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Kein Schatten ohne Licht

Kein Schatten ohne Licht

Titel: Kein Schatten ohne Licht
Autoren: Michelle Guenter
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würdigte die eindrucksvolle Villa keines Blickes, sondern fixierte den Sohn Kleopatras neugierig.
    Dieser schüttelte nur den Kopf, deutete bestimmt auf die gigantische Eingangstür. „Renate wartet.“ Und ohne ein Wort der Erklärung schritt er davon. Yvonne war die Erste, die ihm folgte. Isak wollte es ihr schon gleichtun. Dann jedoch fiel sein Blick auf Melicas gequältes Gesicht. Er zögerte. „Du bist im Zirkel“, sagte er schließlich.
    „ Ich trete aus!“
    „ Du weißt doch, dass so etwas unmöglich ist“, antwortete Isak leise. „Es tut mir wirklich von Herzen leid, Melica. In diesem Fall habe ich wirklich keine Ahnung, wie ich dir helfen kann. Du hast dich freiwillig zur Wahl aufstellen lassen. Jetzt musst du deinen Pflichten als Zirkelmitglied auch nachkommen.“
    Ein schweres Seufzen schlüpfte von Melicas Lippen. „Ich hätte ja auch nicht ahnen können, dass ihr Schattenkrieger wirklich so beschränkt seid, für mich zu stimmen.“ Überhaupt hatte sie sich nur zur Wahl aufstellen lassen, damit Tizian und Yvonne aufhörten, sie mit diesem Thema zu nerven. Niemals hätte sie es für möglich gehalten, dass ausgerechnet sie nach Gregor und Isak die meisten Stimmen erhalten würde. Aber dies konnte sie ihrem Onkel wohl niemals erzählen, schließlich nahm dieser seine Aufgaben als Mitglied fürchterlich ernst und würde wohl einen halben Herzinfarkt erleiden, wenn er erfuhr, dass sie sich für diesen Zirkel in etwa genauso viel interessierte wie für RTL-Fernsehen. Nämlich gar nicht.
    „ Soll ich vorausgehen und sehen, ob ich eine Möglichkeit finde, deine Schwestern einzusperren?“
    „ Ja!“ Melicas Antwort peitschte in Schallgeschwindigkeit durch die Luft. Hoffnung, tiefe, ach so wunderbare Hoffnung strömte durch ihren Körper. Hoffnung, die sie all ihre Ängste vergessen ließ. Hoffnung, die ihr ein befreites Lächeln auf die Lippen zauberte. Hoffnung, die krampfend zu Boden fiel und verblutete, als Melica den Kopf hob und Isaks Gesicht sah.
    „ Ironie?“, fragte sie dann enttäuscht, obwohl sie die Antwort schon kannte.
    „ Ehrlich, Melica. Tut mir leid. Ich wünschte, ich könnte dir helfen.“
    Das brauchte er ihr nicht zu sagen. Mit einem leisen Seufzen und wild hin und herspringenden Gedanken ging sie davon. Endlich nach Hause.

    Melica hatte diese seltsame „Du-kommst-nur-ins-Haus-wenn-du-hineingebeten-wirst“-Regelung vollkommen vergessen. Glücklicherweise war nicht sie diejenige, die mit einem widerwärtigen Knacken gegen die unsichtbare Barriere prallte. Wie schön, dass sie ihr Haus schon einmal betreten hatte.
    Wäre Isak kein Dämon gewesen, dann wäre ihm bei der unvorstellbaren Wucht des Zusammenstoßes das Blut wie eine Fontäne in alle Himmelsrichtungen aus der Nase gespritzt. Doch es hatte auch Vorteile, kein Blut mehr in sich zu tragen.
    „ Das ist dir doch hoffentlich ein bisschen peinlich, oder?“, erkundigte sich Melica interessiert und lehnte sich leicht gegen den Türrahmen.
    „ Lässt du mich bitte rein?“ Oh. Der Arme schien ziemlich beleidigt zu sein. Anders konnte sich Melica den schroffen Tonfall nicht erklären.
    Ein leises Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. „Natürlich Isak“, sagte sie belustigt. „Tritt doch bitte ein.“ Oh ja. Sie war schrecklich. Doch warum sollte sie die Einzige sein, die leiden musste?
    Ohne zu zögern und mit dem schlecht gespieltesten stolzen Blick, den Melica jemals gesehen hatte, tat Isak einen Schritt vor. „Gregor?“, rief er dann so laut, dass Melica leicht zusammenzuckte.
    „ Ihr findet uns in der Küche!“
    Schweigend deutete Melica auf einen Gang zu ihrer Rechten und sie setzten sich in Bewegung. Sonderlich weit kam sie allerdings nicht.
    Dürfte Melica lügen, würde sie stets behaupten, sie wäre in jenen Sekunden abgelenkt gewesen. So abgelenkt, dass sie jeglichen Sinn für die Außenwelt verloren hatte. Doch sie durfte nicht lügen. Und so musste sie zugeben, dass sie sogar zu unfähig war, um unfallfrei geradeaus zu laufen. Sie fiel. Ihr einziges Glück war, dass sie bei ihrem Sturz direkt gegen den Arm prallte, der just in diesem Augenblick aus einer Abstellkammer gestreckt wurde.
    „ Sei leise!“ Melica war viel zu perplex, um sich sonderlich zu wehren, als sie nonchalant in besagte Abstellkammer gezerrt wurde. Direkt vor ihren Augen schlug die Tür zu. Dunkelheit um sie herum. Melica stöhnte. So viel zu Zanes großartigem Training.
    „ Du hättest nicht herkommen dürfen“, flüsterte die
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