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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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holte ihn jetzt aus dem Auto und machte einige Aufnahmen. Ansichten von rindvieh.com. Immerhin hatte mich die Kommissarin an meinen Job erinnert. Herzlichen Dank auch.
    »Drüben am Wald ist das Wohnhaus«, überlegte Grete. »Vielleicht ist die Frau dort oder sonst jemand.«
    »Gute Idee«, assistierte Vesna.
    »Man kann den Hügel entlang ein Stück Richtung Haus fahren und sich dann durch den Wald nähern«, schlug Grete vor.
    »Aber was dann?« Mir war nicht nach Waldmärschen. Außerdem: Sollten wir läuten, uns vorstellen und sagen: »Entschuldigen Sie, Ihr Mann ist ein Verbrecher, haben Sie das gewusst?«
    Laut erwiderte ich: »Die Männer im Wirtshaus haben gesagt, dass die Frau mitarbeitet. Dann ist sie auch im Betrieb.«
    Grete gab nicht auf: »Es wird Mittag. Da kann sie hinaufgehen und kochen.«
    »Wir haben niemand gesehen.«
    »Haben wir darauf geachtet?«
    Wenn Grete einmal von etwas überzeugt war, ließ sie nicht mehr los, das hatte ich ja schon ganz zu Beginn der Supermarktgeschichte erfahren.
    Vesna streckte sich. »Für den Fall, dass Polizei versagt: Sie wollen sich vielleicht im Haus verstecken oder was holen – besser, wir wissen, wie wir schnell dort sind. Nur Weg kundschaften.«
    Ich war überstimmt. Außerdem zerrte die Warterei auch an meinen Nerven. Wir kehrten zum Auto zurück, fuhren einige hundert Meter auf dem Waldweg, der am Hügelrücken entlangführte, und kämpften uns anschließend zu Fuß durch den Wald. Hier kannte sich Grete aus. »Wir schlagen selbst Holz«, erklärte sie. Ich hätte mich längst verirrt, aber sie schien einen Kompass eingebaut zu haben und führte uns zu einer Lichtung direkt oberhalb des Hauses. Von hier betrachtet, handelte es sich um eine stattliche Villa. Kein Wunder, dass da mancher Dorfbewohner neidisch war. Der Swimmingpool war winterfest abgedeckt, es gab zur Straße hin einen Vordereingang mit der obligaten Freitreppe. Hinten, auf der Waldseite, war ein weniger pompöser Seiteneingang.
    »Man müsste wissen, ob Hintereingang offen ist«, flüsterte Vesna.
    »Wehe«, sagte ich, »wenn wir die Aktion jetzt verpatzen …«
    Vesna war schon davongeschlichen, einige Meter am Wald entlang, ein schneller Blick, drei Meter bis zur Hausmauer. Ich hielt den Atem an. Vesna war bei der Tür und drückte die Klinke. Offenbar verschlossen. Sie zuckte zurück und presste sich flach an die Hausmauer. Wir verzogen uns ins dichtere Gebüsch. Niemand kam. Nach einer Weile rannte Vesna die paar Meter zum Wald zurück und war wieder bei uns.
    »Tür ist offen, jemand ist im Haus, war ganz nah an der Tür, deswegen bin ich zurück. Müssen wir der Kommissarin sagen. Auf alle Fälle.«
    »Ich muss vor allem schauen, dass ich den Polizeieinsatz nicht verpasse, immerhin hab ich auch einen Job«, erwiderte ich und klopfte auf meine Kamera.
    Wir arbeiteten uns zurück durch den Wald. Keine Chance, sich ungesehen von der Zufahrtsstraße aus den Hallen zu nähern. Also bezogen wir wieder dort Posten, wo wir schon geraume Zeit gewartet hatten.
    »Man kann über die Wiese nach unten zum Fleischlager«, sagte Vesna.
    Ich stöhnte. Drei inzwischen patschnasse Frauen in reiferem Alter, die eine braune Winterwiese nach unten stürmten, um bei der Hausdurchsuchung, der Razzia, der Festnahme dabei zu sein.
    Ich wartete auf die grünen Einsatzfahrzeuge der bayrischen Polizei, auf Sirenen und Blaulicht. Das sah man ja immer wieder im Fernsehen. Ein weißer BMW und zwei dunkle Audi näherten sich vom Ort her.
    »Kunden?«, fragte Vesna.
    Ich zuckte mit den Schultern und sah angespannt auf die Straße. Warum hatte ich mir, obwohl ich seit Jahren kurzsichtig war, keine Brille verschreiben lassen? Idiotische Eitelkeit. Oder einfach Bequemlichkeit? Ich sollte die Kommissarin anrufen, hier lief etwas schief.
    Die Autos hielten vor der kleineren Halle. Ein Mann in Jeans und Lederjacke stieg aus und schien den Gabelstaplerfahrer etwas zu fragen. Er winkte seinen Kollegen. Sechs Personen kletterten aus den Autos, die Türen wurden nicht mit dem üblichen Knall geschlossen, sondern bloß angelehnt. Alles geschah schnell, geplant, präzise.
    »Die Kommissarin«, zischte Grete.
    Ich zog die Augen zusammen, um schärfer zu sehen.
    »Ja«, bestätigte Vesna. »Wir müssen runter.«
    Ich steckte die Kamera unter meine Jacke, und wir rannten über die feuchte Wiese. Zuerst rutschte Grete aus, dann ich. Hoffentlich war der Kamera nichts geschehen. Ich spürte nasse Erde im Gesicht, rappelte mich wieder
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