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Keine zweite Chance

Keine zweite Chance

Titel: Keine zweite Chance
Autoren: H Coben
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helfen, oder? Dann müssen Sie meine Fragen beantworten.« Er sah wieder auf seinen Block. »Tja, haben Sie nun Feinde?«

    Weiter mit ihm zu streiten wäre vergeblich, wenn nicht gar schädlich gewesen, also fügte ich mich widerwillig. »Jemand, der mich erschießen würde?«
    »Ja.«
    »Nein. Niemanden.«
    »Und Ihre Frau?« Er musterte mich eingehend. Eins meiner liebsten Bilder von Monica — das Strahlen in ihrem Gesicht, als wir zum ersten Mal die Raymondkill Falls gesehen hatten, als sie mich in gespielter Angst umklammerte, während das Wasser auf uns hinabstürzte — kam mir in den Sinn. »Hatte sie Feinde?«
    Ich sah ihn an. »Monica?«
    Ruth Heller trat einen Schritt vor. »Ich glaube, das reicht für heute.«
    »Was ist mit Monica?«, fragte ich.
    Dr. Heller stand jetzt Schulter an Schulter neben Detective Regan. Beide sahen mich an. Heller wollte wieder protestieren, aber ich unterbrach sie.
    »Kommen Sie mir nicht mit diesem Mist zum Schutz des Patienten « , versuchte ich zu schreien, während Angst und Wut gegen das ankämpften, was mein Gehirn vernebelte. »Sagen Sie mir, was mit meiner Frau ist!«
    »Sie ist tot«, sagte Detective Regan. Einfach so. Tot. Meine Frau. Monica. Es war, als hätte ich ihn gar nicht gehört. Die Worte kamen nicht an.
    »Als die Polizei ihre Haustür aufgebrochen hat, war auf sie beide geschossen worden. Sie konnten gerettet werden. Aber für Ihre Frau war es zu spät. Es tut mir Leid.«
    Wieder schoss mir ein Bild durch den Kopf — Monica auf Martha’s Vineyard, in ihrem beigen Badeanzug am Strand. Das schwarze Haar wehte ihr über die Wangenknochen, während sie mich mit ihrem rasiermesserscharfen Lächeln ansah. Mit einem Blinzeln wischte ich das Bild beiseite. »Und Tara?«

    »Ihre Tochter?«, setzte Regan an und räusperte sich kurz. Wieder sah er auf seinen Block, aber ich glaube nicht, dass er etwas notieren wollte. »Sie war an diesem Morgen zu Hause, ja? Ich meine, als es passiert ist?«
    »Ja, natürlich. Wo ist sie?«
    Mit einer energischen Bewegung klappte Regan seinen Block zu. »Als wir dort eintrafen, war sie nicht am Tatort.«
    Meine Lunge wurde zu Stein. »Das verstehe ich nicht.«
    »Anfangs hatten wir gehofft, sie sei bei einem anderen Mitglied der Familie oder bei Freunden. Oder bei einem Babysitter, aber …« Seine Stimme erstarb.
    »Sie meinen, Sie wissen nicht, wo Tara ist?«
    Diesmal zögerte er nicht. »Ja, das stimmt.«
    Mir war, als drücke mir eine riesige Hand auf die Brust. Ich kniff die Augen zu und ließ den Kopf ins Kissen sinken. »Seit wann?«, fragte ich.
    »Seit wann sie vermisst wird?«
    »Ja.«
    Dr. Heller ergriff hastig das Wort. »Sie müssen das verstehen. Sie waren schwer verletzt. Wir hatten wenig Hoffnung, dass Sie überleben würden. Sie sind maschinell beatmet worden. Ein Lungenflügel war zusammengefallen. Außerdem hatten Sie noch eine Infektion. Sie sind selbst Arzt, ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wie ernst das in einer solchen Situation ist. Wir haben versucht, die Medikamentendosis langsam zu reduzieren, damit Sie so schnell wie möglich wieder zu sich kommen  …«
    »Seit wann?«, fragte ich noch einmal.
    Regan und sie sahen sich an, dann sagte Heller etwas, das mir erneut den Atem verschlug. »Sie waren zwölf Tage bewusstlos.«

2
    Wir tun, was wir können«, verkündete Regan in einem Tonfall, der so einstudiert klang, als hätte er diesen Satz während meiner Bewusstlosigkeit unablässig an meinem Bett geprobt. »Wie gesagt, wir waren anfangs nicht sicher, ob wirklich ein Kind vermisst wird. In dieser Phase haben wir wertvolle Zeit verloren, aber inzwischen sind wir wieder dran. Taras Foto wurde an sämtliche Polizeireviere, Flughäfen, Mautstationen, Bus- und Zugbahnhöfe und so weiter im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern geschickt. Wir haben die Hintergründe aller vergleichbaren Entführungen untersucht, um festzustellen, ob wir ein Muster erkennen können.«
    »Zwölf Tage«, wiederholte ich.
    »Wir haben Abhöreinrichtungen an Ihren Telefonen — zu Hause, im Büro und an Ihrem Handy …«
    »Wieso?«
    »Falls jemand Lösegeld verlangt.«
    »Hat schon jemand angerufen?«
    »Nein, bisher nicht.«
    Mein Kopf sank wieder ins Kissen. Zwölf Tage. Ich hatte zwölf Tage in diesem Bett gelegen, während mein Baby … ich verdrängte den Gedanken.
    Regan kratzte sich den Bart. »Wissen Sie noch, was Tara an diesem Morgen angehabt hat?«
    Ich wusste es genau. Ich habe mir eine Art morgendliches Ritual
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