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Kanonendonner über der Adria

Titel: Kanonendonner über der Adria
Autoren: Frank Adam
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eintrat, sagte ein Mann zu ihr: »Wir konnten es hören. Wie schön, dass David kommt. Ich kann ihn leider nicht mit abholen, denn ich habe eine Verabredung in Westminster. Aber Nicole wird sich nicht abhalten lassen, dich zu begleiten. Tut mir Leid, dass ich unsere Kutsche brauche, aber ich soll noch zwei Kollegen abholen.«
    »Macht nichts, James«, entgegnete Britta. »Wir haben ja unsere und die zweite bestellen wir beim Kutschservice. Aber da fällt mir ein, Mr. Dimitrij läuft mit unserem neuen Frachtsegler ja auch heute London an. Da sehen sich die beiden vielleicht schon auf dem Fluss. Mr. Dimitrij hat übrigens noch Gepäck für mich geladen.«
    »Grüß deinen lieben David und auch den Gregor von mir. Sag ihm, ich komme jetzt bestimmt so gut mit den Prothesen zurecht, wie er es mir immer prophezeit hatte.«
    Als er aufstand, um sich von Nicole, seiner Frau, und von Britta zu verabschieden, konnte man sehen, dass er eine Arm- und eine Fußprothese trug. Aber er bewegte sich völlig unbehindert damit. David würde sich auch freuen, das zu sehen. James Watson war viele Jahre mit ihm als einer seiner Kapitäne gesegelt. In der Karibik mussten ihm nach einem mörderischen Kampf mit vier französischen Fregatten ein Arm und ein Bein amputiert werden. Er wollte damals nicht mehr leben und David hatte mit ihm um seinen Lebensmut gerungen und an die Liebe zu seiner Nicole und seinen Kindern appelliert. James hatte es geschafft, überlebte und war nun Abgeordneter im Unterhaus und glücklich mit seiner Familie.
    Als James gegangen war, saß Britta mit Nicole noch auf eine Tasse Kaffee am Tisch.
    »Nun kommt David noch zwei Tage früher, als ihn dir die Kellys angekündigt hatten. Mein Gott, heute ist ja der dreizehnte.«
    Britta lachte. »Das war für uns immer ein gutes Datum, Nicole. Ich bin so glücklich, dass David kommt. Er wird uns von unseren Söhnen erzählen können.«
    Nicole nickte und seufzte. Ihr Sohn John David war mit Brittas Sohn Charles und mit Alexander Dimitrij als Offiziersanwärter in Davids Geschwader. Ihre Mütter sorgten sich um sie.
    »Um David als Admiral brauchst du dich ja nicht sehr zu sorgen, nicht wahr, Britta? Er steht auf dem Achterdeck und eine Seeschlacht ist ja nicht mehr zu erwarten. Aber die jungen Burschen müssen nicht nur bei jedem Wetter in die Takelage, sie sind auch bei jedem Unternehmen dabei.«
    Britta sah Nicole nachdenklich an. »Du kennst David nicht wirklich, Nicole. Dein Sohn hat dir doch wahrscheinlich auch geschrieben, dass sie an der Küste kurz von den anderen abgeschnitten waren, aber bald wieder herausgehauen wurden.«
    Nicole nickte. »Ja, das war bei Getaria.«
    »Ich nehme an, David hat sie gebeten, uns das so zu schreiben. In Wirklichkeit waren sie in französischer Gefangenschaft und wurden abtransportiert. David ist mit sechzig Freiwilligen gelandet und hat sie in der Nacht weit im Inland befreit. Ich weiß es von dem spanischen Major, der sich als Armamputierter auf dem Gut erholt hat.«
    Nicole hatte die Hand vor den Mund gehoben und sah Britta erschrocken an. Die erzählte ihr, dass der Major der Bruder von Davids Geheimagentin war und sich über Frau von Rostow, die Portugiesisch sprach, mit ihr verständigen konnte. Seine Schwester hatte bei der Befreiung mitgewirkt und ihm von der nächtlichen Verfolgung der Franzosen und dem Überfall im Nachtlager erzählt.
    »Ohne David wären die drei in französischer Gefangenschaft, wenn es nicht noch schlimmer gekommen wäre. Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, sieben oder acht Stunden durch Wald und Berge zu klettern, die Jungen zu holen und wieder die Küste zu erreichen. Ich weiß nur, er würde es immer wieder tun, nicht nur für unsere Söhne. Aber viele würden es auch für ihn tun. Er steht nicht nur auf dem Achterdeck, Nicole. Er ist ein kämpfender Admiral, und ich habe immer Angst um sein Leben.«
    Nicole fasste Britta um. »Ich hätte es besser wissen müssen, denn ich kenne ihn doch. Und sein Sohn John, mein erster Mann, hat ja auch geschwärmt, wie er sich für seine Männer einsetzt. Und so redet auch James von ihm.«
    »Darum wollen wir ihn dankbar begrüßen und ihm nicht gleich verraten, was wir wissen«, beschloss Britta das Gespräch.
    Die beiden Frauen saßen in einer Kutsche am Rande der Thames Street und warteten. Es war recht windig und kühl am Fluss und so stand vorn am Kai nur der Diener Jeremy, ein ehemaliger Matrose, mit einem Teleskop und spähte nach der Sloop Alkmene aus.
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