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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa
Autoren: Dora Heldt
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wiederum hat Marleen
     geraten, sich auch einen deutschen Anwalt zu nehmen, das haben wir ja nun schon erledigt. Es muss ein riesiges Missverständnis
     sein.
    5.) Am Samstag ist Bettenwechsel und die Pension »Haus Theda« fast ausgebucht. Marleen wollte am Freitag wieder zurück sein.
     Das ist morgen, und daraus wird nun nichts.
    6.) Deshalb fahren meine Schwester und ich heute Nachmittag nach Norderney. Gesa gibt uns den Schlüssel, bis dahin müssen
     wir uns noch eine unglaublich gute Geschichte ausdenken, die auf charmante Weise Marleens Fernbleiben erklärt. In dieser Geschichte
     dürfen drei Wörter keinesfalls vorkommen: »Dubai«, »Björn« und »Schwierigkeiten«.
    7.) Ines und ich haben noch nie eine Pension geführt.
    8.) Johann ist den ganzen Tag nicht zu erreichen gewesen und hat deswegen keine Ahnung, zu welchem Abenteuer ich gleich aufbrechen
     werde.
    9.) Niemand, wirklich niemand, darf erfahren, was mit Marleen los ist, Anwalt Kühlke hat es strikt angeordnet. Aus diplomatischen
     und was weiß ich noch für Gründen.
    10.) Die Idee mit Dänemark war eigentlich gar nicht so schlecht.
     
    Ich las mir alles noch mal in Ruhe durch und kam zu dem Schluss, dass die Situation geschrieben noch schlimmer war als gedacht.
     Gut, ich hatte jetzt die Dinge in die Wege geleitet, die Marleen mir in diesem überraschenden Telefonat aufgetragen hatte.
     Aber wie ich das alles ernsthaft bewerkstelligen sollte, war mir im Moment noch ein Rätsel. Wobei ich auch niemanden kannte,
     der mit so etwas Erfahrung gehabt hätte. Niemand, den man anrufen konnte, um die lockeren Fragen zu stellen: »Sag mal, als
     deine Freundin in den Arabischen Emiraten verschollen war, wie lange hat das eigentlich gedauert?Das war doch nicht dramatisch, oder? Und die Pension hast du mit links geschmissen? Alles halb so wild?« Geschweige denn,
     die Antworten zu hören: »Du, das war nicht lange, ein, zwei Tage. Das hat ihr gut gefallen, sie hat dort ganz nette Leute
     kennengelernt. So eine Pension ist ein Kinderspiel, nach einer Stunde hast du das Gefühl, du hättest nie etwas anderes gemacht.
     Da musst du dich überhaupt nicht verrückt machen, das kriegst du alles hin. Und wenn deine Schwester mitkommt, wird das sein,
     als hättet ihr Ferien.«
    Leider konnte mir hierbei niemand helfen. Also würde ich das allein hinkriegen müssen. Nein, nicht ganz allein, schließlich
     hatte ich eine kleine Schwester.
     
    Als ich gerade mit geballter Kraft versuchte, den Reißverschluss meiner Tasche zu schließen, rief meine Mutter an. Ich bekam
     eine Hitzewelle. Ines und ich hatten uns noch nicht auf eine offizielle Geschichte geeinigt, jetzt würde ich improvisieren
     müssen.
    »Hallo, Mama.«
    »Na, Kind? Was machst du gerade?«
    Ich zerrte weiter am Reißverschluss und klemmte mir den Finger ein. »Aua, ach, nichts weiter. Ich räume hier so ein bisschen
     herum.«
    »Was räumst du denn? Ich denke, du willst sowieso bald umziehen.«
    »Ja, sicher. Was wolltest du denn wirklich?«
    »Ich wollte nur mal hören, was du so machst. Hast du schon was von deiner Bewerbung bei diesem Zeitungsverlag gehört?«
    Ehrlich gesagt hatte ich die sogar schon ganz vergessen.
    »Nein. Aber ich glaube, die Bewerbungsfrist läuft auch noch vier Wochen.«
    »Was heißt, du glaubst? Christine, du musst dich doch mal kümmern.«
    »Mama, bitte. Ich bin erwachsen.«
    Meine Mutter klang jetzt schnippisch. »Ich meine es nur gut. Und? Wie geht es Johann? Wann kommt er denn mal wieder?«
    Aus dem Schnippischen war jetzt etwas Lauerndes geworden. Aber das kannte ich ja. Meine Antwort war sehr freundlich.
    »Übernächste Woche. Dann auch für ein paar Tage.«
    Es folgte ein schweres, fast schon theatralisches Atmen. »Das ist doch auch komisch. Am Anfang hieß es, er kommt jedes Wochenende
     nach Hause, aber je länger dieser Job dauert, desto seltener bekommst du diesen Mann zu sehen.«
    »Mama! Er hat viel zu tun!«
    Jetzt wurde ich giftig.
Ich
durfte mich über Johann aufregen und schlecht über ihn denken, meine Mutter nicht. Das konnte ich nicht leiden.
    Sie trat den Rückzug an. »Das ist auch eine anstrengende Arbeit, die er macht. Na ja, wird bestimmt alles klappen. Sag mal,
     hast du schon mit Ines gesprochen?«
    Jetzt wurde es gefährlich.
    »Worüber?«
    »Dass ihr beide zusammen ein paar Tage nach Dänemark fahrt. Ines hat doch so ein Pech mit ihrem geplanten Urlaub und du ja
     auch, wegen Johann und so, da hatte Papa diese tolle Idee gehabt, ihr
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