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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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ihr weiter.
    »Ich wollte es nicht, ich hab ihn immer davor gewarnt. Er hat zwei Hilfskräfte angeheuert und dann noch ein paar Illegale, die kosten ja fast nichts und müssen jedenfalls den Mund halten. Mit ihnen hat er das gefrorene Fleisch genommen, aufgetaut und verkaufen wollen. Doch einige Kunden haben gemerkt, dass das Fleisch nicht so gut ist, gerade in der Gastronomie muss es zwar billig sein, aber gut auch.
    Durch Zufall hat er einen Direktor von Kauf kennen gelernt, man hat geredet, und Waldemar hat ihm dann einen Vorschlag gemacht. Ich weiß nicht genau, wie alles gelaufen ist. Ich war immer im Betrieb und hab Fleisch aufgetaut und gemeinsam mit den Illegalen gewogen und verpackt. Ab und zu haben wir auch noch geschlachtet, damit die Aktion nicht so auffällt. Die LKW-Chauffeure müssen gemerkt haben, was läuft. Das heißt, das mit dem Fleischtausch haben sie gewusst, natürlich, aber das mit dem gestohlenen EU-Fleisch …«
    »Es muss doch Kontrollen gegeben haben.«
    »Ja, schon. Aber selten. Es war ja nichts anderes eingelagert als Interventionsfleisch. Keinerlei Bewegung. Der Kontrolleur hat außerdem Höhenangst gehabt.«
    Das erklärte, warum die unteren Container voll waren.
    »In Wirklichkeit wollte das Fleisch niemand haben.«
    Ich sah ihr ins Gesicht. »Und was ist mit Karin Frastanz? Der verschwundenen Leiterin der Fleischabteilung? Und was mit dem ermordeten Regionaldirektor Heller, dem, mit dem Ihr Mann offenbar alles eingefädelt hat?«
    Sie sah uns entsetzt an. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.«
    »Der Mittelsmann bei Ultrakauf, Regionaldirektor Heller, ist erschossen worden.«
    »Ich weiß nicht«, stammelte sie, »ich weiß nichts davon. Er hat einmal gesagt, dass es mit Wien Probleme gibt, mehr brauche ich nicht zu wissen. Das war alles. Wir haben darüber nicht viel geredet.«
    Ich hatte den Eindruck, dass man ihr glauben konnte. Aber ich konnte mich täuschen.
    Wir fragten sie nach Karin, wieder entsetzte Rückfragen.
    »Ist sie seine Freundin? Hat er sie nach Südamerika vorausgeschickt?«
    »Unwahrscheinlich«, sagte Vesna trocken, »die hat er eher auf Eis gelegt. Ins Kühlhaus. War eine Freundin von mir. Der soll mir nicht in die Finger kommen.«
    »Mich mit der ganzen Hölle allein zu lassen …« Frau Zartl flüsterte nur noch. »Er hat gesagt, mit dem Geld fangen wir in Argentinien neu an. Weg aus Schönpolding. Er war schon zweimal drüben und hat ein passendes Geschäft gefunden. Nie hat er mich mitgenommen. Da hat er dann wahrscheinlich auch … Argentinien, das Rindfleischland. Er ist tüchtig im Geschäft, nur hat er Pech gehabt. Wir wollten es noch einmal probieren.«
    »Wann hätten Sie fliegen sollen?«
    »Nach den Feiertagen. Im Januar wäre eine große Inspektion gekommen, da mussten wir über alle Berge sein.«
    »Sie sagen vor der Polizei aus?«, fragte ich.
    »Tue ich ja gerade.«
    »Vor der Polizei.«
    »Ja, er soll nicht so davonkommen. Aber ich schwöre es, von einem Mord weiß ich nichts, ich kann das nicht glauben.« Frau Zartl begann leise zu weinen. Grete nahm sie bei der Hand und setzte sich zu ihr auf das Bett.
    »Es zahlt sich nicht aus, wegen Ihrem Mann zu weinen. Ihnen wird man nicht viel anhaben können. Sie sind jung genug, Sie können noch einmal anfangen, ohne ihn.«
    »Die Kinder«, schluchzte Frau Zartl jetzt laut.
    »Seien Sie froh, dass Sie Kinder haben. Dann sind Sie nicht allein. Begleiten Sie uns?«
    Das war eine ganz neue Grete. Sie redete weiter beruhigend auf die Fleischersfrau ein und führte sie hinunter zum Betriebsgelände. Inzwischen standen bereits sechs Einsatzfahrzeuge vor der Halle. Grete klopfte an einen Streifenwagen. Ein uniformierter Beamter ließ das Fenster herunter und sagte ärgerlich: »Was ist?«
    »Frau Zartl möchte eine Aussage machen. Holen Sie Ihren Chef. Aber schnell.«
    Einige Minuten später ließ sich Frau Zartl widerstandslos von einer Beamtin abführen. Grete sprach ihr noch einmal Mut zu. Ich brachte es nicht fertig, Fotos zu machen.
    »Woher hast du das mit dem Flugticket gewusst?«, fragte ich Grete.
    Sie lächelte traurig. »Hat mit mir selbst zu tun. Mein Mann sagt es immer wieder, so halb im Spaß, wenn ihr versteht, was ich meine, dass er irgendwann nach Südamerika geht. Dorthin, wo die glutäugigen und rassigen Frauen daheim sind. Deswegen ist mir aufgefallen, dass sie nur von einem Ticket geredet haben, und ich hab mir gedacht, er nimmt sie nicht mit, wenn er ein neues Leben anfangen will. Ich
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