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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel
Autoren: Eloisa James
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einem Ball ertappt? So etwas habe ich mir nie zuschulden kommen lassen!«
    »Selbstverständlich liegt es mir fern, in deine intimen Geheimnisse einzudringen«, versicherte Arabella heuchlerisch, »aber kann es sein, dass du nur nie ertappt wurdest?«
    Esme kam plötzlich eine gewisse Örtlichkeit in Lady Troubridges Landhaus in den Sinn, und sie hielt weise den Mund.
    »Ich bin wahrlich nicht der Ansicht, dass, wer im Glashaus sitzt, mit Steinen werfen sollte«, meinte Arabella und bedachte ihre Nichte mit einem süffisanten Lächeln. »Die arme Bea war schließlich noch blutjung und hatte keine Mama, die auf sie achtgab. Der Herzog hatte irgendeine tatterige alte Cousine zur Anstandsdame bestellt, und so konnte es geschehen, dass Bea von Sandhurst an einen verschwiegenen Ort gelockt wurde. Das ist schon vielen Mädchen passiert, aber normalerweise sorgt ein Vater dafür, dass der Vorfall vertuscht wird. Wintersall aber beschloss, an Bea ein Exempel zu statuieren, um seine fünf anderen Töchter zu warnen – zumindest besaß er die Impertinenz, mir das mitzuteilen. Offenbar sagte er zu Bea, sie tauge nur noch fürs Bordell, und gab ihr die Anschrift eines solchen!«
    »Ach, das arme Mädchen«, sagte Esme mitleidig, »ich hatte ja keine Ahnung.« Sie selbst war bereits sicher im Hafen der Ehe gelandet, als sie ihr skandalträchtiges Leben begann, das ihr den Beinamen »Berüchtigte Esme« eingebracht hatte.
    »Nun musst du aber nicht glauben, dass das Mädchen eine welkende Lilie ist. Bea hat bislang noch jedem die Stirn geboten. Ich bin froh, dass ich sie aufgenommen habe, nachdem ihr Vater sie verstoßen hatte. Sie hält mich jung.«
    Esme kam plötzlich ein Gedanke. »Du hast das doch nicht etwa getan, um Mama zu ärgern?«
    »Es hatte eine wundersame Wirkung auf deine Mutter«, erwiderte Arabella mit einem boshaften Lächeln. »Fanny wollte mich ein halbes Jahr nicht empfangen. Vor Kurzem habe ich eine größere Renovierung meines Stadthauses in Erwägung gezogen, und wenn auch nur aus dem Grund, gezwungenermaßen eine Weile bei meiner Schwester wohnen zu müssen … und das selbstverständlich nicht ohne meine
dame de compagnie

    Esme musste lachen. »Arme Mama.«
    »Es würde deiner Mutter guttun, Bea um sich zu haben. Das Mädel hat ein stählernes Rückgrat und liebt es, seine Umgebung in Aufregung zu versetzen. Sie tut den Leuten gut. Warte nur, bis du sie kennenlernst, meine Liebe. Sie wird es noch weit bringen, lass dir das gesagt sein!«
    »Oje«, sagte Esme, denn nun war ihr das Nähkränzchen eingefallen und die Reaktion, die Beatrix Lennox bei den tugendsamen Damen hervorrufen würde. »Ich habe ganz vergessen, dir zu sagen, Tante Arabella, dass ich mittlerweile eine tugendhafte Frau geworden bin.«
    Arabella blinzelte zunächst verblüfft, dann schnaubte sie verächtlich. »Du? Warum solltest ausgerechnet du ein Tugendbold werden wollen?«
    »Ich habe Miles vor seinem Tode versprochen, dass ich alles tun werde, um meine Reputation zu verbessern. Er wollte doch in Wiltshire leben, weißt du. Ich habe nun seit einiger Zeit Beziehungen mit den Dorfbewohnern angeknüpft und –«
    »Ich fand es schon verteufelt seltsam, dass du, Esme Rawlings, beschlossen hattest, deine Schwangerschaft in Wiltshire auszusitzen wie ein fades Landfräulein! Du bist also entschlossen, dein verruchtes Leben aufzugeben, wie?«
    »Bin ich«, erwiderte Esme und ignorierte das Feixen der Tante. Sollte Arabella doch feixen, so viel sie wollte … Esme war entschlossen, in Zukunft ein Leben als ehrbare Witwe und Mutter zu führen.
    »Und wie hast du es angestellt, diese wundersame Verwandlung in die Tat umzusetzen?«, fragte Arabella. »Das könnte sich doch auch für mich nützlich erweisen, falls ich einmal … einmal …« Anscheinend fielen ihr jedoch keine Umstände ein, die sie in die Ehrbarkeit treiben konnten.
    Esme zuckte die Achseln. »So schwer war das gar nicht. Ich bin dem hiesigen Nähkränzchen beigetreten und –«
    Es war wie immer schwierig, in Arabellas Gegenwart einen Satz zu beenden. »Du? Du bist einem Nähkränzchen beigetreten?«
    Sie hätte vor Lachen nicht unbedingt brüllen müssen. Vermutlich war sie bis in die nächste Grafschaft zu hören.
    »Bin ich«, verkündete Esme mit Würde. »Das ist eine sehr noble Beschäftigung, Arabella. Wir nähen Decken für die Armen.«
    »Fern sei mir, dich daran zu hindern! Denke nur daran, mir Bescheid zu geben, bevor die Damen hier einfallen, damit ich mich
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