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Klassenfahrt zur Hexenburg

Klassenfahrt zur Hexenburg

Titel: Klassenfahrt zur Hexenburg
Autoren: Stefan Wolf
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aus, wo er sich ein Tennisturnier angesehen hatte, das ungefähr
so spannend war wie der letztjährige Fahrplan für die städtischen Busse.
    „Ihr könnt ruhig lächeln. Mir
geht’s gar nicht so schlecht.“ Er grinste. Aber es fiel ihm schwer, denn er
hatte viel Blut verloren und die Narbe von Wunde und Operation würde sicherlich
ein bleibendes Andenken sein.
    Er zwinkerte seiner Tochter zu.
„Du hattest dich auf die Reise gefreut, nicht wahr?“
    Gaby pustete gegen ihren
Goldpony. „Welche Reise, Papi?“
    „Aber, Tochter, nun tu nicht
so. Übermorgen wollten wir fahren. Die Zimmer im Hotel sind fest gebucht. Und
Chicvillage an der französischen Mittelmeerküste soll ja wirklich ganz toll
sein.“
    „Das läuft uns nicht weg,
Papi.“
    Er sah Tim an. „Habe ich nicht
eine unglaublich vernünftige Tochter, Tim?“
    „Sie kann auch sehr albern
sein. Ich weiß das.“
    Alle lachten, und der Kommissar
wandte sich an Karl. „Du fährst mit deinen Eltern nach Ägypten?“
    Computer-Karl nickte heftig.
„Für mich wird das sicherlich irre spannend. Sämtliche Pyramiden, Königsgräber
und antike Highlights stehen auf dem Programm. Und mein Vater weiß darüber fast
soviel wie über seine Fachgebiete Mathe und Physik.“
    „Und Familie Sauerlich?“
Glockner sah Klößchen an. „Nord-Schottland“, erklärte Klößchen. „Alte Schlösser
und zerklüftete Inseln. Hoffentlich gibt’s dort auch eine essbare Schokolade.
Ich kann ja nicht immer Riesenvorräte mitschleppen.“
    Glockner ließ sich von Gaby ein
Glas Mineralwasser geben und trank einen Schluck. Er war blasser als sonst, der
Blutverlust hatte ihn geschwächt. Aber Tim merkte ihm an, dass er noch etwas
loswerden wollte.
    „Tja, mit meiner Familie wollte
ich nach Chicvillage. Dann wäre, wie wir alle wissen, der arme Tim ganz allein
zurückgeblieben. Im Internat. Denn nach Hause zu fahren wäre ja irgendwie
sinnlos gewesen, weil deine liebe Mutter, Tim, die wir alle so gern haben, zur
Zeit in Amerika ist. Und dich zieht’s im Moment nicht über den Atlantik. Oder?“
    Tim legte sich die Worte
zurecht. „Eigentlich bin ich wahnsinnig gern in New York. Ist eine
Wahnsinns-City. Das habe ich geschnallt, obwohl ich erst einmal drüben war —
für eine Woche. Mutti möchte natürlich fürchterlich gern, dass ich antanze —
und das Geld fürs Ticket hat sie längst geschickt. Aber gerade jetzt will ich
sie nicht stören. Ja, nicht stören! Sagen darf ich ihr das allerdings nicht,
denn ich störe sie ja nie — so toll wie wir miteinander stehen. Doch als fast
erwachsener Sohn hat man ja schließlich Fingerspitzengefühl und deshalb bleibe
ich hier. Es könnte nämlich sein...“, er machte eine Pause und blickte so zufrieden
umher, dass an seiner Begeisterung nicht zu zweifeln war, „dass ich einen...
Stiefvater bekomme.“
    Das schlug ein wie eine Bombe.
    Gaby, Karl und Klößchen redeten
durcheinander. Glockner hob die Brauen. Tim wurde von seiner Freundin in die
Rippen geknufft.
    „Heh, Häuptling, wieso erfahre
ich das erst jetzt?“
    „Ich weiß es ja auch erst seit
gestern Nachmittag“, verteidigte er sich. „Ich hätte es dir gleich gesagt, aber
dein Vater war wichtiger.“
    Jetzt waren natürlich Infos
gefragt, aber Tim wusste selbst noch nicht viel.
    „Mein Vater ist ja nun schon so
lange tot — ich habe kaum noch eine Erinnerung an ihn. Er war Muttis große
Liebe, und in ihrem Herzen und in der Erinnerung bleibt er immer. Aber Mutti
ist noch zu jung, um nur allein durchs Leben zu gehen. Jetzt hat sie also einen
sehr tollen Typ kennengelernt und es hat wohl gefunkt“, er lächelte, „auf
beiden Seiten. Ich weiß nur, dass er zwar Deutscher ist, aber ständig in New
York lebt. Er ist Journalist und leitet dort das Studio für einen unserer
größten Fernsehsender. Ein heißer und interessanter Job. Mutti soll nach der
Eheschließung — so weit sind sie schon — drüben bleiben und ich soll New Yorker
werden — was aber nicht in die Tüte kommt. Ich bleibe hier. Allerdings werde
ich wahrscheinlich zum Pendler — zwischen hier und dem Big Apple, wie New York
ja genannt wird. Doch das ist Zukunftsmusik. Im Moment will ich das junge Glück
nicht stören — zumal ich ja für einen werdenden Stiefvater bestimmt etwas
anstrengend bin.“
    „Das bist du.“ Gaby hakte sich
bei ihm ein. „Und TKKG bleiben zusammen?“
    „Aber Pfote!“ Er legte den Arm
um sie. „Für dich und meine Freunde bin ich hier auf ewig verwurzelt.“
    Glockner
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