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Keine Zeit und trotzdem fit

Titel: Keine Zeit und trotzdem fit
Autoren: Gert von Kunhardt
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Reize, seelische Belastungen aller Art). Körperliche Bewegung wäre das richtige Mittel, um die Stressreaktionen abzubauen. Bleibt die körperliche Reaktion aber aus, kann Stress viel leichter zum Distress, zum unverarbeiteten, schädlichen Stress werden – mit möglicherweise fatalen Folgen:
Die dauerhaft erhöhte Grundspannung der Muskulatur kann leicht Ursache für zahlreiche Muskelverspannungen werden.
Der vom Stress ausgelöste Bluthochdruck schädigt das Gefäßsystem und begünstigt das Entstehen von Arteriosklerose.
Die Zunahme der Blutgerinnung führt zur Blutverdickung und erhöht die Gefahr, einen Herzinfarkt zu erleiden.
Die Einschränkung der Sexualfunktion belastet Psyche und Partnerschaft.
Neigungen zu Aggression und Depression bleiben unbewältigt und suchen sich andere Ventile, zum Beispiel in launischer Unzufriedenheit.
Schlaflosigkeit, Magendruck, Herzjagen und ähnliche Symptome können chronische Formen annehmen.
Je nach Stressintensität werden Stresshormone in Sekundenschnelle um ein Vielfaches erhöht. Sie sind Sauerstoffräuber, die zusätzliche Probleme schaffen, weil sie beträchtliche Mengen an gefährlichen Sauerstoffradikalen entstehen lassen.
    |26| Schlafstörungen
    35 Prozent der Deutschen leiden heute unter massiven und behandlungsbedürftigen Schlafstörungen. Weitere 45 Prozent haben ein ungestilltes Bedürfnis nach richtig erholsamem Schlaf, das heißt, sie wachen nachts häufig auf, schlafen schlecht wieder ein und fühlen sich morgens unausgeschlafen. Eine Studie belegt, dass sich die Zahl der an Schlaflosigkeit leidenden Menschen innerhalb der letzten 30 Jahre verdreifacht hat; und Menschen in der westlichen Welt schlafen durchschnittlich ein bis zwei Stunden weniger als noch vor hundert Jahren.
    Wer bei Licht einschläft, produziert zu wenig des Schlafhormons Melatonin. Genauer gesagt: Das Enzym N-Acetyl-Transferas oder AA-NAT wird bei Licht unterdrückt. Dem Schlaf fehlt dadurch die Tiefe und Erholsamkeit.
    Was sind die Gründe für schlechtes Schlafen? Einer ist sicher die allgemeine Erhöhung des Lebenstempos. Es ist »in«, immer »on« zu sein, und in unserer Leistungsgesellschaft ist es ein erklärtes Ziel, in immer kürzerer Zeit immer mehr zu leisten. Wir kennen die Schlagwörter: Arbeitsverdichtung, Personalabbau, Überstunden und so weiter. Hinzu kommt die Reizüberflutung durch aufmerksamkeitfordernde Werbung. Der Kampf um die TV-Einschaltquoten ist ein Beispiel dafür. Das Rund-um-die-Uhr-Fernsehen macht für den die Nacht zum Tag, der sich darauf einlässt. Fast vier Stunden sieht der Deutsche im Durchschnitt fern.
    Die Flut der Informationen
    Wussten Sie, dass in einer Samstagsausgabe der
Süddeutschen
Zeitung
mehr Informationen stehen, als ein Mensch im 17. Jahrhundert in seinem ganzen Leben erhalten hat? Der Hirnforscher und Nobelpreisträger John Eccles erklärt dazu: »Innerhalb |27| eines Jahres ist der Durchschnittsbürger so vielen Stunden Unterhaltung, Ideologie, Information und Überredung ausgesetzt wie während der gesamten Stundenzahl seiner Schulzeit. Dazu kommt die Wirkung von Presse, Film, Bestsellern und so weiter, sodass heute die informierteste Bevölkerung aller Zeiten zugleich auch die verwirrteste, verzweifelteste und verunsicherteste ist.« Wir versuchen, mit Multitasking mehrere Dinge gleichzeitig zu tun und unser Wissen zu vermehren. Damit schaffen wir aber nicht mehr Wissen, sondern wir zerfasern unsere Konzentrationsfähigkeit.
    Der New Yorker Kommunikationsspezialist Neil Postman beschreibt es so: »Wir leben in einer Welt der völligen Reizüberflutung. Es fällt uns daher schwer, ruhig und konzentriert zu sein. Zu viele Informationen strömen auf uns ein. Wir können beinahe beliebige Wahrnehmungsfilter aufsetzen, um uns vor Informationen zu schützen, aber diese Wahrnehmungsfilter funktionieren immer schlechter. Wer nicht weiß, woher er kommt und wohin er geht, kann Informationen nicht filtern.«
    Das heißt, dass wir heute mehr und mehr die Übersicht verlieren und wie das Kaninchen vor der Schlange bewegungslos verharren. Der Philosoph Odo Marquard spricht bereits vom Leben in wachsamer Faulheit, in dem die zum Ausgleich notwendige Bewegung fehlt. Die ganze Crux rührt daher, dass zum Ausgleich natürlicher Stresssituationen die körperliche Aktivität, also Angriff oder Flucht, fehlt. Professor Dr. Ludwig Demling, ehemaliger Direktor der Medizinischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg, formulierte es einmal so: »Nichts
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