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King Stephen

King Stephen

Titel: King Stephen
Autoren: Riding the Bullet
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Anhalter mitnehme,”
sagte er, “aber wenn ich so’n jungen Burschen seh’,
der am Straßenrand wartet, dann erinner’ ich mich
immer an meine jungen Tage. Bißchen auf meinem
Daumen reiten. Und auf der Straße auch. Und sieh’,
jetzt ist sie schon vier Jahre tot und ich bin immer
noch auf der Straße mit dem gleichen alten Dodge.
Irgendwie vermisse ich sie schrecklich. Er packte
sich zwischen die Beine.
“Wo geht’s denn hin. Mein Sohn?”
    Ich erzählte ihm, daß ich auf dem Weg nach
Lewiston war und auch warum.
“Ist ja schrecklich,” antwortete er. “Deine Ma! Tut
mir echt leid!”
    Sein Mitgefühl war so stark und spontan, daß mir
die Tränen in die Augen schossen. Ich blinzelte sie
weg. Das Letzte was ich wollte, war das Heulen
anzufangen, und schon gar nicht in dem Auto des
alten Mannes; es klapperte und war verschmutzt
und darüber hinaus stank es recht heftig nach Urin.
    “Frau McCurdy - die Frau, die mich angerufen hat
- sagt, es sei nicht ernst. Meine Mutter sei noch
jung, erst achtundvierzig”
    “Sei still! Ein Infarkt!” Er war ehrlich bestürzt. Er
kratzte sich wieder zwischen den Beinen an seiner
grünen Hose, riß sich daran herum mit seiner
überdimensionierten Hand, die aussah wie eine
Klaue.
“Ein Infarkt ist immer ernst zu nehmen! Sohn, ich
bring’ Dich persönlich zum CMMC - halte direkt
vor der Tür - wenn ich nicht meinem Bruder Ralph
versprochen hätte, ihn zum Pflegeheim nach Gates
zu bringen. Seine Frau ist da und sie hat die
Vergessen-Krankheit, ich kann mir das nicht
merken wie die das nennen, Anderson’s oder
Alvarez oder irgendetwas in der Art -“
    “Alzheimer’s,” half ich ihm.
“Oh ja, wahrscheinlich kriege ich es selber. Oh
Mann, ich bin drauf und dran, Dich trotzdem
    hinzubringen.”
“Das ist nicht nötig, ” beteuerte ich, “ich kriege
schon eine Mitfahrgelegenheit von Gates, das ist
leicht.”
“Sei ruhig,” sagte er, “Deine Mutter! Ein
Herzanfall! Nur achtundvierzig! Er faßte sich
wieder zwischen die Beine seiner ausgebeulten
Hose. “Scheiß-Teil” schrie er, dann lachte er - es
hörte sich sowohl verzweifelt wie auch belustigt an.
“Scheiß-Narbe! Wenn Du hier bleibst, Sohn, dann
hat alles doch nichts gebracht. Gott wird Dich am
Ende in den Hintern treten, glaub’s mir. Aber Du
bist ein guter Junge und läßt alles stehn’ und liegen
und fährst zu ihr, genauso wie Du’s jetzt gerade
tust.
“Sie ist eine gute Mutter,” fügte ich hinzu und
wieder fühlte ich die Tränen hochschießen. Ich
hatte nicht viel Heimweh verspürt, als ich das
Elternhaus verließ, um zur Schule zu gehen - ein
bißchen in der ersten Woche, das war alles - aber da
hatte ich doch Heimweh. Es waren eben nur meine
Mutter und ich und sonst keine anderen nahen
Verwandten. Ich konnte mir kein Leben ohne sie
vorstellen. Es sei nicht so schlimm, hatte Frau
McCurdy gesagt, eben nur ein Infarkt, aber nicht so
schlimm. Die verdammt alte Dame sollte lieber die
Wahrheit erzählen, dachte ich, wäre besser, sie täte
es.
Eine Weile fuhren wir schweigend. Es war nicht
die schnelle Mitfahrgelegenheit, die ich mir erhofft
hatte - der alte Mann behielt seine 45 Meilen die
Stunde konstant bei, kam manchmal versehentlich
über die weiße Linie auf die Gegenfahrbahn - aber
es war eine weite Strecke, die er mich mitnahm und
dafür war es echt gut. Der Highway 68 breitete sich
vor uns aus, zog seine Bahn durch Meilen von Holz
und zerteilte die kleinen Städte die für die Dauer
eines Blinzelns erschienen und hinter uns
verschwanden, jede mit einer Bar und einer
Selbstbedienungstankstelle: New Sharon, Ophelia,
West Ophelia, Ganistan (hieß mal Afghanistan,
unglaublich aber wahr), Mechanic Falls, Castle
View, Castle Rock. Der hellblaue Himmel wurde
dunkler, als der Tag regnerischer wurde; erst
schaltete der alte Mann das Standlicht, später dann
das Abblendlicht an. Es war das Fernlicht, aber er
schien es nicht zu merken, nicht einmal dann, als
entgegenkommende Fahrzeuge aufblendeten, um
ihn darauf aufmerksam zu machen.
“Meine Stiefschwester erinnert sich noch nicht mal
an ihren Namen,” sagte er. “sie weiß es einfach
nicht, weder ja, noch nein, noch vielleicht. Das ist
es, was Anderson’s Krankheit mit Dir anstellt,
Sohn. Da ist ein Ausdruck in ihren Augen … als
wenn sie sagen würde ‘laßt mich raus hier’ … oder
sagen würde , wenn sie sich an die Worte erinnern
könnte. Weißt Du, was ich meine?”
“Ja,”, sagte ich. Ich holte tief Luft und fragte mich,
ob der Urin,
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