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Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Kindspech: Tannenbergs achter Fall

Titel: Kindspech: Tannenbergs achter Fall
Autoren: Bernd Franzinger
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gesehen?«, stieß Margot schluchzend hervor.
    »Ein Vermummter hat sich das eine kleine Mädchen geschnappt. Dann ist er zum Auto gerannt, hat es in den Kofferraum gesperrt und ist losgefahren.«
    Jedes Wort traf Margot wie ein tiefer Nadelstich. Verzweifelt schlug sie die Hände vors Gesicht. »Polizei«, keuchte sie.
    »Hab ich bereits verständigt«, erklärte die junge Frau.
    Ein Ruck ging durch Margots Körper. »Geben Sie mir bitte Ihr Handy«, forderte sie. Mit zitternden Fingern tippte sie die Nummer ihres jüngsten Sohnes ein.
     
     
    8 Uhr 55
     
    Das schrille Läuten riss Wolfram Tannenberg abrupt aus einem jugendgefährdenden Traum. Schlaftrunken tastete er die andere Betthälfte ab. Doch die war leer. Während er blinzelnd die Augen öffnete, erinnerte er sich daran, dass Hanne noch in der Nacht nach Hause gefahren war. Sie wollte heute Morgen zeitig aufstehen, um gemeinsam mit ihren Brüdern bei einer Zuchtpferde-Auktion einen neuen Deckhengst für das elterliche Gestüt zu ersteigern.
    »Wenn sie wüsste, dass ich gestern eine Pferdefrikadelle gegessen habe – oh ha, mein lieber Kurt, das gäbe Schwierigkeiten«, sagte er zu seinem Hund, während er zum Telefon schlurfte.
    Als er die verzweifelte Stimme seiner Mutter hörte, die ihm in abgehackten, wirren Worten die schrecklichen Ereignisse schilderte, fuhr ihm ein krampfartiger Schmerz in die Magengegend, der ihm fast den Atem nahm. Kurt drückte sich an seinen Oberschenkel und leckte ihm winselnd die Hand. Einige Sekunden lang war Tannenberg wie paralysiert. Er hatte das Gefühl, als ob ihm gerade das Blut in den Adern gefror. Doch dann schoss Adrenalin in seinen Körper.
    »Ich komme sofort«, keuchte er. In Windeseile streifte er seine Jogginghose über und schlüpfte in die Hausschuhe. Anschließend stürmte er die Treppe hinunter. Ein höllischer Schmerz fuhr ihm ins linke Knie. Aber er biss die Zähne zusammen und spurtete zum Stadtpark. Kurt folgte ihm bellend. Unterwegs verlor Tannenberg einen Pantoffel. Er kickte den anderen ebenfalls fort und rannte barfuß weiter. Kurt sammelte die beiden Hausschuhe ein und folgte seinem Herrchen mit fliegenden Ohren. An der Schumannstraße wäre er fast von einem Kleintransporter überfahren worden.
    Von all dem bekam Tannenberg nicht das Geringste mit. Wie ferngesteuert rannte er durch die staubigen Straßen des Musikerviertels. In seinem Hirn wirbelten die Gedanken wild durcheinander.
    Der arme kleine Wurm. Hoffentlich tut ihr dieser Drecksack nichts an. Oh Gott, ich muss dringend eine Ringfahndung auslösen. Er tastete seine Jogginghose ab. Verdammt, kein Handy dabei!
    Völlig ausgepumpt traf er im Stadtpark ein.
    »Hat jemand ein Handy?«, stieß er hechelnd aus.
    Die Hundebesitzerin reichte es ihm. Von der Zentrale erfuhr er, dass die Polizeileitstelle bereits eine Ringfahndung nach einem beigefarbenen Taxi unbekannten Typs und Kennzeichens ausgelöst hatte.
    »Welche Automarke, welches Modell?«, fragte Tannenberg.
    Nur Schulterzucken.
    »Kombi? Limousine?«
    »Kein Kombi«, erwiderte die junge Frau. »Ein Auto mit Kofferraum.«
    Bei diesem Wort heulte Margot auf.
    »Buchstaben oder Zahlen des Kennzeichens?«
    Allseitiges Kopfschütteln.
    »Das ging doch alles so rasend schnell«, entschuldigte sich Elfriede Krehbiel.
    »Und die Kleine hat auch nichts erkannt?«, fragte Tannenberg mit Blick auf Ann-Sophie, die ihm den Rücken zugewandt hatte und sich noch immer krampfhaft an ihrer Oma festklammerte.
    »Sie ist so alt wie Emma und kann noch nicht sprechen, lesen schon gar nicht«, erklärte Elfriede.
    »Na-, natürlich«, stammelte der Kriminalbeamte. »War es eine Person oder waren es mehrere?«
    »Ich hab nur eine gesehen, den Fahrer«, sagte die Hundebesitzerin.
    »Dann war’s also ein Mann.«
    »Ja.« Die junge Frau blies die Backen auf und zuckte mit den Schultern. »Obwohl, beschwören könnte ich das nicht. Die Gestalt war schließlich vermummt.«
    »Wie?«
    »Na ja, mit so’ner Gesichtsmaske eben, wie ein Bankräuber.«
    »Aber am Bewegungsablauf erkennt man doch das Geschlecht«, behauptete Tannenberg.
    »Kann ich trotzdem nicht sicher sagen.«
    »Was hatte die Person an?«
    »Weite Klamotten.« Die Hundehalterin schloss die Augen, um sich die Szene in Erinnerung zu rufen. »Overall oder Jogginganzug. Genau hab ich das nicht gesehen, die Person war zu weit weg von mir.«
    Er wandte sich an die älteren Frauen. »Was meint ihr? War’s ein Mann oder eine Frau?«
    »Wir haben sie doch gar
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