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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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nicht gesehen«, schniefte Margot. »Die saß doch schon im Auto.«
    »Richtig. Wir haben erst hingeschaut, als die Reifen quietschten«, pflichtete ihre Freundin bei.
    »Es könnte wirklich auch eine Frau gewesen sein«, meinte die Hundebesitzerin.
    »Aber welche Frau macht denn so was?«, warf Elfriede skeptisch ein.
    Tannenberg dachte an die zahlreichen Fälle von Kindesraub, bei denen Frauen Babys und Kleinkinder entführt hatten, um ihren unerfüllten Kinderwunsch zu befriedigen, doch er behielt seine Gedanken lieber für sich.
    »Vielleicht war es ja das Taxi, das vorhin in der Trippstadterstraße an uns vorbeigefahren ist«, sagte Margot und ergänzte in ein verzweifeltes Aufstöhnen hinein: »An mir und Emma.«
    »Was war das für ein Taxi?«
    »Ein normales Taxi halt.«
    »Hast du den Fahrer erkennen können?«
    »Nein, ich hab nicht auf ihn geachtet«, antwortete Margot mit tränenerstickter Stimme.
    »Was für eine Automarke?«
    »Ein Mercedes. Ich hab den Stern gesehen.«
    In diesem Augenblick schoss ein Streifenwagen um die Ecke, preschte in die Parkanlage hinein und kam direkt vor Tannenbergs Füßen zum Stillstand. Kriminalhauptmeister Krummenacker hechtete aus dem Auto.
    »Was ist mit der Ringfahndung?«, blaffte der Leiter des K 1.
    »Steht, Wolf. Wir haben einen 30-Kilometer-Ring aufgebaut. Alle Ausfallstraßen sind mit Kontrollstellen besetzt. Dieser Mistkerl entkommt uns nicht! Wir stellen hier in der Gegend jedes Taxi auf den Kopf.« Er hatte Tränen der Wut in seinen Augen. »Wenn ich den erwische, dem dreh ich eigenhändig den Hals um.«
    Margot zog ihren Sohn am Arm zu sich herunter und flüsterte ihm ins Ohr: »Wolfi, wir müssen Marieke und Max Bescheid geben.«
    Der Gedanke an Emmas Eltern, die noch überhaupt nichts von der Entführung ihrer kleinen Tochter wussten, traf Tannenberg tief ins Mark. Eiskalte Schauder jagten ihm den Rücken hinunter und ließen eine Gänsehaut auf seinen Armen sprießen.
    »Mutter, ich kann jetzt nicht, ich muss mich dringend um die Fahndung kümmern.«
    Elfriede hakte ihre Freundin unter. »Komm, ich begleite dich. Wir bringen nur noch schnell Ann-Sophie nach Hause.«
    Margot kniff die farblosen Lippen zu einem dünnen Strich zusammen und nickte. Mit hängenden Köpfen trotteten die beiden alten Damen ihres Weges. Die Buggys ließen sie zurück.
    »Warum ausgerechnet die kleine Emma?«, fragte Krummenacker.
    Wolfram Tannenberg seufzte. »Das frage ich mich auch schon die ganze Zeit über.«
    »Vielleicht handelt es sich ja um eine Verwechslung.«
    »Du meinst …?« Tannenbergs Gesicht leuchtete auf. »Ja, warum denn nicht. Die beiden Mädchen sehen sich ziemlich ähnlich. Und …«
    »Und was?«
    »Die Krehbiels sind eine alte, steinreiche Fabrikantenfamilie.«
    »Na, das wäre doch eine Erklärung für die Entführung.«
    »Aber was bedeutet das für Emma?«
    »Also, ich denke, dass der Täter Emma sofort freilässt, wenn er merkt, dass er das falsche Kind entführt hat.«
    »Du glaubst nicht, dass er sie …« Den Rest ließ er unausgesprochen. Sein Mund war plötzlich völlig ausgetrocknet, sodass die Zunge am Gaumen festklebte. Schwankend griff er nach der Autotür und klammerte sich daran fest.
    Krummenacker legte ihm tröstend die Hand auf die Schulter. »Nein, Wolf. Warum sollte er das tun?«
    »Du hast recht. Er muss ja nicht befürchten, dass Emma ihn identifizieren könnte. Erstens ist er vermummt, und zweitens kann Emma noch gar nicht richtig sprechen.«
    »Richtig, Wolf, so schlau ist der bestimmt auch. Warum sollte er solch ein unnötiges Risiko eingehen? Das würde seine Situation doch nur extrem verschärfen. Du wirst sehen, wenn er erkennt, dass er das falsche Mädchen entführt hat, lässt er die Kleine unmittelbar frei. Es wird bestimmt alles gut werden. Wart’s ab, schon heute Abend ist Emma wieder bei ihren Eltern.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr. Das wäre wirklich zu schön.« Tannenbergs kurzzeitig entspannte Miene veränderte sich auf einen Schlag. »Aber wie erfährt er denn davon, dass er das falsche Mädchen entführt hat?«
    »Ganz einfach: Er wird sich sicherlich schon bald bei der Familie der Kleinen melden und seine Lösegeldforderung stellen.«
    »Ja, sicher«, brummelte Tannenberg vor sich hin. »Ich geh jetzt zu Ann-Sophies Eltern. Sie wohnen ja gleich da vorne. Heute ist Sonntag, da sind sie bestimmt zu Hause.« Er machte einen Schritt, doch dann blieb er abrupt stehen und wirbelte zu Krummenacker herum. »Ruf den Mertel an,
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