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Kein Leben ohne Hund

Kein Leben ohne Hund

Titel: Kein Leben ohne Hund
Autoren: Koerzdoerfer Norbert
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Kalt, frisch, verdunkelnd.
    Unser Rudel trifft sich heimkommend vorm knirschenden Haus. Die Kleinen vom Schlittenfahren, die Großen vom Media-Markt. Die golden schimmernde, gemütlich knarrende Tür öffnet sich und …? Ruby hechelt schwänzelnd im Windfang, wartend.
    Ein Wunder: Sind Rubys altersschwache Öhrchen wiederauferstanden?
    Seit einem Jahr ist es leider unheimlich still, wenn ich heimkomme. Kein Bellen. Kein Pfotenkratzen. Es war die Ruhe des Nicht-mehr-alles-hören-Wollens. Früher reichte das Bremsen des Autos, die Kegel der Scheinwerfer, das Stochern des Schlüssels – Ruby bellte wie eine Glocke des Glücks. Irgendwann schlich sich betäubende Stille in ihre hängenden Fledermausohren.
    Bis gestern. Ruby ist zurück im Leben. Sie hüpft ins Haus. Sie steht wieder im Wege – aber positiv, neugierig, erwachend.
    Warum?
    Frauchen schmunzelt: »Diät! Kein Schrott. Kein Müll. Kein Fett. Kein Zucker. Viel Sauerstoff. Puls hoch. Das reinigt die Sinne.«
    Ruby lebt wieder, statt zu dösen.
    Ruby klettert auch wieder die polierte Treppe hoch zu ihrem Schlafzimmerkörbchen. Ruby ist kein Reinhold Messner.
    Aber Ruby ist mein Yeti.
    Liebe ist? Mit seinem Hund Schlitten fahren
    In Haiti sind Hunde die stillen Helden. Sie erschnüffeln und retten Leben. Hunde sind Schutzengel. Wer einen Hund als Freund hat, erlebt das Leben intensiver. Ein Hund hält das Leben fest – weil er kein Gestern und kein Morgen kennt – sondern nur den Augenblick.
    Erster Augenblick: Schnee. Eis. Schlitten fahren. Wenn Schneeflocken wirbeln, kehrt die Kindheit zurück. Das Rudel stapft mit drei Schlitten in den Park. Soll Ruby mit? Alt, blind, gehörlos und wackelig auf den Pfoten? Frauchen, die Mutige, sagt Ja. Ruby bibbert mit. Kinder lachen. Glucksende Atemwolken. Rote Freude-Backen. Kann Ruby auf dem Schlitten stehen? Gezerre, Gejaule, Gezögere.
    Frauchen packt Ruby umarmend und bettet sie in ihren Schoß. Ruby, das schwarze Schnäuzchen im eisigen Wind, rutscht hoppelnd den Hügel hinunter.
    Ihre erste Schlittenfahrt. Auch ihre letzte?
    Zweiter Augenblick: Nachts. Schnee. Mond. Wind, der wehtut. Wir rutschen auf der kalten Wiese vor unserem warmen Haus. Ruby trägt ihr grünes Leucht-Halsband. Es wirkt wie der Heiligenschein eines Engels. Plötzlich taucht ein zweiter, roter Lichtkreis auf. Weiter hinten nähert sich ein dritter, blauer. Es wirkt, als wären drei Ufos gelandet, die über knirschenden Schnee schweben. Die drei Heiligenscheine treffen sich. Drei Hunde in der Nacht.
    Ein kleines Wunder.
    Dritter Augenblick: Tag. Sonne. Tierarzt. Bremsen. Ruby will nicht aus dem Auto. Sie riecht den Angstschweiß vor der Praxis. Sie kann nicht Gassi, obwohl sie muss. Wir warten und zittern. Mit liebender Ungeduld ziehe ich sie zur Tür. Sie jault und zieht mich wieder weg.
    Es tut doch nicht weh …
    Stirbt Ruby? Nein, nein, nein!
    Was ist der wichtigste Tag im Leben eines Hundes? Wenn Herrchen mit seinem Hund zum Tierarzt geht. Warum? Es ist Liebe, Sorge, Fürsorge, Angst und Nächstenliebe. Ruby halb taub, halb blind, halb tot. Wirklich?
    Ich kam aus Hollywood und hatte einen Tag Urlaub. Wenn man eine Woche im verregneten Amerika war, wird das Zuhause zur Sehnsucht. Es gibt nichts Schöneres: das Haus, die Kinder, der Hund, die Frau, das Bier. Ruby und ich lieben uns seit 16 Jahren. Wir sagen uns alles. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Wir essen heimlich Leberwurst, wenn Frauchen nicht zuguckt. Aber Ruby ist alt. Ihre Hüften rutschen raus, ihre Öhrchen hängen, sie läuft demenzartig an unserem Haus vorbei. Lebens-Check-up. Wie viele Weihnachten haben wir noch?
    Ich habe nie Zeit – und plötzlich habe ich Zeit: Ich habe einen Tag Freiheit. Was tut man damit außer Schlitten fahren? Ich nehme mein Fellherz und fahre zu dem Arzt, der Ruby liebt: Dr. Fabian von Manteuffel. Ruby zittert und ich trage sie. Sie macht aus Angst Gassi. Sie wiegt noch zwölf Kilo. Ich habe Angst um sie. Aber der Arzt nimmt uns die Angst. Er guckt mit dem Röhrchen ins Öhrchen – und schüttelt lächelnd den Kopf: »Alles in Ordnung.«
    Ich: »Echt?«
    Er: »Ruby lebt noch ein bis zwei Jahre. Als ich sie das letzte Mal sah, war sie schwach, jetzt ist sie wieder stark.«
    So einfach kann Glück sein. Er verschreibt Ruby Blutdruck-Pillen, die Hirn und Herz stimulieren. Die Rechnung ist so hoch, dafür könnte ich mir einen neuen Hund kaufen. Dr. Manteuffel erklärt: »Übrigens kannst du die Pillen auch selbst schlucken, denn in Japan sind
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