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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen
Autoren: Linwood Barclay
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zu einer Konferenz«, sagte er.
    »Hat sich die Firma schon entschieden, wo sie ihren Knast hinstellen will? Anscheinend hat Mr Sebastian doch schon einige potenzielle Bauplätze unter die Lupe genommen.«
    »Bis jetzt ist nichts in trockenen Tüchern. Es gibt ein paar Grundstücke im Umkreis von Promise Falls, die für den Bau einer Strafanstalt in Frage kämen. Und wenn es dazu kommt, entstehen hier reichlich neue Arbeitsplätze. Davon profitieren die Bürger unserer Stadt ebenso wie Zulieferbetriebe aus dem Umland. Außerdem können wir davon ausgehen, dass in besagtem Gefängnis auch Häftlinge von außerhalb untergebracht werden – was wiederum bedeutet, dass deren Familienangehörige zu Besuch kommen, in hiesigen Hotels absteigen, in unseren Geschäften einkaufen und in unseren Restaurants essen gehen. Und das leuchtet doch wohl auch Ihnen ein, oder?«
    »Sie tun gerade so, als hätten wir es hier mit einer Touristenattraktion zu tun«, sagte ich. »Warum bauen Sie den Knast nicht gleich neben dem neuen Vergnügungspark?«
    »Waren Sie schon immer ein Klugscheißer, oder hat man Ihnen das auf der Journalistenschule beigebracht?«
    Ich beschloss, wieder auf die sachliche Ebene zu wechseln. »Aber erst einmal muss der Stadtrat dem Vorhaben überhaupt zustimmen, egal welches Bauland sich die Firma nun aussuchen mag. Wie werden Sie stimmen?«
    »Nach genauer Durchsicht der Unterlagen. Und nach bestem Wissen und Gewissen natürlich«, sagte Reeves.
    »Sind Sie sicher, dass Sie Ihre Entscheidung nicht längst getroffen haben?«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«, gab Reeves zurück.
    »Na, wegen Florenz.«
    »Florenz?«
    »Tun Sie doch nicht so. Statt direkt von England zurückzufliegen, haben Sie noch ein paar Tage Italien drangehängt.«
    »Das … das war Teil der Informationsreise.«
    »Oh, das war mir nicht bekannt«, bohrte ich weiter. »Und welche Justizvollzugsanstalten haben Sie dort besucht?«
    »Ich lasse Ihnen bei Gelegenheit eine Liste der betreffenden Gefängnisse zukommen.«
    »Wieso sagen Sie mir nicht einfach, wo Sie waren? Oder zumindest, wie viele Anstalten Sie in Italien aufgesucht haben?«
    »Das kann ich nicht genau sagen.«
    »Waren es mehr als fünf?«
    »Nein, glaube ich nicht.«
    »Also weniger«, sagte ich. »Mehr als zwei?«
    »Ich …«
    »Haben Sie überhaupt eine Justizvollzugsanstalt in Italien besichtigt, Mr Reeves?«
    »Man muss nicht unbedingt ein Gefängnis aufsuchen, um sich ausreichend darüber zu informieren. Sie wissen doch selbst, wie das läuft. Man trifft sich mit den Zuständigen, geht mit ihnen essen …«
    »Können Sie mir diese Zuständigen nennen?«
    »Tut mir leid, ich muss dringend los.«
    »In welchem Hotel haben Sie gewohnt?«
    »Im Maggio«, antwortete er zögernd.
    »Interessant. Dann sind Sie doch garantiert Elmont Sebastian über den Weg gelaufen.«
    »Möglich«, erwiderte er. »Ich glaube, ich habe ihn ein-, zweimal in der Lobby getroffen.«
    »Sie waren nicht zufällig Mr Sebastians Gast?«
    »Gast? Ich war Gast des Hotels, David. Haben Sie schon mal daran gedacht, besser zu recherchieren?«
    »Entschuldigen Sie, aber meinen Recherchen zufolge hat Mr Sebastian – genauer gesagt, Star Spangled, Inc. – Ihren Flug nach Florenz sowie Ihren dortigen Aufenthalt bezahlt. Oder bin ich da falsch informiert? Sie sind um 13:40 Uhr von Gatwick abgeflogen und …«
    »Was zum Teufel soll das?«, knurrte Reeves.
    »Können Sie eine Hotelrechnung vorweisen?«, fragte ich. »Oder sonstige Belege für Ihren Aufenthalt in Florenz?«
    »Mit Sicherheit, aber da müsste ich erst mal suchen. Und natürlich bewahre ich auch nicht jede einzelne Quittung auf. Wer macht das schon?«
    »Sie sind doch erst gestern zurückgekommen. Also werden Sie ja wohl noch Ihre Quittungen finden, oder?«
    »Was ich finde oder nicht, geht Sie einen Scheißdreck an.«
    »In diesem Fall können Sie ja sicher die nötigen Belege herbeizaubern, wenn ich in meinem nächsten Artikel schreibe, dass Star Spangled Corrections Ihre Reise nach Florenz bezahlt hat.«
    »Wie kommen Sie dazu, derartige Anschuldigungen in den Raum zu stellen?«
    »Meinen Informationen zufolge belaufen sich die Kosten für Ihren Florenz-Aufenthalt auf 3526 Euro, inklusive Steuern, Karten für die Galleria dell’Accademia und Verzehr aus der Minibar. Kommt das ungefähr hin?«
    Der Stadtrat schwieg.
    »Mr Reeves?«
    »Ich weiß nicht genau«, sagte er leise. »Das müsste ich erst mal nachprüfen. Aber Sie irren sich,
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