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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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treten, dass er hoch kam und mitging. Es hat ihn alles so fürchterlich belastet. Er fühlte sich wie ein absoluter Versager. Nichts hat geklappt. Keine Aufträge, keine Anfragen, nur Absagen, als er dann anfing sich zu bewerben. Er zog sich immer mehr zurück. Auch mich ließ er nicht an sich heran. Vielleicht war es auch das schlechte Gewissen.“ Sie drückte die Zigarette aus. Die Asche auf ihrer Hose fiel auf den Boden. Sie nahm einen großen Schluck und stellte das Glas klirrend zurück auf den Tisch. „Kann ich schon verstehen, dass er sich als Versager fühlte. Er hat mir immer vorgeworfen, dass ich ihn zu sehr bemuttere. Nun macht er etwas alleine und landet prompt auf der Nase.“ Sie lachte verächtlich. „Aber so was von auf der Nase.“
      Ich zog noch einmal an der Zigarette und drückte sie dann aus. Sie sah mich an.
      „Wusstest Du, dass er mich immer „Mutti“ genannt hat?“
      Ich schüttelte den Kopf.
      Sie fuhr fort: „Wenn er sauer war. Der Mann war aber wie ein kleines Kind. Du musstest ihm alles abnehmen und sagen. Hat ihm natürlich nicht gepasst. „Ja, Mutti!, …Muss es immer nach Deiner Nase gehen, Mutti?…Ich kann alleine entscheiden, Mutti…Aber selbst seine Tabletten musste ich ihm geben. Ein paar Mal, als er aus Venezuela zurückkam, war seine Tablettenschachtel noch voll. Hat er einfach vergessen zu nehmen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Da hätte wer weiß was passieren können. Mit seiner Herzkrankheit.“ Sie fing an zu kichern. „Einmal habe ich mich vertan. Hab ihm zu viel gegeben. Ist mir erst am nächsten Morgen aufgefallen, weil er so lange schlief. Was haben wir gelacht! „Mutti, Mutti,“ sagte er, „und auf dich soll ich mich verlassen?“ Ich konnte ja nicht jeden Tag anrufen und ihn erinnern. Irgendwann habe ich Ali angerufen und ihr gesagt, dass sie ihn an seine Medizin erinnert.“ Sie verzog das Gesicht. Ganz kurz nur und kaum wahrnehmbar.
      Ali. Thorstens Geliebte. Aber das wusste Carla damals noch nicht. Sie hatte was vermutet, aber beweisen konnte sie nichts.
      „Was ist denn jetzt eigentlich genau passiert, gestern?“ fragte ich. Teils aus Neugier, teils um von diesem heiklen Thema abzulenken.
      „Thorsten hatte seit einiger Zeit Rückenschmerzen. Du erinnerst dich?“
      Ich nickte.
      „Wie die Männer so sind, geht er natürlich erst`mal nicht zum Arzt, obwohl ich es ihm gesagt habe. Erst als eines Nachts die Schmerzen schlimmer wurden und er nicht mehr wusste, wie er sich hinlegen soll, geht er in die Notaufnahme. Die stellen nichts weiter fest. Eingeklemmter Nerv, Zerrung, irgendwas“, sie machte mit ihren Fingern Anführungszeichen in die Luft, „harmloses“. „Rückenschmerzen hat ja heute jeder. Jedenfalls bekommt er ein paar Schmerzmittel und wird wieder nach Hause geschickt.“ Sie griff wieder nach einer Zigarette und zündete sie an. „Ein paar Tage lang ging es besser, dann kamen die Schmerzen wieder.“ Sie legte das Feuerzeug zurück und griff nach dem Glas. „Wieder in der Nacht. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen. Also habe ich den Notarzt gerufen.“ Sie trank aus und streifte die Asche ab. Alles nicht so einfach, wenn man so halb auf der Couch kniet. „Diesmal haben sie ihn dabehalten und ein paar Test s gemacht. Haben aber nichts gefunden. Keine Bandscheibe, keine Zerrung, kein eingeklemmter Nerv. Thorsten hat natürlich so `nen Hals gehabt.“ Sie zeigte mit einer Hand, wie dick Thorsten´s Hals vor Wut geschwollen war. „Gestern Abend hat er es wieder nicht ausgehalten. Also wieder den Notarzt angerufen. Diesmal haben sie dann eine verschleppte Lungenentzündung festgestellt.“
      „Haben sie ihn denn bei den ersten beiden Malen nicht geröntgt? Eine Lungenentzündung muss man doch sehen.“
      Sie zuckte die Achseln. „Sollte man meinen. Vielleicht haben sie nicht genau hingesehen, was anderes gesucht, oder was weiß ich.“
      „Willst Du das jetzt so hinnehmen? Thorsten könnte noch leben, wenn die nicht geschlampt hätten.“
      Sie sah mich an. „Leg dich mal mit den „Halbgöttern in Weiss“ an. Die halten `eh alle zusammen. Da kommt nichts raus. Außerdem…“ Sie nahm den Ascher vom Tisch und kauerte sich wieder hin. „Außerdem nutzt es Thorsten jetzt auch nicht mehr.“ Bedächtig rollte sie die Asche ab. „Den Rest kennst Du. Damit er richtig durchatmet und nicht so flach, weil es weh tut, was die Entzündung hervorruft oder fördert, soll er ins künstliche Koma versetzt
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