Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kassandra Verschwörung

Titel: Kassandra Verschwörung
Autoren: I Rankin
Vom Netzwerk:
Beim ersten Anzeichen von Ärger hatte Mike Anweisung einzuschreiten. Mike hatte nichts gegen ein bisschen Krawall, und Crane steckte ihm einen Zwanziger Trinkgeld zu.
    Aber es hatte weder Krawall noch eine Falle gegeben, lediglich eine gedämpfte Unterhaltung, überwiegend einseitig. Ein Geschäftsangebot... soweit ich informiert bin, besitzen Sie ein Schiff... finanzielle Schwierigkeiten... würde gern Ihre Dienste in Anspruch nehmen. So hatte er sich ausgedrückt: »Ich würde gern Ihre Dienste in Anspruch nehmen.« Als ob George Crane der Eigner eines Schleppers wäre. Doch dann hatte der Mann angefangen, über Geld zu reden, viel Geld. Er hatte ihm tausend Pfund Sterling bei Annahme des Kontrakts angeboten – so drückte er sich aus, wobei es wie ›Gontrag‹ klang -, zweitausend bei Lieferung und abschließend noch einmal zweitausend zwölf Wochen nach der Lieferung.
    »Drei Monate danach? Woher soll ich denn wissen, dass Sie nicht... Ich meine, ich will ja nicht unterstellen, dass Sie... aber, ach egal.« In Cranes Kopf hatten sich die Gedanken überschlagen, Gedanken an Geld. Er hatte einen kräftigen Schluck Whisky genommen.
    Der Mann hatte gelächelt. »Sie sind ein Geschäftsmann, Mr. Grane. Vorsichtig, klug und misstrauisch. Sie haben schon recht, aber der zeitliche Abstand ist notwendig, damit wir uns Ihres Stillschweigens versichern können. Wenn wir nicht zahlen, können Sie mit der Geschichte zur Polizei gehen.«
    »Wohl kaum! Ich wäre doch ein Komplize.«
    »Sie könnten die Geschichte trotzdem verbreiten. Wir bevorzugen es, Sie für Ihr Schweigen zu bezahlen. Zweitausend scheint mir ein geringer Preis dafür.«
    George Crane war sich immer noch nicht sicher, was es damit auf sich hatte. Was für eine Geschichte könnte er denn schon erzählen? Andererseits hätte er den Auftrag auch für drei Riesen angenommen, und drei Riesen hätte er bereits in der Tasche, wenn das kleine Abenteuer heute Nacht vorbei war. Dreitausend schöne Pfund Sterling, von denen tausend bereits auf seinem »Konto Nummer vier«, wie er es nannte, eingegangen waren, eines diverser Konten, die er bisher vor den Schnüfflern des Finanzamts hatte verbergen können (vor den gleichen Schnüfflern, die er zunächst in Verdacht gehabt hatte, ihm eine Falle stellen zu wollen). Gut, fünfzig Pfund musste er Brian zahlen. Es war nicht viel, aber ein bisschen mehr, und Brian würde womöglich anfangen, misstrauisch zu werden. Fünfzig waren genau richtig für Brian: genug, um seine Treue zu erkaufen, aber zu wenig, um ihn in Unruhe zu versetzen.
    An der Küste kamen Lichter in Sicht, willkommene Lichter. Er wandte sich an Brian. »Am besten sagst du ihr, dass wir da sind.«
    »Ich glaube, das weiß sie bereits.«
    Und da tauchte sie auch schon auf, kam geduckt durch die kleine Tür an Deck, ihren Rucksack hinter sich herziehend. Sie richtete sich auf und streckte ihren Rücken. Sie war groß, etwa ein Meter fünfundsiebzig. Groß und schlank. Viel mehr war wegen des Regenmantels, den sie trug, nicht zu erkennen. Sie hielt ein Päckchen in der Hand, das sie Crane hinstreckte. Er nahm es entgegen.
    »Brian«, sagte er, »übernimm mal einen Moment.«
    »Alles klar, Skipper.«
    Crane ging auf die der Küste zugewandte Seite des Schiffs. Dort war ausreichend Licht. Er wollte nicht, dass Brian sah, wie viel Geld im Spiel war. Er riss das Päckchen auf und blätterte das Geldbündel durch. Fünfziger. Sah nach vierzig Scheinen aus. Auf keinen Fall würde er sie jetzt an Ort und Stelle nachzählen wie Shylock. Er stopfte das Bündel in die Innentasche seiner Jacke, wo es eine erfreuliche Beule hinterließ, und ging zurück ans Steuer. Die Frau schaute ihn an, weshalb er in ihre Richtung nickte. Nur in ihre Richtung, er nickte ihr nicht zu . Es war schwierig, ihr in die Augen zu sehen, schwierig, ihrem Blick standzuhalten. Sie war nicht etwa besonders hübsch oder so – obwohl sie es bei Tageslicht vielleicht doch war -, wirkte aber... angespannt. Und blickte ziemlich finster drein, als ob sie auf Streit aus wäre.
    »Noch ein kleines Stück die Küste entlang, Brian«, sagte Crane. »Wir sollen sie direkt vor der Stadt absetzen.«
    »Wie lange noch?«, fragte sie. Ja, dachte Crane, sie war Europäerin. Wahrscheinlich Britin, aber sie sah aus, als wäre sie eine Weile fort gewesen.
    »Fünf Minuten«, antwortete er. Er holte einen Flachmann aus seiner Tasche und drehte den Verschluss auf. »Malt«, erklärte er. »Möchten Sie auch ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher