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Keine Pille gegen Mord

Keine Pille gegen Mord

Titel: Keine Pille gegen Mord
Autoren: Carter Brown
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Fuß.
Dann können Sie mir die historisch bedeutsamen Gebäude von Humboldt Creek
zeigen .«
    Er lächelte traurig. »Miss Grady und ich sind so ziemlich das einzig Historische
hier«, sagte er. »Aber vielleicht kann ich Ihnen unterwegs schon etwas über die
Birrels erzählen .«
    Wir schlugen erst die
Hauptstraße ein, dann eine bergan führende Seitenstraße.
    »Der Seniorchef von Roberts,
Roberts und Grimstead läßt Ihnen sein Bedauern ausdrücken«, richtete ich
pflichtgetreu meines Vaters Botschaft aus. »Ich soll Ihnen sagen, daß das
Vermögen der Familie Birrel jetzt fünf Millionen beträgt, nach Abzug der
Steuern und unseres Honorars. Wenn die alte Dame noch ein Jahr länger gelebt
hätte, dann hätten wir sechs Millionen draus gemacht .«
    Er räusperte sich. »Nun, ich
denke, die sind auch mit fünf zufrieden .«
    »Vielleicht«, brummte ich.
»Andererseits — Mr. Birrel hat ein ziemlich kompliziertes Testament
hinterlassen.«
    Er nickte und massierte sein
Kinn. »Wenn ich etwas kenne, Randall, dann die Bestimmungen des Birrelschen Testaments. Es besagt, daß die Töchter keinen
Cent des Kapitals erhalten, solange sie keinen männlichen Erben geboren haben.
Ehelich. Und im Augenblick gibt es keine Kinder, obwohl zwei der Töchter
verheiratet sind .«
    »Dann bleiben uns ja noch mindestens
neun Monate, um aus den fünf Millionen sechs zu machen«, meinte ich. »Es sei
denn, eine der Damen wäre bereits schwanger ?«
    Macintosh überging meine letzte
Frage und sah mich ernst an. »Ich möchte Ihrem Herrn Vater raten, nicht zu sehr
an diesem Geld festzuhalten«, sagte er. »Die Töchter haben lange gewartet, und
ich behaupte, sie sind so scharf darauf, wie der Teufel auf die arme Seele .«
    »Ums Festhaltenwollen geht’s gar nicht«, erwiderte ich sachlich. »Das Vermögen muß nach den
Bestimmungen des Testaments verwaltet werden, und der alte Birrel hatte sehr
eigene Ansichten, was Frauen und Geld anlangte .«
    Macintosh seufzte tief. »Ich
weiß, Randall. Ich war noch ein junger Mann, als er starb, aber ich kann mich
erinnern. Er liebte beides, Frauen und Geld, sagte er, aber er bezweifelte, daß
sie sich vertrugen. Sein einziger Sohn kam beim Viehtreiben um, er wurde zu
Tode getrampelt. Der alte Herr hat dann sein Vermögen der Frau seines Sohnes zu
treuen Händen überlassen — Winifred. Sie sollte eine jährliche Rendite bekommen
— vierzigtausend Dollar — , und das Kapital sollte
investiert werden.«
    »Nach den Anweisungen, die
Hiram Birrel gleich hinzufügte«, ergänzte ich.
    »So war’s«, murmelte er. »Und
Ihr Herr Vater hat es prima verstanden, etwas aus dem Geld zu machen. Da gibt
es nichts zu deuteln .«
    »Warum hat Winifred Birrel
eigentlich nicht wieder geheiratet ?« fragte ich aus
purer Neugier. »Dann hätte sie doch das ganze Geld bekommen, nicht wahr ?«
    »Die Antwort darauf ist
einfach: Sie war eben verrückt !«
    »Ich glaube, der Beweis ist
schlüssig«, pflichtete ich bei. »Und nun scheint es, als hätten sich Hiram
Birrel und die Natur zusammengetan, um es den Birrelmädchen so schwer wie möglich zu machen, reich zu werden .«
    »Sie sind auch keineswegs
glücklich darüber«, brummte Macintosh. »Aber da ihre Mutter nun tot ist, sind
sie immerhin einen Schritt näher an mehr Geld, als sie jemals richtig zu
handhaben in der Lage sein werden .«
    »Offen gestanden«, sagte ich,
»die Tatsache, daß jeder in der Familie vom Tod der alten Dame profitiert, hat
mich an der Art und Weise dieses Todes stutzig werden lassen. Haben Sie sich
auch schon Gedanken gemacht ?«
    Er nickte, betupfte sich das
braungebrannte Gesicht. Dabei schien er gar nicht zu schwitzen. »Die alte
Winnie pflegte mindestens einmal wöchentlich in die Stadt zu kommen. Sie ging
zur Bank oder besuchte mich, aber hauptsächlich wollte sie immer mal ein
bißchen in ihrem alten Schlitten herumkutschieren. Sie war rein närrisch auf
das alte Ding, saß hinterm Steuer wie ein Matrose in
Habt-acht-Stellung—kerzengerade, den Blick starr voraus, beide Hände am
Lenkrad, und dabei grinste sie von einem Ohr bis zum anderen. Sie lebte
natürlich in ihrer eigenen Welt. Sprach kaum mit jemandem, auch mit mir nicht.
Und was sie sagte, gab meist keinen Sinn. Aber was sie tat, hatte ja auch nie
Sinn. Zum Beispiel, ihr Haus...«
    »Sie sagten eben, sie sei gern
mit diesem Auto rumgefahren. Hat sie oft größere Fahrten unternommen ?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein,
nicht daß ich wüßte. Das war ja auch kein Wagen
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