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Keine Gnade

Keine Gnade

Titel: Keine Gnade
Autoren: Daniel Annechino
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will bei einer höheren Macht Berufung einlegen.«
    Sami starrte Al an, ohne ein Wort zu sagen.
    Â»Normalerweise dauert es Jahre, bis ein Mörder hingerichtet wird, doch als Simon auf eine Berufung verzichtete, hatte Richterin Carter, eine Frau mit mehr Mumm als ein Gorilla, kein Problem damit, das Gesetz voll auszuschöpfen. Von ihr ist keine Gnade zu erwarten.«
    Â»Tod durch Giftspritze?«, fragte Sami.
    Al nickte.
    Sie brauchte ein paar Minuten, um das Gehörte zu verdauen. »Das ist verdammt noch mal zu barmherzig. Der Kerl sollte für den Rest seines abartigen Lebens im Knast verrotten.«
    Â»Es kann noch eine ganze Weile dauern, bis sie das Urteil vollstrecken.«
    Â»Das kann man nur hoffen.«
    Â»Es tut mir leid, dass ich unsere Abmachung gebrochen habe, aber …«
    Â»Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast.«
    Sami entschuldigte sich, ging in die Küche, kam mit zwei dampfenden Tellern zurück und stellte sie auf den Tisch.
    Â»Das sieht wunderbar aus«, meinte er. Er probierte einen Happen von dem Wolfsbarsch und gab ein anerkennendes Grunzen von sich. »Du hast dein Versprechen gehalten.«
    Â»Welches Versprechen?«
    Â»In nur zwei Jahren bist du von Tiefkühlpizza und chinesischem Fastfood zu wunderbarem selbstgekochten Essen übergegangen. Ich weiß nicht, wie du das schaffst mit deinem verrückten Terminplan.«
    Â»Liebe lässt eine Frau eben über sich hinauswachsen.«
    Â»Jetzt werde ich aber rot.«
    Â»Du wirst rot, weil ich meine Tochter liebe?« Sami konnte ihr Lachen kaum unterdrücken.
    Er lachte. »Ich bin froh, dass dein Arbeitspensum deinem Humor nichts anhaben konnte.«
    Â»Hey, wenn ich meinen Sinn für Humor verlieren würde, hättest du nichts mehr zu lachen.«
    Sie aßen zu Abend und unterhielten sich. Dann brachte Sami den Nachtisch – New-York-Cheesecake mit frischen Erdbeeren.
    Â»Vermisst du die Polizeiarbeit?«, fragte Al.
    Die Frage überraschte sie. »Mir reicht völlig, was ich bei dir mitbekomme.«
    Â»Wirklich? Ich meine nur, du bist jetzt seit ein paar Jahren nicht mehr bei der Mordkommission, willst du immer noch unbedingt Sozialarbeiterin werden?«
    Â»Mein Blick auf die Sozialarbeit ist nicht mehr so ganz ungetrübt. Ich weiß, dass meine idealistischen Vorstellungen und die wirkliche Welt ziemlich auseinanderklaffen. Zwei meiner Professoren haben sich mehr als deutlich über die Herausforderungen geäußert, denen sich Sozialarbeiter stellen müssen. Und um ehrlich zu sein, bin ich mir nicht sicher, ob ich mit dem ganzen politischen Bockmist umgehen kann.«
    Â»Ich spiele jetzt mal den Advocatus Diaboli«, sagte er, »hast du denn nicht immer mit der Politik zu tun, egal, wo du arbeitest?«
    Â»Das stimmt, aber ich habe als Detective meinen Beitrag dazu geleistet und gelernt, wie man das System bedient. Sozialarbeit ist dagegen noch unerforschtes Gebiet.«
    Al half Sami beim Tischabräumen und das Geschirr in den Geschirrspüler zu sortieren. Als sie damit fertig waren, zog er sie zu sich heran und umarmte sie. »Das hört sich jetzt ein bisschen an wie ein Klischee, aber du bringst wirklich Licht in mein Leben.«
    Â»Und du wirst dich niemals dafür entschuldigen, etwas so Liebes zu sagen.«
    Er küsste sie sanft auf die Lippen und reichte ihr ein wunderschön eingewickeltes Geschenk. »Herzlichen Glückwunsch zum Jahrestag, mein Liebling.«
    Sie sah es einen Augenblick lang an und wickelte es dann langsam aus. In der Samtschachtel fand sie ein diamant­besetztes Herz an einer Goldkette. »Ist das schön. Danke.« Sie schaute zu Boden und schüttelte ihren Kopf. »Mmh, und ich habe nichts für dich …«
    Â»Lass uns ins Bett gehen und uns die ganze Nacht lang lieben.«
    Â»Das ist eine wunderbare Idee.«

    Genevieve beobachtete, wie Julian mehr Infusionslösung durch den Schlauch laufen ließ. Sie versuchte verzweifelt, sich zu wehren, doch da ihre Arme und Beine fest ans Bett gebunden waren, konnte sie nichts ausrichten. Schon Augenblicke nach ihrem ergebnislosen Bemühen, sich loszureißen, war ihr schwindelig und übel. Ihr Körper und Geist schienen zwischen Wachsein und Bewusstlosigkeit zu schweben. Julian befestigte sorgfältig die Elektroden des Herzmonitors, ironischerweise an Stellen, die ein Geliebter liebkosen würde: auf ihrem nackten
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