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Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)

Titel: Keine wie sie (keine wie ...) (German Edition)
Autoren: Kera Jung
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Sirenengeheul. Als die Samaritermannschaft eintraf, geschah das zeitgleich mit den Cops. Die stellten Daniel jede Menge unangenehmer Fragen, was das Genie namens Carol, Becky, oder wie auch immer, veranlasste, eilig von der Bildfläche zu verschwinden.
    Dafür erwiesen sich die sogenannten Zeugen umso auskunftsfreudiger, welche übrigens samt und sonders
nach
dem Crash eingetroffen waren. Allerdings schien die Fraktion 'Sie ist einfach auf die Straße gerannt', in der Zwischenzeit sprunghaft angestiegen zu sein.
    Bei seiner Aussage hielt Daniel sich an die mehrheitliche Überzeugung, was die beiden Cops ihm nach einer Weile sogar abnahmen. Als er endlich das Protokoll gegenzeichnen konnte und sich die Menge langsam zerstreute, war der Rettungswagen mit dem Mädchen längst verschwunden.
    Unschlüssig saß er kurz darauf hinter seinem Lenkrad.
    Auf die heutigen Vorlesungen verzichtete Daniel nach diesem Auftakt dankend. Außerdem musste er dringend die Gemüter besänftigen, vorrangig jedoch eines. Gelang es ihm, die Kleine von deren Schuld zu überzeugen, war er aller Sorgen ledig.
    Kurz entschlossen ließ er den Motor an und begab sich auf den Weg in die Klinik.
    * * *
    Autounfälle
stellten selbst in Ithaka keine Seltenheit dar.
    Crashs, in die der Sohn des Chefarztes verwickelt war, durchaus. Die wurden sofort zur Sensation aufgebauscht. Weshalb Daniel sich nicht erst umständlich nach dem Verbleib des Mädchens erkundigen musste, sondern von einer aufgewühlten Empfangsschwester und einem äußerst besorgten Dr. Grant in der Lobby empfangen wurde.
    „Ist alles mit dir in Ordnung?“
    „Ja, ja“, wehrte er unwirsch ab und nahm sofort die Schadensbegrenzung in Angriff.
    Erstens:
    Den edlen Ritter spielen.
    „Wie geht es ihr? Die Fraktur am Bein ist erwiesen, mehr konnte ich visuell zunächst nicht diagnostizieren.“ Immer den Mediziner raushängen lassen, das kam gut an.
    Und richtig, schon entspannte sich Daddy. „Sie ist wohlauf, ihr Bein tatsächlich gebrochen, sehr präzise erkannt! Es handelt sich um eine glatte Fraktur. Ein paar Wochen im Gips und alles ist nur noch eine unschöne Erinnerung.“
    Daniels knappes Nicken entsprach exakt der angemessenen Reaktion.
    „Wie genau kam es zu dem Unfall?“
    „Die Kleine muss in Gedanken gewesen sein und sah mich nicht kommen. Selbstverständlich bremste ich sofort, erfasste es jedoch trotzdem. Sorry ...“ Er räusperte sich. „Ist sie wach?“
    „Ja. Die Untersuchungen sind beendet, willst du ...?“
    „Selbstredend!“ Zackige Antworten in spannungsgeladenen Situationen zeugten von Charakterstärke und Nerven, weshalb sie Daniels Vater außerordentlich entzückten. „Welches Zimmer?“
    „236.“
    Womit Daddy schon einmal erfolgreich abgefrühstückt war.
    Blieb nur noch sie …
    * * *
    Sie
lag
in einem dieser grauenhaften Krankenhausbetten.
    Das eingegipste Bein ruhte wie ein anklagendes Mahnmal auf der Decke. Die riesigen Augen hinter den Gläsern nahmen bei seinem Auftauchen nochmals an Größe zu und das Gesicht färbte sich rot.
    Jetzt, mit dem Wissen, sie nicht versehentlich getötet zu haben, konnte Daniel endlich die übliche Bestandsaufnahme vornehmen. Diesmal fiel sie sehr flüchtig aus.
    Es handelte sich nur um eines der zahlreichen Kinder, die sich ans College verirrt hatten. Erstsemester, zweifelsohne, soeben von Mommy getrennt, der reichlich vorhandene Babyspeck sprach für sich. Nichtssagend, unansehnlich, kein Hauch von Sexappeal, total uninteressant. Wahrscheinlich BWL als Hauptfach.
    Leider
musste
er sich mit ihr befassen, denn dieses Kleinkind konnte ihn unter Umständen den Hals kosten. Daher übersah Daniel großzügig, dass es indes einer Tomate ähnelte, und lächelte sanft. „Hey, wie geht’s?“
    Er hätte geschworen, die Hitze in Wellen aufsteigen zu sehen. Demnach ein besonders schwerer Fall. Ihr Schlucken machte sich in der Stille ausnehmend laut aus. Der Mund stand offen, dennoch atmete sie durch die Nase, wobei sich die Polypen nachdrücklich bemerkbar machten.
    Irgendwann brachte sie es doch tatsächlich auf ein heiseres Räuspern und ein hektisches Blinzeln. „Gut ...“
    „Das
freut
mich!“, strahlte er. „Brauchst du irgendwas?“
    „Was?“
    „Ein Wasser, etwas Verpflegung, ein Buch, was weiß ich?“
    Es dauerte ausnehmend lange, bevor ein vages Kopfschütteln erfolgte. Inzwischen saß er auf dem Stuhl neben ihrem Bett und befahl sich, an der Brille vorbei irgendwie in die Augen zu blicken.
    „Das ist ja
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