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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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für lange Strecken. Außerdem
ist sie nie schneller als höchstens fünfzig Stundenkilometer gefahren .«
    »Der Sheriff war schnell bei
der Hand, es einen Unfall zu nennen .«
    »Na ja, vielleicht war’s auch
einer, Randall. Man kann auch mit fünfzig von einer Straße abkommen, genau wie
mit hundertzwanzig .«
    »Allerdings«, sagte ich.
    Er versuchte nicht, mich zu
überzeugen, und wir gingen weiter, bis der Bürgersteig endete. Da damit auch
Humboldt Creek zu Ende war, gingen wir an einer großen Wiese entlang weiter. Am
Hang vor uns mündete die Straße in einen Nadelwald.
    »Glauben Sie, jemand aus der
Familie wäre fähig gewesen, sie umzubringen ?« fragte
ich unvermittelt.
    »Vielleicht.« Er musterte mich
vorsichtig. »Aber fähig dazu — das sind wir alle, Randall. Das wissen Sie .«
    »Okay«, gab ich zu. »Aber
einige Menschen begehen eher einen Mord als ändere .«
    Er schmunzelte, als ob ich ein
paar Feinheiten der Psychologie nicht verstünde, und er sei der Philosoph vom
Lande, der die Antwort auf alle Fragen wußte.
    »Was können Sie mir über die
Familie erzählen ?«
    »Nicht viel, was Sie nicht auch
selbst gleich sehen werden«, sagte er. »Keiner von ihnen ist gesellig. Man
sieht sie kaum in der Stadt, und wenn, dann reden sie nicht viel. Aldo, Hannahs
Mann, ist der größte Strolch, der auf zwei Beinen herumläuft. Er hat die Schule
nicht abgeschlossen und ist in seinem ganzen Leben keiner regelmäßigen Arbeit
nachgegangen. Er hat Hannah vor sechs Jahren geheiratet, und seither hat er
nichts getan, als gelegentlich in der Garage ausgeholfen — wenn man ihn dort
braucht, und das ist nicht oft der Fall. Er hat nur darauf gewartet, daß die
alte Dame stirbt, damit er ans Geld seiner Frau kann .«
    »Aber das kann er doch erst,
wenn sie einen Jungen haben. Warum kriegen sie keine Kinder ?«
    »Leicht zu beantworten. Er
hätte arbeiten müssen, um sie ernähren zu können. Winifred Birrel mochte Kinder
nie, nicht mal ihre eigenen. Jedenfalls nicht, seit ihr Mann tot war. Das war
vor knapp zwanzig Jahren, kurz nach Rhodas Geburt. Da ist Winifred so komisch geworden .«
    »Rhoda? Was ist mit ihr ?«
    Er lächelte traurig. »Armes
kleines Ding. Ihr ist es am schlimmsten ergangen. Als die beiden anderen
Schwestern klein waren, da war ihre Mutter noch normal, aber Rhoda hat nie ein
intaktes Familienleben gekannt. Mir tut sie leid, aber die meisten Leute hier
sind weniger großzügig .«
    »Warum?«
    »Kennen Sie sie ?«
    »Nein. Ich kenne noch niemanden
von der Familie. Ich will jetzt hin, aber erst wollte ich Sie sprechen .«
    »Na ja, dann werden Sie selber
sehen, was mit Rhoda los ist. Sie war schon mit zwölf Jahren mannstoll. Wenn es
in dieser Stadt einen Mann zwischen fünfzehn und fünfzig gibt, der sie noch
nicht gehabt hat, dann wollte er entweder nicht, oder er hat überhaupt keinen
Spaß dran. Und selbst dann muß er schnell weglaufen können .«
    »Okay. Die Leute mochten also
nicht, daß ihre unschuldigen Jungen von einer Zwölfjährigen verführt wurden.
Was wurde daraus? Sie müßte jetzt einundzwanzig sein.
Sagen Sie nur nicht, man nimmt immer noch an ihr Anstoß ?«
    »Nun ja, es hat eine Zeitlang
viel Ärger gegeben. Die meisten Leute scherten sich nicht darum, aber ein paar
erflehten Feuer und Schwefel über die Häupter aller Birrels. Da ich bezahlt
werde, mich um die Familienangelegenheiten zu kümmern, wurde ich naturgemäß
hineingezogen. Es hatte keinen Zweck, Rhodas Mutter zu bitten, sie solle dem
Mädchen helfen — aber schließlich überzeugte ich ihre Schwestern, daß man um
des lieben Friedens in Humboldt Creek willen versuchen müsse, sie zu zähmen.
Sie brachten die alte Winnie dazu, daß sie die nötigen Papiere unterschrieb,
und Rhoda wurde zur psychiatrischen Behandlung nach Sacramento ins
Staatskrankenhaus gebracht. Da war sie fünfzehn Jahre .«
    »Wie lange blieb sie dort ?«
    »Ein halbes Jahr. Sie hat dort
die Hälfte des männlichen Personals verführt, einschließlich des behandelnden
Arztes, aber keiner schien etwas dabei zu finden, bis die Frau des Arztes die
beiden eines Tages im Behandlungszimmer überraschte. Es gab solchen Stunk, daß
ich es für besser hielt, wenn Rhoda eine Zeitlang heimkam. Also ging hier bald
alles wie vorher. Wir brachten sie dann in ein Privathospital bei Redwood City.
Dort blieb sie, bis sie achtzehn war. Es kostete natürlich Geld, und die alte
Winnie hörte nicht auf, deswegen zu jammern. Wenn es um Geld ging, war sie
immer
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