimmer geführt!«, rief ihm Grinsi nach.
    Mumm blieb abrupt stehen.
    »Pessimal?«, wiederholte er.
    »Der Regierungsinspektor, Herr?«, erwiderte Grinsi in fragendem Tonfall. »Von dem du mir erzählt hast?«
    Oh, ja, dachte Mumm. Das
zweite
unserer Probleme.
     

     
    E
s
war Politik.
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