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Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
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Schlückchen?«
    Sie schüttelte den Kopf, doch als er einen kräftigen Schluck nahm, sagte sie: »Auf Ihr Wohl!«
    Er atmete geräuschvoll aus. »Danke. Auf Ihres ebenfalls.« Dann reichte er den fast geleerten Flachmann an Brian weiter, der sich den Rest mit einem einzigen Schluck einverleibte.
    »Wir haben ein Beiboot«, verkündete Crane. Er hielt es im Hinblick auf zukünftige Aufträge für ratsam, sich hilfsbereit zu zeigen. »Wir können Sie an Land rudern.«
    »Ich schwimme. Bringen Sie mich einfach nur möglichst nah ran.«
    »Das Wasser ist eiskalt«, wandte Brian ein. »Sie holen sich den Tod.«
    Doch sie schüttelte den Kopf.
    »Und was ist mit Ihrem Rucksack?«
    »Ist wasserdicht, genauso wie ich.«
    »Er wird sinken wie ein...«
    Sie zog sich den Regenmantel aus, schlüpfte aus ihren Schuhen und öffnete ihre Jeans. Die beiden Männer beobachteten sie. Darunter kam ein schwarzer Badeanzug zum Vorschein.
    »So einen muss ich für meine Frau besorgen«, murmelte Crane.
    Sie stopfte ihre Kleidung in den Rucksack. »Sobald ich die Küste erreicht habe, ziehe ich mich wieder um.«
    Brian, der ihre langen weißen Beine anstarrte, schien sich genau das gerade vorzustellen. Um ehrlich zu sein – Crane stellte es sich ebenfalls vor. Sie war vielleicht nicht besonders hübsch, aber ihr Körper... Wahnsinn.
    »Besten Dank für Ihre gedachten Komplimente«, sagte sie schließlich und wölbte ihre Lippen. Es war, als hätte sie ihre Gedanken gelesen.
    »War mir ein Vergnügen«, entgegnete Crane. »Wirklich, ein Vergnügen.«
    Sie ließen sie ins Wasser und sahen ihr eine Weile zu, wie sie sich in Richtung Küste vorkämpfte. Sie war eine gute Schwimmerin, den Rucksack zog sie hinter sich her. Sie waren nicht mehr als hundert Meter von der Küstenlinie entfernt, und es schien, als würde sie es locker schaffen. Dann erinnerte sich Crane an die Anweisungen, die er bekommen hatte.
    »Wir nehmen wieder Kurs aufs offene Meer, Brian, und fahren in einem Bogen auf Sandgate zu. Mit ein bisschen Glück sind wir vor Tagesanbruch zu Hause.«
    »Die war’ne Granate, was, Skip?« Brian starrte immer noch in Richtung Küste.
    »Das kannst du wohl sagen«, stimmte Crane ihm zu.
     
    Sie zog sich in Windeseile um. Der Rucksack enthielt jede Menge Dinge, unter anderem mehrere Garnituren Kleidung und Schuhe. Außerdem verfügte er über Luftkissen, damit er oben schwamm. Sie ließ die Luft aus den Kissen. Früher an diesem Abend war der Rucksack schwerer gewesen. Bei dem Gedanken lächelte sie. In einer Plastiktüte in einer ebenfalls wasserdichten Tasche befanden sich ein Tagebuch und zudem ein paar Schminkutensilien. Das Make-up stellte für sie eine Art Talismann dar, und sein Auftragen war der Beginn einer Verwandlung. Was befand sich noch in dem Rucksack? Anhand des Inhalts ihrer Tasche lässt sich eine Menge über eine Frau sagen. Mit ein bisschen Phantasie verriet einem auch dieser Rucksack eine Menge. Pass, Führerschein, Geld. Ein paar kleine Werkzeuge. Einige Päckchen, die wie Knetgummi aussahen. Tarotkarten. Eine Handfeuerwaffe. Das war’s.
    Sie sah nicht hinaus aufs Meer, aber sie horchte. Das gleichmäßige Rauschen der heranrollenden Wellen, das Pfeifen des Windes. Berauschend. Ihr Haar, das sie zurückgesteckt hatte, trocknete schnell, ihre Kopfhaut war kalt vom Wind. Ein starker Salzgeruch haftete ihr an. Sie hatte die Augen ein wenig geschlossen, während sie lauschte. Dann hörte sie in der Ferne einen ziemlich lauten Knall, nur einmal, dann herrschte wieder Stille. Wie wenn auf einem Kindergeburtstag ein aufgeblasener Luftballon platzt. Sie wusste, dass sie die Sprengladung richtig bemessen und platziert hatte, unten im Rumpf des Schiffs. Das Loch, das dort hineingerissen worden war, musste einen Durchmesser von mehreren Metern haben. Das Schiff würde in Sekundenschnelle sinken, Sekunden der Angst und des Entsetzens für die Besatzung. Und falls die Explosion die beiden Männer nicht sofort getötet hatte... tja, wie groß mochte ihre Chance sein, dass sie das Ufer erreichten? Für den Älteren der beiden war sie gleich null, der Jüngere hatte eine minimale Chance. Eine minimale Chance war das Äußerste, was sie bereit war zu akzeptieren. Doch für den Fall, dass es doch einer der beiden bis ans Ufer schaffen sollte, wartete sie noch eine Weile. Es gab ausreichend Schutz, sodass sie nicht fror. Tatsächlich wurde die Brise jetzt beinahe lau. Aber vielleicht machte sie sich auch nur gerade mit dem Gedanken
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