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Kein Entkommen

Kein Entkommen

Titel: Kein Entkommen
Autoren: Linwood Barclay
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Kind darin befand, konnte ich allerdings nicht erkennen.
    Aus dem Augenwinkel registrierte ich einen bärtigen Mann, der es offenbar ziemlich eilig hatte.
    Ohne ihn weiter zu beachten, lief ich auf den Buggy zu.
    Bitte, bitte, bitte …
    Ich erreichte den Buggy und warf einen Blick hinein.
    Und da lag er in süßem Schlummer. Er war nicht einmal aufgewacht. Sein Kopf war leicht zur Seite geneigt, und seine Augen waren geschlossen.
    »Ethan!«, stieß ich hervor, hob ihn aus dem Buggy und drückte ihn fest an mich. »Ethan! O mein Gott, Ethan!«
    Ich hielt ihn ein Stück von mir und sah ihn an. Er zog die Stirn in Falten, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. »Alles okay«, sagte ich. »Alles okay, Ethan. Daddy ist ja bei dir.«
    Im selben Moment ging mir auf, dass er keineswegs Angst hatte, schon gar nicht vor irgendwelchen Entführern. Er war schlecht gelaunt, weil ich ihn aus seinem Nickerchen geweckt hatte.
    Was mich nicht davon abhielt, ihm wieder und wieder zu versichern, dass alles in Ordnung war. Ich drückte ihn fest an mich und streichelte seinen Kopf.
    Als ich ihm wieder ins Gesicht sah, zitterte seine Unterlippe nicht mehr. Er deutete auf meinen Mundwinkel. »Hast du Schokolade gegessen?«
    Ich lachte, während mir Tränen in die Augen schossen.
    Ich riss mich mit aller Macht zusammen. »Jetzt lass uns erst mal Mom finden, damit sie weiß, dass dir nichts passiert ist.«
    »Was ist denn?«, fragte Ethan.
    Ich kramte mein Handy hervor und rief Jan an. Es klingelte fünf Mal, ehe die Voicemail ansprang. »Ich habe ihn gefunden«, sagte ich. »Ich komme zum Eingang.«
    So schnell war Ethan noch nie im Leben geschoben worden. Er streckte die Arme aus und lachte laut, während ich ihn durch die Besuchermenge navigierte. Als der Buggy ins Schlingern geriet, kippte ich ihn nach hinten und steuerte ihn auf den Hinterrädern weiter, was ihn noch mehr zum Quietschen brachte.
    Am Eingang blieb ich stehen und sah mich um.
    »Können wir nicht doch mit der Achterbahn fahren?«, fragte er. »Ich glaube, ich bin doch groß genug.«
    »Das besprechen wir gleich«, sagte ich, während ich mich weiter nach Jan umsah, ehe ich erneut mein Handy aus der Tasche zog. Ich hinterließ ihr eine zweite Nachricht: »Hey, wir sind direkt am Eingang. Wo steckst du?«
    Ich schob den Buggy vor das Tor, wo sich die Besucherschlangen vor den Kassen drängten.
    Hier konnte Jan uns unmöglich übersehen.
    Ich blieb vor dem Buggy stehen, so dass Ethan mich nicht aus dem Blick verlieren konnte. »Hunger«, sagte er. »Wo ist Mom? Ist sie nach Hause gefahren? Wo sind die Sandwiches?«
    »Hab ein bisschen Geduld«, sagte ich.
    »Kann ich eins mit Erdnussbutter haben? Aber ohne Marmelade!«
    »Nur die Ruhe, Partner«, sagte ich, noch immer mit dem Handy in der Hand, um sofort drangehen zu können, wenn es klingelte.
    Vielleicht hatte Jan ein paar Wachleute aufgestöbert und war mit ihnen unterwegs. Was gut so wäre. Weil hier im Park jemand herumlief, der es auf kleine Kinder abgesehen hatte.
    Ich wartete weitere zehn Minuten, ehe ich erneut auf Jans Handy anrief. Sie ging immer noch nicht dran. Diesmal hinterließ ich keine Nachricht.
    »Will nicht mehr warten«, sagte Ethan. »Mag Karussell fahren.«
    »Nur die Ruhe, Sir«, gab ich zurück. »Wir können nicht ohne Mom losziehen. Sonst findet sie uns ja nicht.«
    »Sie kann uns doch anrufen.« Er begann zu strampeln.
    In diesem Moment erspähte ich einen Mitarbeiter des Parks. Er trug eine khakifarbene Hose und ein Hemd mit dem Five-Mountains-Logo.
    »Gehören Sie zur Parkaufsicht?«, fragte ich, als er an uns vorbeiging.
    Er hielt ein Walkie-Talkie hoch. »Ich kann sie rufen«, sagte er.
    Ich bat ihn, bei den Sicherheitsleuten nachzufragen, ob Jan bei ihnen war. »Nur damit sie weiß, dass ich unseren Sohn schon gefunden habe«, fügte ich hinzu.
    Kurz darauf drang eine verzerrte Stimme aus dem Walkie-Talkie. »Wer? Keine Ahnung. Nein, bei uns war keine Frau.«
    »Tut mir leid«, sagte der Mann in der Khakimontur und ging weiter.
    Allmählich war ich ernstlich beunruhigt und kämpfte gegen die aufsteigende Panik an. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ganz und gar nicht.
    Jemand hatte versucht, unseren Sohn zu entführen. Ich hatte einen bärtigen Mann gesehen, der an mir vorbeigehastet war.
    Und meine Frau war nicht am verabredeten Treffpunkt erschienen.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte ich zu Ethan, während ich weiter Ausschau nach Jan hielt. »Mom ist bestimmt gleich wieder da. Und
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