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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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durch den Raum zu seinem Vorgesetzten und schaute auf die vor Anker liegenden Schiffe hinunter.
    »Sieht ziemlich eindrucksvoll aus, nicht wahr?« Colquhoun stieß die Luft aus seinen Lungen. Es klang wie ein Seufzer.
    »Aber draußen auf See in alle vier Windrichtungen zerstreut sind sie nur eine Handvoll. Die Franzosen in unserem Rücken bedrohen England. Wir sind weit über unsere Sicherheitsgrenzen hinaus angespannt.« Mit einer weiten Handbewegung deutete er über den Hafen hin. Dort unten wurde eine Fregatte überholt. Stark gekrängt lag sie auf einer Seite. An ihrem Kiel wimmelte es von Arbeitern, ihre nackten Rücken glänzten im Sonnenlicht wie Mahagoni.
    »Die Bacchante, sechsunddreißig Kanonen«, sagte Colquhoun sachlich. »Mein Schiff! Zum ersten Mal, seit ich das Kommando übernommen habe, kann ich die notwendigen Reparaturen unter der Wasserlinie durchführen lassen.«
    Bolitho warf ihm einen raschen Blick zu. Seit seinen ersten und einzigen Erfahrungen auf der kleinen, mit achtundzwanzig Kanonen bestückten Destiny hatte er immer davon geträumt, einst eine Fregatte zu befehligen. Auf solch einem wendigen und schnellen Schiff alles außer den mächtigen Linienschiffen mit allem Schneid eines jungen Kapitäns anzugreifen! Welch eine verlockende Vorstellung.
    Aber Colquhoun schien nicht in diese Rolle zu passen. Er war zart gebaut und hatte das blasse, empfindliche und gute Aussehen eines echten Aristokraten. Seine Kleidung war von hervorragendem Schnitt, und der Degen an seiner Hüfte mochte an die zweihundert Guineen wert sein.
    Colquhoun hob seinen Arm. »Schauen Sie dort hin. Hinter meinem Schiff können Sie den Rest unsrer Flottille ausmachen. Mit diesen paar Schiffen soll ich Patrouillen fahren, den Feind auskundschaften, Depeschen überbringen und jedem weichlichen Kaufmann die Tränen aus den Augen wischen, wenn ein verdächtiges Segel über dem Horizont auftaucht. Fünfmal so stark sollten meine Streitkräfte sein, und selbst dann würde ich mir noch mehr wünschen.«
    Mit einem prüfenden Blick wandte er sich Bolitho zu, der auf das blinkende Wasser hinunterstarrte.
    »Drei Korvetten«, sagte Bolitho langsam. Dahinter sah er einen winzigen bewaffneten Schoner. Sollte dies sein Schiff sein? Er schluckte hart. »Und ein Schoner.«
    »Richtig.« Colquhoun ging zum Tisch und ergriff eine schwere Karaffe. Während er sie gegen die Sonne hielt, fuhr er fort: »Sie erhalten die Sparrow, Bolitho. Achtzehn Geschütze und erst zwei Jahre alt.« Er musterte ihn flüchtig. »Nach meiner Fregatte das beste Schiff unter meinem Kommando.«
    Bolitho konnte ihn nur anstarren.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Sir.«
    Der andere zog eine Grimasse. »Dann sagen Sie eben nichts!« Er goß zwei Gläser Brandy ein.
    »Ich zweifle nicht an Ihrer Befähigung zum Seeoffizier, Bolitho. Ihre letzte Beurteilung ist mir Beweis genug. Gehorchen und Be-fehle auszuführen, ohne zu fragen, ist jedoch nur die eine Seite. Leute zu führen, ihr Geschick und ihr Leben in der Hand zu halten, ohne sie jemals aus dem Griff zu lassen, ist aber etwas ganz anderes.«
    Er bot ihm ein Glas an. »Auf Ihr erstes Kommando, Bolitho. Ich wünsche Ihnen noch mehr von jenem Glück, das Sie auf Ihrem Weg ins Jahr 78 begleitet hat. Denn das kann ich Ihnen versprechen, Sie werden es dringend brauchen!«
    Der Brandy brannte wie Feuer, aber Bolitho wirbelte immer noch so sehr der Kopf, daß er es kaum bemerkte. Eine neue Korvette! Die beste in Colquhouns Flottille! Ein Traum? Würde er nicht im nächsten Augenblick an Bord der Oktavia erwachen, und der heutige Tag würde erst beginnen?
    »Ihr Vorgänger auf der Sparrow ist kürzlich gestorben«, sagte Colquhoun mit ruhiger, gleichmütiger Stimme.
    »Oh, das tut mir leid, Sir!«
    »Hm.« Colquhoun betrachtete ihn gedankenvoll. »Fieber, sein Erster Leutnant ist zu jung im Dienstrang, selbst für ein nur vorübergehendes Kommando.« Er zuckte die Achseln. »Durch Ihre Ankunft genau im rechten Augenblick, durch die Gnade unsres hochverehrten Admirals und natürlich, Bolitho, auch durch Ihre augenscheinlichen Qualitäten für dieses Kommando fiel die Wahl sofort auf Sie, eh?« Kein Lächeln erhellte seine Züge.
    Bolitho schaute zur Seite. Es schien ihm sicherer zu sein, wenn er sich von vornherein darauf einstellte, daß Colquhoun keinen Sinn für Humor besaß.
    »Ich will mein Bestes tun, Sir.«
    »Selbstverständlich.« Colquhoun zog seine Uhr aus der Tasche und klickte den Deckel auf. »Die
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