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Katzen jagen nachts

Katzen jagen nachts

Titel: Katzen jagen nachts
Autoren: A. A. Fair
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bitte.«
    In Sekundenschnelle war sie wieder zurück. »Mr. Nunnely läßt bitten.«
    Bertha segelte durch die Tür, die die Sekretärin für sie offenhielt. Der Mann am Schreibtisch sah nicht auf. Er unterschrieb einen Brief, ging mit dem Löscher darüber, öffnete eine Schreibtischschublade, verstaute den Brief darin, nahm einen Terminkalender heraus, schlug ihn auf, griff wieder nach dem Füller und machte einen Vermerk. Alle Bewegungen spiegelten Ruhe und Sicherheit wider.
    Bertha Cool beobachtete ihn aufmerksam.
    Es vergingen beinahe sechzig Sekunden, bevor er den Vermerk im Terminkalender ablöschte, den Kalender zuklappte, sorgsam an seinem angestammten Platz verstaute, ohne Eile und völlig ungerührt von Bertha Cools Eintritt. Dann hob er den Kopf und zeigte Bertha Cool ein ausdruckslos höfliches Gesicht. »Guten Morgen, Mrs. Cool. Was Sie mir durch meine Sekretärin haben ausrichten lassen, war einigermaßen ungewöhnlich. Darf ich Sie um eine nähere Erläuterung ersuchen?«
    Unter der kühlen unpersönlichen Musterung der blaßgrünen Augen fand es Bertha Cool vorübergehend etwas schwierig, ihren vorgesehenen Schlachtplan auszuführen. Aber dann schüttelte sie sich ärgerlich. »Wie ich höre, brauchen Sie Geld.«
    »Eine weit verbreitete Krankheit.«
    »Aber bei Ihnen besonders ausgeprägt.«
    »Darf ich nach der Quelle Ihrer Information fragen?«
    »Ein kleiner Vogel hat’s mir zugetragen.«
    »Erwarten Sie von mir Interesse oder Ärger?«
    Aber gegen die Dampfwalze Bertha half Nunnely seine kühle Zurückhaltung nichts. »Mir ist es piepe, was Sie machen. Ich gehe aufs Ganze. Wenn das Geld nicht zu mir kommt, muß ich es mir eben holen.«
    »Sehr interessant.«
    »Ich will mit offenen Karten spielen. Sie haben eine Forderung gegenüber einem Mann namens Belder. Diese Forderung haben Sie noch nicht beitreiben können. Die Anwälte haben sich an Ihnen gesundgestoßen, und Sie kommen auf keinen grünen Zweig dabei. Wissen Sie, mir sind meine Moneten zu schade, um sie mit irgendeinem Paragraphenreiter zu teilen. Die Kastanien aus dem Feuer holen, mir die Finger verbrennen und dann dem Herrn Anwalt mit tiefer Verbeugung fünfzig Prozent von den mühsam verdienten Kröten überreichen — nee, das ist bei mir nicht drin. Dazu ist mein Geld zu sauer verdient. Wenn Sie mit mir ins Geschäft kommen, sind Sie gut beraten. Jagen Sie Ihren Anwalt zum Teufel, dann verhelfe ich Ihnen zu Ihrem Geld.«
    »Was schlagen Sie vor?«
    »Ihre Forderung lautet auf zwanzigtausend. Die werden Sie nie kriegen.«
    »Darüber kann man geteilter Meinung sein.«
    »Natürlich. Sie und Ihre Anwälte haben eine Meinung, Ihr Prozeßgegner und seine Anwälte eine andere. Sie werfen Ihren Anwälten gutes Geld in den Rachen, Ihr Gegner macht’s genauso. Was er zahlt, wird von den zwanzigtausend nicht abgezogen, was Sie zahlen, hätten Sie genausogut im Kamin verbrennen können. Von Ihren zwanzig Mille haben bisher nur die Anwälte gut gelebt.«
    »Eine originelle Einstellung, Mrs. Cool. Aber nun würde mich doch Ihr konkreter Vorschlag interessieren.«
    »Die ganze Summe kriegen Sie nie. Aber einen Teilbetrag könnten Sie bekommen. Wenn ich freie Hand hätte, könnte ich die Sache in Ordnung bringen. Natürlich müssen Sie etwas abstreichen.«
    » Wieviel ?«
    »Eine ganze Menge. Und natürlich kommt noch mein Anteil hinzu.«
    »Nein, Mrs. Cool, ich glaube nicht, daß mich das interessiert.«
    »Überlegen Sie es sich gut. Wie die Sache jetzt steht, verlieren Sie nur Geld. Ich kann Belder dazu bringen, ein erkleckliches Sümmchen auszuspucken, Sie bekommen Ihren Teil, und die Sache ist gelaufen.«
    » Wieviel könnten Sie herausholen?«
    »Fünftausend.«
    Nunnely hob und senkte einmal langsam die Augenlider. Das war die einzige Bewegung in seinem Gesicht. »Netto für mich?« fragte er.
    »Brutto«, berichtigte Bertha.
    »Und Ihr Anteil?«
    »Fünfzig Prozent.«
    »Netto für mich also zweitausendfünfhundert.«
    »Ja.«
    »Kein Interesse.«
    Bertha Cool wuchtete sich von ihrem Stuhl hoch. »Sie haben meine Karte«, sagte sie. »Wenn Sie sich’s anders überlegen, können Sie mich anrufen.«
    »Augenblick, Mrs. Cool«, sagte Nunnely. »Wir wollen die Sache doch noch mal in Ruhe besprechen.«
    Bertha watete durch den luxuriösen Teppichboden zur Tür. Im Hinausgehen feuerte sie ihren Abschiedsschuß ab. »Hier gibt’s nichts mehr zu besprechen. Wenn Sie doch noch ja sagen wollen, rufen Sie mich an.«
    »Eins möchte ich Sie noch
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