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Keine Lady ohne Tadel

Keine Lady ohne Tadel

Titel: Keine Lady ohne Tadel
Autoren: Eloisa James
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ein kräftiger Mann. Boxt anscheinend regelmäßig. Er wird also nicht während des Aktes tot umfallen wie dein verstorbener Gemahl.«
    »Es war nicht während des Aktes!«, protestierte Esme. Ihr Ehemann war im Schlafgemach einem Herzanfall erlegen. Dass es in ihrer ersten gemeinsamen Nacht seit Jahren geschehen war, war hier nicht von Belang.
    »Aber ziemlich bald danach. Wir dürfen dem armen Miles jedoch nicht zu viel Schuld anlasten. Immerhin hat er diesen Treffer gelandet, nicht wahr?« Sie machte eine vage Geste zu Esmes Bauch.
    »Ja«, sagte Esme nur und verbot sich jeden Gedanken an einen anderen möglichen Vater des Kindes.
    »Fairfax-Lacy wird dich nicht in der Patsche sitzen lassen, um es einmal so auszudrücken.« Arabella erstickte fast an einem Heiterkeitsanfall.
    »Es freut mich, dass unser Gespräch wenigstens dir Vergnügen bereitet«, entgegnete Esme mit einiger Schärfe. »Immerhin ein Mensch, der am Tod meines Gemahls etwas Gutes finden kann!«
    »Um Himmels willen, Esme, tu jetzt nicht so vornehm wie deine Mutter! Es war schier unbegreiflich, wie sehr Fanny um deinen Vater getrauert hat. Dabei konnte sie ihn überhaupt nicht ausstehen. Eine Ansicht, mit der sie übrigens nicht allein stand.«
    Arabella widmete sich nun den Tiegeln auf Esmes Frisierkommode, sie öffnete jeden und schnupperte daran. »Die hier ist die allerbeste«, behauptete sie und hielt einen Tiegel hoch. »Mandelcreme aus Italien, von Nonnen hergestellt. Du musst sie jeden Abend auf die Brust auftragen, dann bleibt deine Haut so weiß wie Schnee!« Die Viscountess hatte nie im Ruf großer Schönheit gestanden, doch davon ließ sie sich keineswegs beirren. Ihr Haar mochte von Feuerrot zu einem ingwerfarbenen Ton ausgebleicht sein, doch ihr kunstvoll hochgestecktes Haar bestand aus einer Fülle von Locken. Auch ihr Rouge war so sorgfältig aufgetragen, dass sie wenigstens zehn Jahre jünger wirkte.
    Arabella stellte den Tiegel hin. »Lass uns eine Bestandsaufnahme machen: Fairfax-Lacy hat kräftige Beine und ein ebensolches Gesäß.« Sie massierte ein wenig Mandel-Wundercreme in ihren Hals ein. »Zudem ist er gut betucht, auch wenn du nicht darauf angewiesen bist, da Rawlings dich ja gut versorgt hat. Das Wichtigste ist, dass Fairfax-Lacy ein kräftiger Mann ist, der dir lange erhalten bleiben wird. Stehvermögen, das ist es doch, was wir Frauen wollen. Schau nur mich an: Dreimal verheiratet, und keiner meiner Gatten hat länger als ein paar Jahre gehalten.«
    Esme seufzte. Es war offensichtlich, dass der bedauernswerte Mr Fairfax-Lacy von ihr umgarnt werden sollte, bis ihm der Kopf schwirrte.
    »Heute Abend sind wir wirklich eine schrecklich kleine Gesellschaft«, spann Arabella ihren Gedanken weiter, während sie Mandelcreme in die Wangen massierte. »Du und ich selbstredend, und dazu deine Freundin Lady Godwin und meine
dame de compagnie

    »Wer ist sie?«, fragte Esme ohne allzu großes Interesse.
    »Nun, das arme Ding ist eigentlich meine Patentochter. Ich glaube nicht, dass du sie kennst. Sie ist erst vor vier Jahren in die Gesellschaft eingeführt worden.«
    »Aber wie heißt sie?«
    Arabella spielte einen Augenblick mit dem Glastiegel herum und wirkte leicht verlegen. »Ich möchte nicht, dass du … aber ich glaube schon, dass du nett zu ihr sein wirst. Du warst ja früher selbst kein Kind von Traurigkeit.«
    Esme bedachte ihre Tante mit einem strengen Blick. »Wie heißt sie?«
    »Lady Beatrix Lennox.«
    Eine der ärgerlichsten Begleiterscheinungen der Schwangerschaft schien zu sein, dass Esme sich nicht mehr auf ihr Gedächtnis verlassen konnte. »Ich fürchte, ich habe noch nie von ihr gehört«, gestand sie.
    »Oh, doch, das hast du bestimmt«, entgegnete die Tante ein wenig schroff. »Beatrix ist eine der Töchter des Herzogs von Wintersall. Leider ist sie in ihrer ersten Saison –«
    »Diese Tochter?« Jetzt entsann sich Esme. Ein wenig vorwurfsvoll sah sie ihre Tante an. »Ich nehme an, sie ist für dich so etwas wie ein Schützling?«
    »Das musst gerade du sagen, Mädchen.« Arabella betrachtete sich im Spiegel und richtete sich die Frisur. »Du hast doch selbst zu deiner Zeit gehörige Skandale verursacht und musst wissen, dass viele, selbst deine Mama, dich für meinen Schützling halten. Gott weiß, wie oft Fanny sich beklagt hat, dass ich zu viel Einfluss auf dich hätte!«
    Esme versuchte sich zu erinnern, um welchen Skandal es sich gehandelt hatte. »Wurde Lady Beatrix nicht
in flagrante delicto
auf
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