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Klar Schiff zum Gefecht

Klar Schiff zum Gefecht

Titel: Klar Schiff zum Gefecht
Autoren: Alexander Kent
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sein Leben zu genießen wußte. Bolitho wandte den Blick wieder seinem neuen Vorgesetzten zu. Er mochte etwa dreißig Jahre alt sein, und trotz des blendenden Gegenlichtes bemerkte Bolitho dessen feingeschnittene Züge und ein schmales, angriffslustiges Kinn. Sein Haar war blond und gemäß der augenblicklichen Mode zum Nacken zurückgekämmt. Seine Hand erschien trotz des Dienstes auf dem Marinestützpunkt auffallend blaß.
    »Ihr Kapitän spricht gut von Ihnen.« Colquhoun raschelte mit den Papieren. »Recht gut.«
    Bolitho versuchte, die Trockenheit in seiner Kehle nicht durch Schlucken zu verraten. Kapitän Pears von der Trojan hatte ihm seine Beurteilung an Bord der Prise mitgegeben. Hätte er von seinem späteren Glück in dem Gefecht mit dem Kaperschiff gewußt, wäre sein Bericht vielleicht noch günstiger ausgefallen.
    Alles kam ihm nun sehr sonderbar vor. In den drei Jahren an Bord des Linienschiffes hatte er seinen Kapitän niemals wirklich verstanden. Manchmal hatte er geglaubt, Kapitän Pears könnte ihn nicht leiden und hätte seine Anstrengungen allenfalls geduldet. Aber jetzt auf diesem Schreibtisch und unter den Augen eines neuen Vorgesetzten zeigten Pears' Worte ihn in einem anderen Licht.
    »Danke, Sir!«
    »Hmph!« Colquhoun erhob sich und machte einige Schritte gegen den Tisch hin, besann sich dann aber eines anderen, ging zum Fenster und starrte, wie in Gedanken verloren, zum Ankerplatz hinunter.
    »Ich habe Befehl, Ihnen Ihre Einsatzorder zu übergeben. Für Sie wird es nun darauf ankommen, Ihren Wert zu beweisen. Statt um Ihren eigenen Vorteil zu kämpfen, werden Sie Befehlen zu gehorchen haben.«
    Bolitho wartete. Es war unmöglich, diesen Mann zu durchschauen. »Seit der militärischen Katastrophe bei Saratoga im vergangenen Jahr haben wir Anzeichen beobachtet, die auf wachsende französische Hilfe für die Amerikaner schließen lassen. Ursprünglich schickten sie Nachschub und militärische Berater, dann Freibeuter, Glücksritter und Söldner.« Colquhoun stieß die Worte zwischen schmalen Lippen hervor.
    »Nun aber tritt ihre Absicht offen zutage, die Amerikaner für ihre eigenen Angelegenheiten auszunützen, um Gebiete wiederzugewinnen, die sie im Siebenjährigen Krieg verloren haben.«
    Bolitho umfaßte den Griff seines Degens und versuchte, äußerlich ruhig zu bleiben. Irgendwo dort drunten im Hafen wartete ein Schiff auf seinen neuen Kapitän. Mochte es alt oder gerade erst vom Stapel gelaufen sein, groß oder als Flotteneinheit völlig unbedeutend, es sollte sein eigenes Schiff sein. Und hier mußte er sich zur Ruhe zwingen und Colquhouns Betrachtungen über den Krieg zuhören. Bolitho hatte von Anfang an in diesem Krieg gekämpft, und Colquhoun war, wie er von einem Offizierskameraden auf der Oktavia erfahren hatte, erst vor sechs Monaten aus England herübergekommen.
    In gleichmütig trockenem Ton fuhr Colquhoun fort: »Da wir aber die Seewege und Versorgungsrouten beherrschen, können weder die Franzosen noch der verdammte Papst uns hindern, auf dem Festland überall die Kontrolle zurückzugewinnen.«
    Er wandte sich langsam um. Die Sonne blitzte auf den goldenen Tressen seines Rockes. »Stimmen Sie mir zu?«
    Bolitho wandte sich in seinem Stuhl um: »Ich bin ganz Ihrer Meinung, Sir. Aber . . .«
    »Aber ist kein Wort, das mir zusagt«, schnappte Colquhoun.
    »Entweder Sie stimmen zu, oder Sie lehnen ab.«
    »Ich denke, es sollte mehr getan werden, um die Kaperschiffe in ihren Stützpunkten aufzuspüren und zu vernichten, Sir.« Er unterbrach seine Worte und wartete auf eine bissige Bemerkung. Dann redete er weiter: »Wir haben zu wenig Schiffe für den Geleitschutz. Jeder von zwei oder mehr Schiffen energisch geführte Angriff auf Nachschubeinheiten kann eine einzelne Eskorte zum Teufel schicken.«
    »Wahrhaftig, Sie überraschen mich!«
    Bolitho biß sich auf die Lippen. Er hatte sich hinreißen lassen. Vielleicht hatte Colquhoun gehofft, daß einer seiner Freunde oder Schützlinge das neue Kommando erhalten würde, und betrachtete Bolitho nun als Eindringling. Wo auch immer die Ursache liegen mochte, an einer gewissen Feindseligkeit schien kein Zweifel zu bestehen.
    »Ich habe natürlich von Ihrer Familie gehört, Bolitho. Seefahrerrasse. Keiner von euch hat sich jemals gefürchtet, Kopf und Kragen zu riskieren. Auch jetzt brauchen wir hier draußen die besten Offiziere, die wir kriegen können.«
    Er wandte sich plötzlich dem Fenster zu. »Kommen Sie her!« Bolitho ging quer
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