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Karibik Träume... und zwei Leichen

Karibik Träume... und zwei Leichen

Titel: Karibik Träume... und zwei Leichen
Autoren: Jean Terbrack
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gehalten. Als ich in den Sechzigern zur Grundschule ging, trugen die Mädchen ihre Haare so. Wer ihr Alter schätzen müsste, würde leicht um einige Jahre daneben liegen. Aber sie war lieb! Herzensgut und hilfsbereit. Eine Seele von einem Mensch. Obwohl sie schon einiges mitgemacht hatte in ihrem Leben. Kranker, pflegebedürftiger Vater, Zerwürfnis mit den Geschwistern (natürlich ging es um Geld), eine langwierige und gemeine Scheidung, der Niedergang von See aS. Und natürlich wie Thorsten dazu beigetragen hatte und nun damit klarkam – klargekommen ist. Vielleicht sind es immer die „lieben“ Menschen, die Unglück und Schwierigkeiten anziehen. Bewundernswert jedenfalls, wie sie über die Jahre alles weggesteckt hat und trotzdem ihre Art beibehalten hat.
      Ich nahm sie in den Arm und drückte sie stumm. Sie schluchzte.
      „Carla…. Es tut mir so leid.“
      „Hm, hm.“ Sie löste sich und putzte ihre Nase. „Entschuldige.“ Sie wischte eine Träne weg, bevor sie die Wange herunterrollte. „Laß´ uns in´s Wohnzimmer gehen.“ Sie schloss hinter uns die Tür. „Leg deine Sachen da an der Garderobe ab.“. An der offenen Küchentür vorbei gingen wir in´s Wohnzimmer, das im vorderen Bereich als Esszimmer eingerichtet ist. Im hinteren Teil, mit Blick auf den Garten, die großzügige Sitzecke, Fernseher, HiFi Anlage, Gläserschrank und Bar. Die Elektronik das Neueste vom Neuen. Die Möbel edel. Man muss nicht viel Ahnung haben, um zu sehen, dass die Einrichtung richtig Geld gekostet hat. Dunkles Holz und dunkles Leder. Auf dem gefliesten Boden ein schwerer Teppich. Blumen und Deko überall. Die Dame des Hauses gab sich Mühe ein gemütliches Heim zu schaffen. Was mir immer gefallen hatte war, dass es nicht so aufgeräumt wie in einer Möbelausstellung war. Es lagen Zeitschriften, CDs, Zigaretten, Ascher und Untersetzer für Gläser oder Tassen herum. Hier war das Wohnzimmer tatsächlich der Raum, in dem „gewohnt“ wurde. Die Tür zum Garten stand offen. Die Rolladen an Tür und Fenstern waren halb heruntergelassen. Es lief eine ältere CD von „Shakira“, der kolumbianischen Sängerin, die neuerdings auch bei uns populär ist. Nicht ganz das, was man in einem Trauerhaus erwarten würde. Ich sah sie fragend an.
      „Du weißt doch, wie Thorsten ihre Musik mochte. Er sagte immer: „Wenn jemand das Zeug dazu hat in Europa ein Star zu werden, dann sie.“ Sie setzte sich auf die Couch mit dem Rücken zum Fenster. Ihr Stammplatz. Ich nahm das Sofa ihr gegenüber. „Am Freitag waren wir noch in Köln zum Konzert. Er war so glücklich. Richtig aufgedreht. Er nahm sogar meine Hand.“ Sie griff nach den Zigaretten und zündete sich eine an. Gedankenverloren blies sie den Rauch aus. „Oh, Entschuldigung. Auch eine?“ Sie hielt mir die geöffnete Schachtel hin.
      „Ja, danke.“
      Über den Tisch hinweg gab sie mir Feuer. „Möchtest Du was trinken? Ich brauche jetzt was.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, legte sie die Zigarette in den Ascher, stand sie auf und ging an die Bar. „Cognac? Whiskey? Der Rum ist gut. Aus Venezuela. Thorsten hat ihn beim letzten Mal mitgebracht.“ Sie hielt die Flasche mit dem Lederbeutel hoch.
      „Nein danke. Ich muss noch fahren. Wasser oder Cola vielleicht.“
      „Sofort.“ Sie schüttete sich etwas Bernsteinfarbenes ein, nahm einen großen Schluck und goss sich nach. Dann stellte sie das halbvolle Glas auf den Tisch und ging an mir vorbei in die Küche. Ich hörte das Schlagen der Kühlschranktür. Mit einer Cola kam sie zurück. „Ich habe leider kein Eis. Soll ich sie noch kurz in´s Gefrierfach legen?“ Sie hielt mir die Flasche hin.
      „Ist schon ok so. Mach´ dir keine Mühe.“ Ich nahm ihr die Cola ab und öffnete sie. Sie gab mir ein Glas aus dem Schrank. Ich schenkte mir ein und trank. Sie hatte wieder ihren Platz auf der Couch eingenommen, zog die Füße unter und rauchte weiter. Irgendwann fing sie an zu reden.
      „Es war wie in alten Zeiten. Am Freitag meine ich. Er war lebenslustig. Ich habe mich so für ihn gefreut. Für uns gefreut. Wir waren wie ein frisch verliebtes Pärchen. Er nahm meine Hand und sagte: „Egal was war. Wir schaffen es! Wir kommen wieder hoch!“ Asche fiel auf ihre Hose. Sie schien es nicht zu merken. „Weißt du, dass er in den letzten Wochen überhaupt nicht mehr vor die Tür gegangen ist? Selbst, wenn er selber mit etwas kam, was weiß ich, `ne Bratwurst essen, oder so. Dann musste ich ihn fast
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