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Kampf für Freiheit

Kampf für Freiheit

Titel: Kampf für Freiheit
Autoren: Simon Scarrow
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angestarrt. Sobald er Aristides sah, trabte er auf den alten Mann zu und wedelte mit dem Schwanz. Der Ziegenhirt japste nach Luft, lehnte sich auf seinen Hirtenstab und schluckte, bis er wieder sprechen konnte.
    »Drei Männer.« Mit zitternden Fingern deutete er auf den Pfad, der von Nydri aus den Hügel hinaufführte. »Große Männer … Soldaten, glaube ich.«
    Marcus’ Vater saß im Schatten der weinumrankten Laube an dem langen, verwitterten Holztisch. Titus Cornelius war damit beschäftigt gewesen, die Bücher des Bauernhofs zu führen, doch nun legte er seinen Griffel auf das Wachstäfelchen, erhob sich von der Bank und kam mit großen Schritten auf den kleinen Hof.
    »Soldaten, sagst du?«
    »Ja, Herr.«
    »Aha.« Titus lächelte leise, ehe er mit milder Stimme sagte. »Was weißt du schon von Soldaten, alter Mann? Mit Tieren kennst du dich aus. Aber mit Soldaten?«
    Aristides richtete sich auf und starrte seinem Herrn geradewegs in die Augen. »Zwei von ihnen tragen Speere und alle haben Schwerter.«
    Marcus schaute zu seinem Vater und bemerkte, wie ein kurzer Anflug von Furcht über dessen Gesicht huschte. Noch nie zuvor hatte Marcus seinen Vater ängstlich gesehen. Auf dem zerfurchten Gesicht des alten Soldaten prangten mehrere Narben, Erinnerungen an seinen Dienst in den Legionen des Generals Pompeius. Er war Zenturio gewesen – ein in vielen Schlachten gestählter Offizier – und hatte dann seinen Abschied genommen und die römische Armee verlassen.
    Er hatte sich einen Bauernhof auf der Insel Lefkada gekauft und sich mit Marcus’ Mutter dort niedergelassen, die wenige Monate zuvor ihrem Sohn das Leben geschenkt hatte. Eine kleine Ziegenherde, um die sich Aristides kümmerte, brachte Titus regelmäßig einige Einkünfte, vor allem aber verdiente er an den Weinreben, die auf seinem Land wuchsen. Marcus erinnerte sich an sorglosere Zeiten, als er noch ein kleiner Junge war.
    In den letzten drei Jahren jedoch war der Regen ausgeblieben, und die Dürre und der Mehltau hatten die Ernte zerstört. Titus hatte Geld leihen müssen. Marcus wusste, dass es viel Geld gewesen war – er hatte gehört, wie seine Eltern sich nachts flüsternd darüber unterhielten, wenn sie meinten, er schliefe schon, und er hatte sich noch lange darüber Sorgen gemacht, nachdem seine Eltern bereits verstummt waren.
    Leise Schritte ließen Marcus herumfahren. Seine Mutter trat aus dem Zimmer, das auf den Hof hinausführte. Sie war dabei gewesen, ihm eine neue Tunika zu weben, hatte aber ihren Webstuhl im Stich gelassen, sobald sie Aristides’ Worte gehört hatte.
    »Sie haben Speere«, murmelte sie und starrte zu Titus. »Vielleicht gehen sie in die Berge, um Wildschweine zu jagen.«
    »Das glaube ich nicht.« Der alte Zenturio schüttelte den Kopf. »Wenn sie auf der Eberjagd sind, wozu dann die Schwerter? Nein, hier geht es um etwas anderes.« Er trat einen Schritt vor und klopfte Aristides anerkennend auf die Schulter. »Du hast recht daran getan, mich zu warnen, alter Freund.«
    »Alt?« Die Augen des Ziegenhirten zwinkerten fröhlich. »Nun, ich bin kaum zehn Jahre älter als Ihr, Herr.«
    Titus lachte, ein tiefes, herzhaftes Lachen, mit dem Marcus sein Leben lang vertraut war und das ihm stets ein Gefühl der Sicherheit gegeben hatte. Obwohl sein Vater in den Legionen ein hartes Leben geführt hatte, war er stets fröhlich. Manchmal hatte er Marcus streng behandelt, hatte darauf bestanden, dass er seine Kämpfe mit den Kindern unten in Nydri selbst austrug, aber an seiner Zuneigung hatte Marcus nie gezweifelt.
    »Warum kommen die hierher?«, fragte seine Mutter seinen Vater. »Was wollen sie von uns?«
    Marcus sah, wie das Lächeln auf den Lippen seines Vaters erstarb. »Ärger«, knurrte er. »Ärger wollen sie uns machen. Decimus muss sie geschickt haben.«
    »Decimus?« Marcus sah, wie seine Mutter entsetzt die Hand vor den Mund schlug. »Ich habe dir doch gesagt, dass wir mit ihm nichts zu tun haben sollten.«
    »Nun, dafür ist es nun zu spät, Livia. Ich werde mit ihm verhandeln müssen.«
    Marcus hatte die Reaktion seiner Mutter Angst gemacht. Er räusperte sich. »Vater, wer ist Decimus?«
    »Decimus?«, höhnte Titus und spuckte auf den Boden. »Ein blutsaugendes Schwein, dem jemand schon vor vielen Jahren eine gehörige Lektion hätte erteilen müssen.«
    Marcus blickte ihn verständnislos an und Titus musste lachen. Er streckte die Hand aus und fuhr seinem Sohn liebevoll durch die dunklen Locken. »Er ist ein
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