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Kein Fleisch macht gluecklich

Kein Fleisch macht gluecklich

Titel: Kein Fleisch macht gluecklich
Autoren: Andreas Grabolle
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nicht erinnern. Da ich Fleisch so gerne aß, machte meine Mutter selbst zum Gulasch noch Hackbällchen. Einzig Hasenbraten mochte ich als Kind nicht essen, weil ich Hasen so süß fand. Dann versteckte ich mich vor dem Essen. Warum ich nach gutem Zureden schließlich mitgegessen habe, weiß ich nicht mehr. Die Argumente meiner Mutter würden mich jedenfalls heute brennend interessieren.
    Alles hat seine Grenzen
    Kaninchen zu essen bringt auch Steffi bis heute nicht übers Herz. Sie hatte nämlich mal ein eigenes, als sie klein war. »Das war ganz knuffig. Irgendwann war es weg, es hieß, es sei gestohlen worden. Einen Tag später gab es Entenbraten, und der hat mir sehr gut geschmeckt. Jahre später hat mir meine Oma erzählt, der Entenbraten, den ich so gemocht hatte, sei mein Kaninchen gewesen.« Steffi ist noch immer ein wenig empört. »Ich habe mein eigenes Kaninchen gegessen.« Bei aller Fleisch lust gibt es für sie offenbar gewisse Grenzen. Kalbsleberwurst oder Kalbfleisch kauft Steffi nicht mehr, obwohl sie das früher sehr gerne mochte. »Das Tier wurde einfach nur geboren, um eine Wurst zu werden.« Auch exotische Tiere wie Krokodile mag sie nicht essen. »Daraus macht man Handtaschen«, sagt sie und lacht. »Ich habe mal Känguru probiert, danach hatte ich ein ganz schlechtes Gewissen.« Selbst Wildtiere, die inzwischen oft in Gehegen gehalten werden, sind für sie keine Fleischlieferanten. »Reh und Hirsch gehören in den Wald und nicht auf den Teller«, befindet sie. Steffi behagen beim Fleischessen eher die klassischen Nutztiere. Sie ist als Kind mit den Sorten Schwein, Rind und Geflügel aufgewachsen. Das ist für sie normal. Die isst man.
Das Alter von Schlachttieren
    Entgegen einer weitverbreiteten Annahme werden nicht nur Kälber, sondern die meisten Nutztiere zur Fleischproduktion schon im Kindesalter geschlachtet – bevor sie geschlechtsreif werden. Die meisten Masttiere in konventionellen Haltungsverfahren erreichen maximal 6 Prozent ihres biologisch möglichen Lebensalters. Bei ökologischen Mastverfahren leben einige Nutztierarten etwas länger. Tiere, die zur Zucht oder für die Milch- oder Eiproduktion genutzt werden, erleben ihre Geschlechtsreife natürlich. Man schlachtet sie, wenn sie etwa 20 bis 40 Prozent ihres biologisch möglichen Alters erreicht haben.
Nutztiere
Übliches Schlachtalter
    (Prozentsatz
des biologisch
möglichen Lebensalters)
Alter der Geschlechtsreife
Biologisch mögliches Lebensalter
männliche
»Legehennen«
0 Monate
    (0%)
5 Monate
5–7 Jahre
Masthühner
0,9–1,2 Monate (2%)
Legehennen
14–18 Monate (23–30%)
Truthennen (Puten)
3,2 Monate
    (2%)
5–6 Monate
15 Jahre
Truthähne (Puter)
4,6 Monate
    (3%)
Enten
1,6 Monate
    (2%)
5–7 Monate
7–10 Jahre
Gänse
5,8–6,9 Monate (5–6%)
10–12 Monate
9–12 Jahre
Mastschweine
6 Monate
    (5%)
6–8 Monate
10 Jahre
Zuchtsauen
30–36 Monate (25–30%)
Mastkälber
(Weißfleischkälber)
5–6 Monate
    (2%)
6–10 Monate
25 Jahre
Mastrinder
(Jungbullen )
18 Monate
    (6%)
Milchkühe
48–60 Monate (16–20%)
Milchlämmer
(»Osterlämmer«)
0,5–6 Monate
    (0–4%)
7 Monate
12 Jahre
Mastlämmer
6–8 Monate
    (4–6%)
Zuchtschafe
60 Monate
    (42%)
Ziegenlämmer
6–8 Monate
    (4–6%)
    (z. T. schon ab 1,2 Monaten)
4–9 Monate
12 Jahre
Milchziegen
60 Monate
    (42%)
Kaninchen
1,6 Monate
    (1%)
3–5 Monate
10 Jahre
    Karnismus
    Die amerikanische Sozialpsychologin Melanie Joy nennt eine solche Einstellung Karnismus, abgeleitet von dem lateinischen Wort für Fleisch. Es ist die Weltanschauung, die bestimmt, welche Tiere wir essen und welche nicht. Der Karnismus sorgt dafür, dass wir keine Tiere vor uns sehen, wenn wir Schwein, Rind oder Huhn essen. Dagegen sind die meisten von uns bei der Vorstellung, Hund, Meerschwein oder Wal zu essen, angewidert oder moralisch empört, obwohl diese Tiere in anderen Kulturen ganz selbstverständlich auf dem Speiseplan stehen oder zu anderen Zeiten auch bei uns gegessen wurden. Angeblich war in Bayern Hund beliebt. In Westdeutschland hat man das Schlachten von Hunden und Katzen erst 1986 verboten. Joy wunderte sich irgendwann darüber, wie es ihr überhaupt gelang, Tiere zu essen, obwohl sie sich wie viele andere Menschen ernsthaft um Tiere sorgte und nicht wollte, dass sie leiden. Im Karnismus fand sie die Erklärung, warum wir noch nicht einmal über diesen Widerspruch nachdenken, denn es handelt sich dabei um ein unsichtbares Wertesystem. Unser Glaube, dass das Essen von einer Handvoll Nutz- und
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