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Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Karneval der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Autoren: Diane Oliver
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seine Zunge über ihre Lippen, sie schmeckte Wein. Dann löste er sich von ihr, und die Menge saugte ihn auf, als hätte es ihn nie gegeben.
    Auch Giuliana verschwand wieder inmitten der Menschen, die Menge schob sie hierhin und dorthin. Die drangvolle Enge, die Gerüche nach Schweiß, Wein und Duftwasser schlugen ihr bald auf den Magen, und schon wieder tasteten Hände über ihre Hüften. Sie stemmte sich gegen die wogende Masse, strebte zum Rand der Piazza, wo das Gedränge nicht mehr ganz so groß und die Luft besser war. Ein paarmal atmete Giuliana tief ein und aus, hielt dabei die Hände schützend vor ihre Brust und tastete verstohlen nach der Münze in ihrem Mieder. Sie war nicht da, wo sie sein sollte, auch nicht verrutscht. Giusefo fiel ihr ein. Anscheinend war er nicht der harmlose Bursche gewesen, der nichts weiter wollte, als einem Mädchen einen Kuss zu rauben. Bei der ersten Gelegenheit war sie einem Dieb zum Opfer gefallen.
    Der Verlust des Groschens wog schwer, aber am meisten ärgerte sie, dass Giusefo jetzt wahrscheinlich irgendwo hockte und über ihre Dummheit lachte oder seine Hände schon wieder auf die Brüste anderer Frauen legte.
    Jemand stieß Giuliana einen Ellenbogen in den Rücken. Ihr entfuhr ein schmerzhaftes »Au!«.
    »Perdono, Mädchen«, hörte sie die sympathische Stimme eines jungen Mannes hinter sich.
    Sie drehte sich um. In einem pelzverbrämten Umhang und mit einem prächtig bestickten Wams bekleidet stand ein Löwe vor ihr. Ein Mann mit einer Löwenmaske, Pelze, Federn und Edelsteine schmückten sie, über der Nase prangte ein daumennagelgroßer Rubin. Bestimmt farbiges Glas. Graublaue Augen musterten sie, und offenbar gefiel ihnen, was sie sahen, denn der dazugehörige Mund verzog sich zu einem Lächeln, und das brachte sein markantes Kinn vorteilhaft zur Geltung.
    »Madonna mia«, entfuhr es ihm. »Du bist das hübscheste Mädchen, das ich heute Abend zu Gesicht bekommen habe, kleine Schäferin.«
    »Das kannst du unter der Maske nicht sehen und sagst das bestimmt zu jeder«, antwortete sie schlagfertig.
    »Ich sehe einen Körper wie den einer Venus von Milo, der in dieses hübsche Kleid passt, als wäre er hineingeboren worden.« Mit einer Hand fuhr er die Konturen ihres Körpers nach, ohne ihn zu berühren.
    »Wieso nennst du mich kleine Schäferin?« Sie schob ihre Lippen zu einem Schmollmund vor, ahnte nicht, wie reizend sie das unter ihrer Federmaske aussehen ließ.
    »So ein süßes Mädchen wie du muss vom Land kommen. Dort gibt es die hübschesten Dinger, sagt man.«
    »Ich stamme aus Verona.«
    »Vom Land, sage ich doch.« Das Beleidigende seiner Worte wurde durch seinen schalkhaften Blick gemildert.
    Soweit Giuliana es trotz der Löwenmaske sehen konnte, war er ein hübscher junger Mann mit sinnlich geschwungenen Lippen. Die Haut war gebräunt, und unter seiner Kappe vermutete sie schwarze Haare. Er kam in schwarzem und dunkelgrünem Samt daher. Der Sohn einer Patrizierfamilie, schoss es ihr durch den Kopf, aber der Karneval verwischte die Unterschiede.
    »Verona ist eine Stadt, mindestens so alt wie Venedig.« Er war viel zu aufregend, als dass sie beleidigt war, aber die Schmähung ihrer Heimatstadt wollte sie nicht unwidersprochen hinnehmen.
    »Meinetwegen, aber dort gibt es keinen so aufregenden Karneval.«
    »Das stimmt.«
    »Und die schönsten Töchter Veronas sind zum Karneval in Venedig.«
    »Schmeichler.« Sie lächelte und verbeugte sich spöttisch.
    »Bei so viel Anmut kann ich nicht anders.«
    »Noch mehr Schmeichler.« Hinter ihm entdeckte sie zwei andere junge Männer, die sie prüfend mit Blicken maßen und sich dann grinsend zurückzogen. »Deine Freunde?«
    »Was!« Der Unbekannte schaute sich um. »Ach die. Die kenne ich kaum.«
    »Nicht nur ein Schmeichler, auch noch ein Lügner.«
    Er tat ihr den Gefallen, unter seiner Maske zerknirscht auszusehen. Giuliana fand an dem Schlagabtausch Gefallen. Der Ärger über den gestohlenen Groschen verrauchte, und vielleicht bekam sie den Löwen dazu, ihr ein Glas Wein oder einen Likör zu spendieren. Unbewusst fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und ahnte nicht im Entferntesten, dass Männer das als Einladung zu Dreistigkeiten auffassen konnten.
    »Lass uns hineingehen.« Noch während er das sagte, ergriff er ihre Hand, damit sie keine Chance bekam, ihm zu entwischen.
    »Wohin?«
    »In den Palazzo Ducale.«
    Der Dogenpalast. Giuliana lief es heiß und kalt über den Rücken. Sie hatte wunderbare
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