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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg
Autoren: Stefan Wolf
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„Das... das... Bist du sicher?“
    „Absolut. Ich sitze ganz
hinten. Ich glaube, er hat mich noch nicht gesehen.“
    „Bleib unauffällig! Duck dich!“
    „Klar doch. Der Fahrer und auch
Frau Käthenring hatten ein Handy. Die hat der andere Maskierte ihnen
weggenommen. Dann hat Ossinsky gesagt, dass niemandem was passiert, wenn wir
vernünftig sind. Aber die Mädchen sterben fast vor Angst. Ich natürlich nicht
ganz so. Ich bin ja was gewöhnt.“
    „Keine Angst, Pfote! Ich... wir
holen euch raus. Was war noch?“
    „Ossinsky ist hier im Bus
geblieben und hat uns mit der Waffe bedroht. Der andere ist wieder in den Wagen
gestiegen und vorangefahren. Aber nur ein Stück. Dann bog ein Weg rechts ab —
in eine Schlucht. Dort ist eine Höhle — hinter einem Wasserfall. Herr
Seidenwanst musste den Bus hineinfahren. Hier sind wir jetzt. Es ist ziemlich
dunkel. Ossinsky ist ausgestiegen und nach vorn gegangen zum Eingang der Höhle.
Er redet mit dem andern. Jetzt kommen sie her. Tim, was wollen die von uns? Ist
das eine Lösegeld-Erpressung?“
    „Hast du irgendeinen Hinweis,
wo ihr seid?“
    „Nein. Ich... Doch! Da war ein
Straßenschild. 18 Kilometer bis Babin Por.“
    „18 Kilometer bis Babin Por“,
wiederholte Tim. „Hast du zu Hause angerufen oder im Präsidium?“
    „Nein. Papi soll sich nicht
aufregen. Er ist noch nicht über den Berg. Und Mami hat kaum noch Nerven. Und
im Präsidium... Das musst du jetzt entscheiden. Ich... Pst! Sie kommen in den
Bus.“
    „Pfote!“ Unwillkürlich
flüsterte er. „Wir sind schon unterwegs.“
    Dann war die Verbindung
unterbrochen.
     
    *
     
    Ossinsky und Rizner trugen
blaue Overalls wie Handwerker mit technischem Auftrag, hatten sich blickdichte
Strumpfmasken über den Kopf gezogen und Pistolen in der Hand. Wunderbar! wie
alles bisher gelaufen war. Rizner kippte zwar fast um vor Müdigkeit, aber
Ossinsky war in Hochform, war ausgeschlafen und zog seinen Plan durch.
    Der Weg, der von der wenig
befahrenen Landstraße abzweigte, endete hier in diesem schaurigen Tal, wohin
sich kaum ein Wanderer verirrte. Ein malerischer Wasserfall kippte über eine
Felsklippe aus 30 Meter Höhe. 50 Meter weiter öffnete der Berg seinen Steilhang
mit einer Höhle, deren Eingang groß genug war, um einen Reisebus durchzulassen.
Nur bei genauerem Hinsehen erkannte man, dass es keine Höhle war, sondern ein
ehemaliger Stollen, übrig geblieben vom Silberbergbau. Doch das war lange her.
    Der Bus stand zwei Bus-Längen
vom Eingang entfernt. Das Tageslicht erreichte ihn nicht mehr. Dennoch konnten
Ossinsky und Rizner die Gesichter der Mädchen hinter der Heckscheibe ausmachen:
blasse Kleckse mit sicherlich angstgeweiteten Augen.
    „Du sicherst hier ab“, sagte
Ossinsky.
    Rizner nickte, blieb stehen,
wankte vor Müdigkeit und stützte die freie Hand gegen die Felswand. Die Pistole
hielt er mit der Mündung nach unten und weit von sich. Er kannte sich nicht
damit aus, wusste nicht, ob sie geladen und gesichert war. Er hatte Sorge, er
könnte sich damit in den Fuß schießen — oder eins der Mädchen verletzen.
Schießen würde er auf gar keinen Fall. Gewalt war nicht sein Ding. Aber dem
Boss traute er alles zu.
    „Aussteigen!“, brüllte
Ossinsky. Er hatte die vordere Tür geöffnet. „Alle raus!“
    Seidenwanst, der vor Angst
schlotterte, die Käthenring und 23 Mädchen folgten dem harschen Befehl.
    Gaby kam als Letzte. Bei ihrem
Anblick zuckte Ossinsky zusammen. Verdammt! Gaby Glockner! Ausgerechnet die!
Aber jaaa — an dem Abend im Burghotel hatte sie erzählt von der Klassenfahrt
zur Hexenburg. Das hatte er zwar nicht mit eigenen Ohren gehört. Doch man hatte
es ihm zugetragen. Blöd, dass er erst jetzt daran dachte! Hatte sie ihn
erkannt? Maskiert war er perfekt. Aber seine Stimme! Klang sie verzerrt durch die
Strumpfmaske? Oder... Argwöhnisch beobachtete er Tims Freundin.
    Gaby sah ihn ausdruckslos an,
wandte sich ab und trat zu Annette, die so ängstlich war, dass ihre Zahnspange
klapperte.
    Nein, dachte Ossinsky. Noch mal
gut gegangen. Offenbar hat sie kein Gedächtnis für Stimmen.
    Er bemühte sich um einen
anderen Klang, als er brüllte: „Ihr geht jetzt tiefer in die Höhle rein. So
weit ihr könnt. Fahrer, haben Sie ‘ne Taschenlampe?“
    „Die... die... liegt unter
meinem Sitz“, stotterte Seidenwanst, der sich nichts weniger wünschte als ein
Held zu sein.
    „Dann hol sie, du Weichei! Du
führst die Gruppe. Ihr geht so weit, bis ich euch nicht mehr sehe. Dann
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