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Kein Leben ohne Hund

Kein Leben ohne Hund

Titel: Kein Leben ohne Hund
Autoren: Koerzdoerfer Norbert
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angehechelt.
    14 Tage waren wir frei, aber 14 Tage hast Du mir gefehlt.
    Ein Mensch mit Hund ist nicht glücklich ohne Hund.
    Omi hat am Telefon erzählt, dass es Dir goldig geht: Schlanker. Glänzenderes Fell. Leuchtendere Äuglein. Warum? Zauber-Diät: Trockenfutter. Und Wald-Jogging mit Omis Hunde-Rudel. Reha für Ruby.
    Dein Rudel ist happy hier. Unser Luxushotel thront wie eine James-Bond-Festung auf dem Obersalzberg – früher urlaubte hier Nazi-Bestie Hitler mit seinem Schäferhund Blondie. Wir erwachen 1000 Meter hoch und sehen nur verschneite Berge, darunter auch den 2713 Meter hohen Watzmann. Über Nacht fiel glitzernder Märchenschnee – ein halber Meter. Eine stille Welt in Weiß.
    Eine Sieben-Zwerge-Romantik. St. Moritz made in Bayern.
    Wenn wir am glücklichsten sind – bei Knödeln, Weißwürsten, Glühwein und Bier auf der sonnigen Ski-Alm –, dann fehlst Du! Du bist unser sechstes Rad am Wagen – seit unzähligen glücklichen Jahren.
    Wir schlafen zu lang, essen zu viel, faulenzen nonstop – planschende Schneeballschlacht am dampfenden, 38 Grad warmen Outdoor-Pool.
    Aber ein schlechtes Gewissen kribbelt – denn Hunde sind im Hotel erlaubt. In jedem Hund sehen wir Dein Lächeln: An der Hotelbar. Auf der Skipiste – es gibt Ski-Hunde. Selbst in einer Gämse in der Steilwand über dem mystischen Königsee entdecken wir Dich – mit Geweih.
    Liebe ist … Dich zu vermissen! Wir haben Ferien vom Wir gemacht.
    Wir werden uns morgen wieder in den Pfoten liegen. Heimzukommen ist das größte Glück.
    Dein sonnenverbranntes Herrchen (am Po durch Sonnenbank!)«
    Was ist der wichtigste Sinn der Hunde?
    Ruby hat unten geschlafen. Das ist ein stummer Schrei. Ruby ist müde, wackelig, apathisch. Sie ist gehörlos, blind und vergesslich. Aber sie ist das Herz unseres Hauses. Sie ist Wachhund, Nachtgespenst und Hofnarr. Aber Ruby ist alt – gefühlte 100 Jahre. Der Tod eines Hundes kriecht durch die Pfoten.
    Ruby will nicht mehr die 50 steilen, gebohnerten Stufen zum Schlafzimmerkörbchen hochklettern. Unsere Treppe ist eine vereiste Steilwand. Ruby bleibt in ihrem Stammkörbchen in der Küche, zwischen Kamin und Esstisch. Der Nabel unseres Hauses. Ab heute lebt Ruby horizontal oder ich trag sie.
    Ruby braucht den Frühling – keinen Rollstuhl. Sie braucht Saft, Sonne, Energie. Den Willen zum Spaß und zum Leben. Aber Rubys Sinne sind gütig abgestumpft. Wer will schon alles sehen? Alles hören und immer dasselbe? Ruby döst wie ein Spanferkel im Körbchen.
    Wie erweckt man Lazarus? Fressen! Frauchen schneidet und schnippelt Fleisch für die Kids. Die sehnigen Reste? Plumpsen ins Näpfchen. Aber keine Reaktion, nur Schnarchen. Frauchens Zaubertrick: Sie fuchtelt mit ihren fleischsaftigen Fingerchen vor Rubys Stupsnäschen. Ruby öffnet die Äuglein, die alte Oma erhebt sich. Ihre Nase hat Blut geleckt. Die Nase ist die Seele des Hundes: Sie hat 220 Millionen Geruchszellen, der Mensch lediglich fünf Millionen.
    Ruby »sieht« mit der Nase. Rubys späte Welt ist ein Paradies der Düfte, Gerüche, Witterungen. Essen ist Parfum. Wir werden Ruby an der Nase zurück ins Leben locken!
    Frühlings-Chaos – Wird Rubys Körbchen zum Kerker?
    Ruby ist unser Osterhäschen. Sie kommt mit Schwiegeromi von der Reha: Wie neu! Ein Body ohne Knacks, fit wie ein Pony, glitzerndes Fell – verzaubert? Landluft ist Paradies. Omis Hunde coachen Ruby: Renn mit. Schnüffle mit. Bell mit. Oma Ruby spürt im Rudel wieder den Welpen in sich.
    Im TV segnet uns der Papst (»Urbi et Ruby«).
    Wir öffnen einen Schatz: Champagner vom Ruby-Jahrgang 1993, das Geschenk von einem spendablen Ruby-Fan. Lächelnde Gesichter, saure Münder. Jeder Schluck so alt wie Ruby.
    Der Tag geht, Ruby kommt.
    Ich streichle sie in den Schlaf. Kaputt liegt sie in ihrem alten Küchenkörbchen. Ich liege neben ihr und streue Mini-Keksknochen als Betthupferl auf ihr Lammfell. Ich löse ihr Halsband. Ich dimme das Licht. Dann schleiche ich mich nach oben – mit traurigem Gewissen. Die feigen Augen blicken nicht zurück.
    Nacht. Getapse. Geknirsche. Gerutsche. Ich springe aus dem Bett und starre in die dunkle Schlucht des Treppenhauses: Ruby, das Gespenst, will hoch, heim, in ihr neues, flauschiges Schlafzimmerkörbchen. Aber die Treppe ist ein Gletscher. Ruby war eine Bergziege. Sie wurde zur grätschenden Giraffe.
    Jesus ist auferstanden, aber Ruby soll in ihrem Küchen-Exil verrotten? Das Körbchen als Kerker? Ich packe mein Fellherz und trage es in meinen
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