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Kein Leben ohne Hund

Kein Leben ohne Hund

Titel: Kein Leben ohne Hund
Autoren: Koerzdoerfer Norbert
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sie auch für Menschen erlaubt.«
    Ruby und ich verlassen die Praxis lächelnd wie Dick und Doof.
    Ärzte können Engel sein.
    Brief aus Paris
    »Meine liebe, alte Ruby,
    ich bin auf dem Eiffelturm. Leider sind Hunde hier verboten. Der Turm ist von draußen schöner als von drinnen. Aber das leuchtende Paris ist wunderschön. Ich bin hier, um Mel Gibson zu treffen – aber ich denke an Dich. Ich vermisse Dich – Frauchen auch, unsere Kinder natürlich.
    Warum?
    Ich vermisse Deine Geräusche. Du bist ein alter Hund – in Menschenjahren wärst Du ein Methusalem mit beinah 100 Jahren. Aber Du wirst noch zwei Jahre leben. Ich höre hier das Kratzen Deiner Pfoten auf dem Parkett unseres Hauses. Ich sehe den Schnee. Ich sehe Dein Alter. Ich sehe Deine Faulheit. Ich sehe Deine Vergesslichkeit.
    Alles, was ich tue, tue ich für unser Rudel.
    In Hamburg ist die Alster zugefroren. Frauchen kaufte Schlittschuhe und Eishockeyschläger und zwei Pucks. Ich wollte Dich mitnehmen, aber Frauchen nicht: ›Soll sie in der Kälte zittern?‹ Schnee. Eis. Und in der Zeitung stand, dass ein Hund eingebrochen ist und das Herrchen ertrunken. Deshalb: Ruby nicht auf die Alster. Weil: wenn Du einbrichst, würde ich reinspringen.
    Bei allem denke ich, es ist das letzte Mal, dass wir das zu zweit tun. Und deshalb hol ich Birkenholz aus dem Keller und wir machen den Kamin an. Holz ist Wärme. Herz ist Wärme.
    Heute Abend klingele ich an der Tür – Du bist ja schwerhörig, aber Du wirst mich spüren.
    Dein Herrchen.«
    Warum läuft und rutscht Ruby immer im Kreis?
    Wir sind eingefroren! Unser Häuschen ist ein Eisschloss. Aber drinnen knistert der Kamin.
    Ruby und ich gucken aus dem Fenster und lächeln. Die Menschen im Schnee werden zu Pinguinen. Sie watscheln, staksen, rutschen – oder platschen aufs Eis. Das ist eigentlich nichts zum Lachen: ein Freund hat sich die Hüfte gebrochen.
    Aber Ruby und ich – wir leben unsere eigene Komödie. Wenn Ruby Gassi muss, watscheln wir zwei wie Seiltänzer in den Park. Mein Trick: Kreppsohlen und ausgestreckte, balancierende Hände, eingezogener Po und gerader Rücken. Ich stapfe auch extra im frischen Neuschnee. Ist Ruby mit ihren Krallenpfötchen schneesicher? Nein, sie rutscht wie Charlie Chaplin – zack, vorm Zaun knallt sie hin. Ich ziehe sie an der Leine hoch und lächle nicht. Frauchen hat nicht nur das Eis auf der Treppe weggehackt, sondern auch ein Stück Stein, damit der Postbote nicht leidet. Unsere Stufen sind sicher.
    Unsere Küche ist unsere neue Wohnung, denn Ruby kann auch im Garten Gassi. Aber Hunde haben ein Bewegungs-Gen. Sie wedeln mit dem Schwänzchen und kreisen um den Küchenblock. Ruby tigert wie ein Löwe im Käfig – immer im Kreis rum. Das knarrende Parkett ist ihr Laufband. Ruby kreist greise.
    Sie guckt auch alle zehn Minuten in ihr Näpfchen. Sie guckt den Kühlschrank an und dann mich. Sie vergisst beim Fressen, dass sie gefressen hat. Ewiger Hunger. Aber dann vergisst sie auch, was sie vergessen hat. Dann liegt sie im Körbchen und döst lächelnd vor sich hin. Schlafes Glück.
    Fastenzeit – Wellness mit Hunden?
    Ruby hat Sabberitis und Spuckeritis. Zu viel Karneval? Zu viel Bier? Zu viel Fressen?
    Feiern ist vorbei. Der Schnee schmilzt – so ein bisschen –, Vögel zwitschern – milde null Grad. Die Fastenzeit ist angebrochen. Motto: Weniger ist mehr. Sieben Wochen warten auf Ostern. Drei Millionen Deutsche machen beim Fasten mit: Sieben Wochen ohne Alkohol, ohne Rauchen, ohne Fernsehen etc.
    Aber wie fastet man mit einem Hund – als Wellnesstrainer?
    Wochen ohne Kekse, Zucker, Schokolade, Süßes. Wochen ohne rohes Fleisch, denn Rubys Bauch ist alt und braucht Schonkost. Wochen ohne Gassi-Faulheit: Der Schnee war die schönste Entschuldigung, auf dem Sofa liegen zu bleiben. Sieben Wochen ohne Hektik und Stress – sieben Wochen hundegemäß leben. Das bedeutet den Augenblick lieben, das Handy ausschalten, die Natur spüren. Keine Angst vorm Morgen haben und kein Gejammer über das Gestern.
    Ein Hund ist dein bester Fitnesstrainer, weil er auf seinen Körper hört und seinen natürlichen Bedürfnissen folgt. Hunde haben keinen Computer und kein Internet.
    Ruby und ich leben jetzt sieben Wochen nebeneinander – auch sieben Wochen ohne Vorsätze.
    Macht Regen dich glücklich, Ruby?
    Ruby hat im Körbchen überwintert – wie ein Bär. Schnee war ein Hermelin der Geborgenheit. Plötzlich weckt uns ein kühles Geräusch aus dem Winterschlaf, das wir schon lange
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