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Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte

Titel: Katie außer Rand und Band - wie eine Hundedame unser Herz eroberte
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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erscheinen. Pearl war keine Frau, die Parfum und Schmuck schätzte, sie trug eine schlichte schwarze Hose und einen grauen Pullover mit Zopfmuster. In der Hand hatte sie eine Kuchenform, ihr Pullover war mit Mehl bestäubt.
    Dinah trabte schwanzwedelnd voraus in die Wohnung.
    »Hallo, meine Süße! Wie geht’s meiner kleinen Dinah?«, gurrte Pearl und holte aus einem Bücherregal eine Schachtel Hundekuchen, die sie für solche Gelegenheiten immer parat hatte. Sie beugte sich nach unten, um Dinah einen Hundekuchen zu reichen, doch die Hündin zögerte und wartete auf Joes Erlaubnis. Als er nickte, nahm Dinah den Hundekuchen vorsichtig aus Pearls Hand und verzog sich mit ihrer Beute glücklich in eine Ecke.
    Pearls Cockerspaniel Brandy war einige Monate zuvor im Alter von zwölf Jahren gestorben. Sie vermisste die Hündin sehr, auch wenn ich bald herausfand, dass Pearl ihr Herz nicht auf der Zunge trug. Stoisch und zurückhaltend nahm sie den Verlust hin und freute sich über Dinahs Gesellschaft, wann immer diese zu Besuch kam.
    »Na, Joe, du hast wohl meine Pflaumentarte gerochen und beschlossen, auf einen Sprung vorbeizuschauen«, scherzte sie und schob uns in die Küche.
    »Na klar. Pearl, ich wollte dir gern meinen Freund – und deinen Nachbarn – vorstellen, Glenn. Ich dachte, ihr zwei solltet euch kennenlernen.«
    »Ich bin nicht mehr im Dating-Geschäft«, witzelte Pearl und schüttelte mir fest die Hand. Sie war so unkompliziert und freundlich, dass ich sie in mein Herz schloss, sobald ich die Pflaumentarte erblickte, die ausgesprochen köstlich schmeckte. Sie schnitt uns zwei Stücke ab, krönte das Ganze mit Schlagsahne, und schon konnten wir loslegen.
    Dann stellte mich Pearl ihrem Mann vor. Arthur, ehemals ein Verkäufer für Damenbekleidung und so um die achtzig, hatte es sich auf einem bequemen grauen Velourssessel gemütlich gemacht, die Füße auf einen passenden Hocker gelegt, und las Zeitung. Er trug das, was sich als seine Alltagsuniform herausstellen sollte: einen rot karierten Morgenmantel, einen blauen Schlafanzug und Lederslipper.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte er grinsend und beugte sich vor, um mir die Hand zu drücken. »Es freut mich, dass ich endlich einmal einen Nachbarn kennenlerne.«
    »Dinah«, dröhnte er, »komm her!« Er nahm seine Lesebrille ab und holte Dinah zu sich auf den Schoß. »So ist’s gut«, sagte er und streichelte ihr die Ohren.
    Pearl erklärte, dass sie vor zwei Jahren von einem Landhaus in Red Hook im Dutchess County nördlich der Stadt nach Battery Park City gezogen waren, weil sie ein etwas kleineres Zuhause haben wollten – »Schluss mit dem Rasenmähen«, meinte Arthur lachend – und weil sie gern am Wasser lebten.
    »Er hat den Rasen ohnehin nicht sehr oft gemäht«, flüsterte Pearl Joe zu.
    Schon bei der ersten Begegnung fiel mir die unkomplizierte Zuneigung zwischen den beiden auf. Arthur berührte immer wieder einmal Pearls Arm und streifte zärtlich ihre Schulter. Am besten gefiel mir, wie sie einander neckten: hier eine kleine Bemerkung, dort ein sanfter Seitenhieb, aber alles sehr liebevoll. Es war eine Freude, so etwas bei einem Ehepaar zu erleben, das gut fünfzig Jahre verheiratet war.
    »Und wir reden noch immer miteinander«, meinte Pearl lachend.
    »Und sie kocht noch immer«, erwiderte Arthur.
    Pearls Wesen spiegelte sich in der Wohnung. Sie war praktisch und nüchtern eingerichtet: schwere Mahagonimöbel, eine alte, braun-rostrot geblümte Couchgarnitur und ein kleiner Esstisch in der Mitte des Wohn-Esszimmers, eine Kombination, die man in vielen Wohnungen in Manhattan findet.
    Alles war ein bisschen staubig und ein bisschen alt, aber gemütlich. An der Wand hingen Drucke mit Pflanzenmotiven, es gab Blumen, Zimmerpalmen und einen wahren Wald von Gewächsen auf dem Fensterbrett, die das Ganze lebendig wirken ließen.
    Während wir uns ein wenig anfreundeten, beeindruckten mich Pearls Auffassungsgabe und ihr trockener Humor.
    »Joe bringt Sie also in große Schwierigkeiten.« Sie schmunzelte.
    »Ganz genau. Ein Hund wäre gut für Glenn.«
    »Gut für dich, meinst du wohl, wenn du einen Freund brauchst, der dir beim Gassi gehen mit Dinah Gesellschaft leistet.« Sie beugte sich zu der Hündin vor, streichelte ihr die Schnauze und steckte ihr noch einen Hundekuchen zu.
    Pearl erklärte mir, dass ihr Hündinnen lieber waren – »nicht dieses ständige Beinchenheben!« – und dass sie ganz besonders anhänglich seien, auch wenn ihnen eher ein
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