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Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Karlo geht von Bord - Kriminalroman

Titel: Karlo geht von Bord - Kriminalroman
Autoren: Verlag Vogelfrei
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einem weiten Bogen über die Kunststoffoberfläche der Hängeschränke bis hinauf zur Decke.
    „Typisch“, dachte Jeanette, „zuerst schicken sie immer die Bullen. Und da unten verblutet jemand.“
    Als sie versuchte, ihren Ärger abzuschütteln, kamen ihr Zweifel, ob sie das Skateboard nicht besser in ihrer Wohnung gelassen hätte. Sie überlegte noch, nach unten zu gehen und es wieder an sich zu nehmen, da ertönte die Türklingel. Zuerst war sie unschlüssig, dann gab sie sich einen Ruck und betätigte den Türöffner. Die Haustür wurde aufgestoßen. Die Polizisten betraten das Haus, Jeannette hörte Stimmen und Schritte im Parterre. Die Beamten schienen sich im Treppenhaus umzusehen. Sachte schloss sie die Wohnungstür, ging ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein.
    Sie hatte kaum vor dem Fernsehapparat Platz genommen, als die Türglocke ein zweites Mal erklang. Jeannette reagierte nicht. Sie drehte den Ton lauter und rutschte tiefer in den Sessel. Das dritte Klingeln klang ungehalten, kurz darauf folgte ein heftiges Klopfen.
    Jeannette biss sich auf die Lippen und ging zur Tür. Durch den Türspion sah sie die beiden Uniformierten. In diesem Moment erlosch das Treppenhauslicht. Erneut hämmerte einer der Beamten an die Wohnungstür.
    „Hier ist die Polizei. Bitte öffnen Sie!“
    Jeannette zog die Tür einen Spalt auf und schaute die Beamten fragend an.
    „Ja?“
    Dietmar Hund zog seine Uniformmütze etwas tiefer ins Gesicht, schenkte seinem Kollegen Manfred Haffmann einen unsicheren Blick, bevor er sich wieder Jeannette zuwandte.
    „Guten Abend, Frau Müller. Haben
Sie
angerufen? Sie scheinen die Einzige zu sein, die momentan im Haus ist.“
    „Angerufen? Aber wieso denn das? Nein, ich sitze vor dem Fernseher.“ Geschickt schob sie Interesse vor: „Ist denn etwas passiert?“
    „Das wollen wir herausfinden. Wir wurden benachrichtigt. Eine Frau hat über den Notruf gemeldet, es befände sich hier im Treppenhaus eine reglose Person“, Hund kniff die Augen zusammen, seine Miene bekam eine bauernschlaue Note, „das waren nicht zufällig Sie, nein?“
    Jeannette schaute die Polizisten stirnrunzelnd an und schickte zugleich ihren unschuldigsten Blick auf die Reise.
    „Und?“
    „Was, und?“, kam es ärgerlich zurück.
    „Ich meine, haben Sie die Leiche gefunden?“
    Leiche! Jeannette bemerkte augenblicklich, was sie gesagt hatte und biss sich auf die Lippen.
    Haffmann bemerkte den Schreck der blonden Frau. Sein Blick wechselte aus dem Frage- in den Triumphmodus.
    „Woher wissen Sie, dass es eine Leiche ist?“
    „Sie haben gerade etwas von Blut gesagt.“
    „Habe ich nicht!“
    „Haben Sie doch!“
    „Nein“, erwiderte der kleine Polizist, setzte seine Mütze ab und fuhr sich nervös durch die blonden Haare, „habe ich eben nicht! Dietmar, was sagst du? Habe ich gerade Blut erwähnt?“
    Dietmar Hund hatte nicht zugehört und wirkte ertappt.
    „Was? Blut? Was ist mit Blut?“
    „Dietmar!“ Haffmann wirkte erregt. „Habe ich was von Blut gesagt?“
    „Du hast mir gesagt, die Frau hätte gesagt, dass hier im Haus ein Mann in seinem Blut liegt, ja doch.“
    „Nein, das meine ich nicht. Habe ich eben, hier und jetzt, von Blut geredet?“
    Hund schaute verständnislos.
    „Na, das tun wir doch alle, die ganze Zeit schon. Was ist denn los mit dir?“
    Haffmann senkte ergeben den Kopf und gab auf. Nun war er selbst nicht mehr sicher, was er gesagt hatte. Jeannette nahm das Blatt auf und ging in die Offensive.
    „Was ist nun? Haben Sie den Mann gefunden? Mit oder ohne Blut?“
    „Nein. Das ist es ja. Da war nichts.“ Haffmann schaute enttäuscht.
    Nun schaltete sich Dietmar Hund wieder ein.
    „Aber das Blut, das gibt es schon. Da unten im Hausflur ist alles voll davon.“
    Haffmann schaute seinen Kollegen erleichtert an.
    „Sag ich doch die ganze Zeit.“
    „Sehen Sie? Jetzt geben Sie es zu“, triumphierte Jeannette, „Sie haben es selbst gesagt.“
    Nun wurde Haffmann wütend.
    „Hier dreht einem jeder das Wort im Mund herum. Da weiß man ja selbst nicht mehr, woran man ist. Und du spielst da auch noch mit.“
    Aufgebracht schaute er seinem hoch aufgeschossenen Kollegen ins Gesicht.
    „Geschenkt“, tönte es von oben herab. Hund übernahm die Gesprächsführung und wandte sich an Jeannette. Er klang geradezu bemüht förmlich. „Frau Müller, haben Sie in den letzten Stunden etwas Ungewöhnliches gehört oder gesehen? Irgendwas muss passiert sein. Da unten im Treppenhaus ist
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