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Kein Leben ohne Hund

Kein Leben ohne Hund

Titel: Kein Leben ohne Hund
Autoren: Koerzdoerfer Norbert
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nicht mehr gehört haben: prasselnde Regentropfen. Sie klopfen auf unser Dach, sie zerschmelzen das Weiß, sie wecken den Frühling. Winter ade, Glück juchhe?
    Ruby guckt in den Garten – und durchlebt in einer Woche vier Jahreszeiten. Herbst: Alles matscht. Winter: Trotziger Schnee legt sich aufs nächtliche Eis. Frühling: Die Natur erwacht und der Schnee schmilzt wieder. Sommer: Die Sonne strahlt unsere Herzen warm.
    Ist das Rubys letzter Frühling? Ihre Hinterpfötchen rutschen. Die Treppe hoppelt sie runter wie Bob-Star André Lange. Ihre Schultern sind schief wie eine kaputte Hütte. Sie geht staksig wie Mandela. Sie guckt wie ein scheues Reh. Sie bettelt um Aufmerksamkeit – und Leberwurst.
    Soll Ruby mit in die Skiferien? Unser Rudel fährt nach Berchtesgaden in ein Traumhotel, auch wenn der Schnee schmilzt. Ruby macht bei Omi Ferien. Aber wenn was passiert?
    Frauchen sorgt sich: »Sollen wir Ruby nicht mitnehmen?« Mitnehmen bedeutet zu sechst zwölf Stunden im Auto. Das ist keine Tour, das ist eine Tortur für Ruby. Alte Bäume verpflanzt man nicht.
    Der liebe Gott weiß, was er tut.
    Sonne, Frühling, Schmerzen – Können Hunde schreien, Ruby?
    Ein Schrei, der meiner Seele schmerzt und wehtut.
    Ein Schrei wie Blitz und Donner.
    Ein akustischer Mix aus Werwolf und Cindy aus Marzahn.
    Aber es ist kein Kind, es ist Ruby!
    Wir stürzen halb die steile Treppe nach unten. Unsere geschockten Augen starren durchs Treppenhaus hinunter auf den kleinen, schwarzen, sich quälenden Pelzfleck. Aber: Ruby steht. Ruby bewegt sich – krumm, schräg, rheumatisch. Ruby lebt. Ihre Pfoten rutschen Schlittschuh wie Charlie Chaplin. Aber was war das? Frauchen ist weiß: »Ich dachte, sie stirbt …«
    Plötzlich strahlt die Sonne in unser Haus wie ein Laserstrahl. Alles leuchtet. Alles ist gut. Wir gehen Gassi in den Garten. Das Weiß ist weg, das Grün wächst. Frühling ist da. Das Leben erwacht wieder. Die Lust. Die Hoffnung auf alles, was möglich ist. Ruby scheint wieder okay. Den letzten Satz ins Haus hüpft sie. Wenn Ruby hüpft, geht es ihr gut. Ruby hat schlechte Momente und gute. Das ist menschlich.
    Mittagessen mit dem Rudel. Brutzelndes Fleisch und dampfender Kartoffelbrei. Rubys Lebensgeister erwachen. Sie schnappt nach fallenden Fleischresten wie ein hungriger Piranha. Ihre Schnauze fängt den Bissen im Flug – obwohl Ruby blind ist. Die Kids sind weg. Rubys Näpfchen ist voll: Kartoffelbrei satt. Ruby stößt ihre Stupsnase rein, schleckt, mampft – und genießt, bis alles weg ist. Frauchen lächelt: »Ruby isst mehr als ihr erst siebenjähriges Mini-Herrchen.«
    Der Schrei ist verflogen. Aber ein Echo der Sorge bleibt.
    Hollywood – ein Paradies für Hunde?
    Beverly Hills Hotel, Zimmer 112, 20 Grad.
    »Liebe Ruby,
    hier blühen Zitronen am Swimmingpool. Ein schwänzelnder gelber Labrador will reinspringen – unter Wasser hört man klassische Musik. Du fehlst mir sehr, weil immer, wenn ich von Dir erzähle, die Augen der Stars leuchten.
    Ich soll Dich grüßen von Kirk Douglas. Er ist ungefähr so alt wie Du, fast 100. Er ist und war vielleicht eine der größten Hollywood-Legenden. Und er spricht Deutsch, weil seine Frau aus Hannover stammt. Seine Lebensweisheit: ›Menschen, die keine Hunde haben, sind mir verdächtig …‹
    Ist Hollywood ein Paradies für Hunde? Ja und nein! Es gibt auch die zynische Lebensweisheit: ›Wenn du hier einen echten Freund haben willst, dann kauf dir einen Hund.‹
    An mir geht eine rassige Frau mit schwarzem Hund vorbei – Penélope Cruz. Elton John hat einen Bungalow gemietet – sein Hund heißt Arthur. Beim Oscar gab es leider keine Hundefilme – außer Avatar , in dem es schwarze Kampfmonster gibt.
    An der Bar sitzt eine betrübte Frau: ›Meine drei Hunde sind im Hundegefängnis. So was gibt es hier. Sie sind durch meinen Zaun geschlüpft und auf das Nachbargrundstück. Die haben die Polizei gerufen. Für 70 Dollar muss ich sie auslösen – pro Hund.‹
    Sylvester Stallone hat drei Hunde – aber einen hat er verloren. Er wurde von Kojoten aufgefressen, die hört man nachts in den Hügeln über Hollywood.
    Sei also froh, dass Du bei Omi im Sachsenwald Reha-Ferien machst! Ein kleines Geschenk bring ich Dir mit: einen Hundenapf in Rosa-Weiß. Zum Lachen.
    Dein Dich liebendes Herrchen.«
    Märchenschnee
    Intercontinental Hotel Berchtesgaden, Zimmer 266, 1,20 Meter Schnee, 12 Grad Sonne.
    »Liebe Ruby,
    14 Tage haben wir uns nicht gesehen, gestreichelt und
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