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Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)

Titel: Kampf um Golgrimms wundersame Welt (German Edition)
Autoren: Frank Schürmanns-Maasen
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Die Straßen und Gehwege der Stadt schienen unangetastet, keine Fußstapfen verunzierten die weiße Pracht und nirgends gab es diesen grauen Matsch zu sehen, der entstand, wenn unzählige Autos den Schnee bereits zur Seite der Straße gespritzt hatten. Das lag daran, dass um diese Zeit niemand mehr unterwegs war. Die Stadt lag im tiefsten Tiefschlaf.
                  Aber halt, da war doch jemand unterwegs!
                  Mit schnellen Schritten stapfte ein Mann durch den mittlerweile knöchelhohen Schnee. Auf den ersten Blick wäre einem mit Sicherheit sein hoher, dunkelbrauner Zylinder aufgefallen, auf dessen Krempe sich bereits ein Wulst von Schnee angesammelt hatte. Kaum jemand trug heutzutage noch eine solche Kopfbedeckung. Die Gamaschen wären einem wohl ebenso aufgefallen. Und auch sein Gehrock wirkte sehr antiquiert, den man allerdings in dieser Nacht nicht sehen konnte, denn der Mann trug einen langen Mantel mit Pelzkragen darüber und hatte diesen eng um seinen Körper geschlungen, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. Er war schon eine ganze Weile im Schneegestöber der Nacht unterwegs und vor der großen Londoner Teddybärfabrik blieb er schließlich stehen. Ein zufriedenes Lächeln erschien auf seinem Gesicht und dann nickte der Mann. Dieser Ort war sein Ziel. Hier würde er seine Karten ins Spiel bringen. Hier würde er einen weiteren seiner Schachzüge machen im großen Spiel um die Schicksale vieler Welten.
                  Zügig schritt er zum Eingang der Fabrik und auf einen Fingerzeig von ihm öffnete sich die breite Flügeltür wie von Geisterhand, obwohl der einsame Wachmann, der irgendwo in der alten Fabrik seine Runden drehte, sie ganz sicher abgeschlossen hatte. Das hatte er getan, definitiv. Doch diese Tatsache hielt den Mann im Zylinder nicht auf. Eine verschlossene Tür erforderte lediglich einen winzigen, kaum erkennbaren Bruchteil seiner Macht.
                  Das Innere der Fabrik war riesig. In der ersten Halle gab es große Behälter voll flauschigem Teddyfell und genauso große Behälter voll weicher Baumwolle, die als Füllung der Teddys diente. In kleineren Kisten wurden Nähgarnrollen, rote Bänder als Schleifen für die Hälse der Teddys und Millionen von drolligen Knopfaugen aufbewahrt.
    Dahinter lag die zweite Halle, sie war doppelt so groß wie die Erste. Dort wurden die Bären hergestellt. Dazu mussten zuerst alle Teile aus dem Fell ausgeschnitten werden, also die Beine, die Arme, der Bauch und der Rücken, der Kopf und natürlich die Ohren. Dann wurden die einzelnen Teile genäht und dann gewendet und zu schließlich gefüllt, bevor sie zu einem kompletten Teddy montiert wurden. Zum Schluss bekam jeder Teddy seine Augen und eine rote Schleife um den Hals.
    Langsam schritt der Mann an den einzelnen Herstellungsbereichen vorbei. Sein Ziel war die dritte Halle, die sich am Ende der Fabrik befand. Dort wurden die fertigen Teddys gelagert. Und es waren Tausende! Fast schon ehrfürchtig schaute der Mann zu den Regalen auf. Eine Armee von Teddybären blickte ihn aus dunklen Knopfaugen an. Er tat einen Schritt nach dem anderen, den Blick immer auf die Kuscheltiere gerichtet. Er sah sich jeden Einzelnen genau an, wirklich jeden! Dann plötzlich blieb er stehen. Seine Augen fixierten einen der Bären und ein Lächeln huschte über des Mannes Gesicht.
    „Hab ich dich!“, flüsterte er. Er breitete die Arme aus und schloss die Augen, atmete tief ein und konzentrierte sich. Einen Augenblick war es mucksmäuschenstill in der Fabrik. Es war so still, dass man ein Staubkorn hätte fallen hören. Der Mann bewegte sich nicht. Er stand da, wie eine Statue, völlig regungslos. Dann plötzlich schlug er seine Hände vor sich zusammen, dass es laut klatschte. Ein blendend weißer Lichtblitz entstand, tauchte die Lagerhalle für eine Sekunde in grellstes Licht und glänzte in tausend Knopfaugen zugleich auf. Und dann war es auch schon wieder vorbei und vor dem Mann fiel etwas auf den Hallenboden. Sofort wurde dies von einem missmutigen leisen Brummen quittiert. Lächelnd öffnete der Mann die Augen und sah nach unten. Dort lag ein Teddybär. Es war der Bär, den der Mann ins Auge gefasst hatte und nachdem er in die Hände geklatscht und so den Blitz erzeugt hatte, war das Kuscheltier aus dem hohen Regal direkt vor seine Füße gefallen.
    „Hallo, mein Junge!“, sagte der Mann.
    Der Teddy vor ihm rieb sich die Stirn, auf die er gefallen war,
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