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Kein Entrinnen

Titel: Kein Entrinnen
Autoren: Romain Sardou
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Programm.
    Der Fahrer kam auf ihn zu. Durch den Nebel sah Frank, dass er es mit einem kompakten Muskelpaket zu tun hatte, klein, aber ebenso breit wie hoch.
    »Ich heiße Norris Higgins«, sagte dieser und reichte ihm die Hand. »Ich bin der technische Verwalter der Einrichtung.«
    Franklin erwiderte seinen Händedruck.
    »Guten Abend. Ich bin froh, dass ich endlich angekommen bin.«
    »Das glaube ich Ihnen. Ein Sauwetter. Es kann sogar noch schlimmer werden. Und dann sind wir auf den Karten auch noch sehr schlecht eingezeichnet! Die Dummköpfe vom Straßenbauamt hören nicht auf, die Richtungen der Einbahnstraßen umzukehren, und sperren die Waldwege unter dem Vorwand, sie würden das Straßennetz im Winter ausbessern, um den Verkehr flüssiger zu machen. Jedes Jahr das gleiche Theater. Sogar wir verirren uns bei Wintereinbruch.«
    »Da haben Sie recht. Es war nicht einfach …«
    »Und dann sind Sie noch am Südtor des Grundstücks angekommen. Es wird so gut wie nie benutzt. Aber das macht nichts! Beeilen wir uns, diese Kälte ist tödlich!«
    Der Mann hatte gesprochen, ohne eine kleine Calabashpfeife aus seinem Mund zu nehmen. Er hatte ein rundes, flaches Gesicht und einen vom Tabak vergilbten Schnauzbart. Seine eng stehenden Augen verliehen ihm das Aussehen eines Nachtlebewesens. Aus seiner Mütze, die das Klublogo der New England Patriots schmückte, quoll eine gewaltige Haarmähne. Er war eine Naturgewalt, bestimmt ein bisschen einfältig, aber gutmütig. Norris ging auf den Kofferraum des Käfers zu.
    »Lassen Sie mich Ihnen helfen«, sagte er. Franklin wischte schnell mit einem Taschentuch über seine Brillengläser, um die ersten Flocken zu entfernen und das Haus besser sehen zu können. Er hoffte, dass die Verwaltung von Durrisdeer diese Unterkunft für ihn ausersehen hatte. Das Haus schien frisch gestrichen. Es hatte ein Obergeschoss und eine überdachte Terrasse im Erdgeschoss. Das steile Dach trug ein Oberlicht, die Holzlatten der Fassade waren weiß oder in sehr hellem Blau gestrichen. Es war ein solides Einfamilienhaus. Franklin lächelte. Er dachte an das Einzimmerappartement in Chicago, das er vor drei Tagen aufgegeben hatte. Er spürte, wie ihm ein angenehmer Schauer über den Rücken lief. Seine »Karriere« als Professor begann mit Pauken und Trompeten.
    Frank ergriff seinen Rucksack und folgte Norris Higgins zur Terrasse. Der Verwalter wühlte in seinen Taschen, fischte einen Schlüsselbund heraus und schloss die Tür auf.
    »Nach Ihnen, Professor.«
    Im Flur roch es nach Harz und frischer Farbe. In der Mitte führte eine gerade Treppe nach oben; rechter Hand befand sich eine große offene Küche. Alles schien sorgfältig renoviert zu sein. Die einzige Lichtquelle war eine nackte Glühbirne, die an einer verdrehten Schnur hing.
    »Ich habe die Wasserpumpe und die Heizung überprüft«, sagte Norris, während er den ersten Karton am Fuß der Treppe abstellte. »Es ist alles in Ordnung.«
    »Das sehe ich. Es ist angenehm warm. Danke.«
    Er setzte seine Taschen ebenfalls ab und sie gingen wieder zum Wagen hinaus.
    »Im ersten Stock befinden sich zwei Schlafzimmer«, erklärte Norris, »zwei Bäder und ein Arbeitszimmer. Wissen Sie, wann Ihre Möbel kommen?«
    »Das ist einer der Gründe für meine Verspätung. Ich weiß es immer noch nicht. Alles müsste seit einer Woche hier sein!«
    Norris stieß ein Ächzen aus, als er einen Karton auf der Rückbank hochhob. Er war voller Bücher.
    »Tut mir leid, ich hab zwei oder drei von der Sorte«, sagte Franklin.
    »Bücher. Wahrscheinlich normal bei Ihnen, stimmt’s?«
    Der Professor ergriff selbst eine Kiste.
    »Der Spediteur ist unterwegs, wie es scheint. Ich habe ein paar Sachen mitgebracht, um bis dahin zu kampieren.«
    »Das brauchen Sie nicht. Mr. Emerson hat heute Nachmittag beschlossen, Ihnen Möbel bringen zu lassen. Ich habe ein Bett, einen Tisch und zwei Lampen nach oben gebracht. Wenn Sie noch etwas brauchen, um mit dem Nötigsten versorgt zu sein, lassen Sie es uns morgen wissen.«
    »Danke. Das ist wirklich sehr freundlich von ihm.«
    »Wir bekommen schließlich nicht alle Tage einen neuen Professor! Das hat es sogar seit Jahren nicht mehr gegeben in Durrisdeer. Sie werden sehen, Sie sind mit Abstand der Jüngste im Kollegium.«
    Norris schnaubte, während er den Karton abstellte.
    Lewis Emerson war der Dekan der Universität. Franklin hatte seit mehr als einem Monat täglich mit ihm telefoniert. Er war es, der sein ganzes Gewicht in die
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