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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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sich erneut den Raumanzug anzulegen.
    »Henri, behalte das Radar im Auge, ja?«
    »Erwartest du Besuch von deinem toten Freund?«, fragte der Franzose.
    »Tu es einfach.« Dave wandte sich zu Megan um. »Und du gibst auf Claas acht, okay?«
    »Passt auf euch auf.«
    »Keine Sorge. Wir haben für sechs Stunden Luft. Wenn ich über das Satellitentelefon die Elsewhere erreiche, sind wir alle hier in weit weniger als drei Stunden raus.«
    Dave stupste ihre Nase an und lächelte. Megan senkte den Blick und wandte sich ab.
    Na ja, das wird schon wieder.
    Er nahm den Helm und begab sich zur Lagerkammer, um sich einen neuen Tornister mit Atemluft zu besorgen. Dabei kam ihm wieder das Bild des Toten in den Sinn. Von jetzt an begleitete es jeden seiner Schritte.
    14:01 Uhr
     
    »Basis, könnt ihr mich hören?«
    Dave verdrehte die Augen und schüttelte unter dem geräumigen Helm leicht den Kopf. Seit sie das Habitat verlassen hatten, bemühte sich Joaquin, Funkkontakt mit Megan oder Henri aufzunehmen. Erfolglos. Der Kurzwellenfunk war genauso gestört wie alles andere.
    »Vergiss es endlich«, sagte Dave. »Es hat keinen Zweck. Der Funk ist mausetot.«
    Tot. Zu gerne hätte sich Dave über das Kinn gestrichen. Er merkte, wie sich bei dem Gedanken die Nackenhaare aufstellten. Henris Worte von einem Schirm, den jemand über das Basishabitat aufgespannt haben könnte, um so den Funkverkehr zu stören, kamen ihm wieder in den Sinn. Und der tote Soldat.
    Vielleicht sollten sie die Leiche dort lassen, wo sie war, weiter nördlich ihr Glück mit dem Satellitentelefon probieren und den Hubschrauber anfordern.
    Dave Graham blickte nach vorn. Die Schneegrenze lag keine zwanzig Meter vor ihnen. Zum Umkehren war es zu spät. Er gab Joaquin ein Zeichen, und gemeinsam liefen sie über das strahlende Weiß. Ihre Fußspuren und die des Toten waren noch immer sichtbar. Nichts hatte sich verändert. Die Leiche lag noch genauso dort, wie Dave sie umgedreht und verlassen hatte. Er beugte sich zu ihr hinunter und griff nach der Uniform. Sein Handschuh streifte die Reifschicht auf dem Stoff ab, tastete sich zu den Knöpfen vor und öffnete die obersten drei. Darunter befand sich ein Reißverschluss. Zögernd zupfte Dave daran und zog ihn auf. Ein Pullover, Hemd, T-Shirt. Langsam arbeitete sich der Wissenschaftler bis zum eigentlichen Körper vor. Als er den letzten Stoff beiseiteschob, wurde ihm bei dem Anblick übel. Der Brustkorb war skelettiert. Doch an den Rippen und dem Brustbein hingen auch noch Haut- und Fleischfetzen. Das, was Dave allerdings den Magen umdrehte, befand sich innerhalb des Brustkorbs. Ein halbes Herz. Ein angefressener Lungenflügel. Teilweise waren noch andere Organe in desolatem Zustand vorhanden. Von Reif und einer dünnen Eisschicht bedeckt und dabei, eingefroren zu werden. Doch sie schienen noch so frisch zu sein, als wäre der Mann erst vor einer Stunde gestorben.
    Entsetzt prallte Dave zurück und wäre beinahe hingefallen. Joaquin war bei ihm und stützte ihn.
    »Das ist ein Russe«, sagte Jock und deutete auf das rote Abzeichen am Ärmel der Uniform. Darin waren Hammer und Sichel abgebildet. »Was zum Teufel hat der hier verloren?«
    »Keine Ahnung. Aber irgendetwas ist hier oberfaul. Eine halb verweste Leiche, die Störsignale. Ich hab das verdammte Gefühl, dass wir nicht alleine sind auf der Insel.«
    »O Mann, sieh dir das an!« Joaquin streckte seinen Arm aus und deutete weiter nach Nordosten in das Schneefeld hinein.
    Dort waren weitere Fußspuren zu sehen. Dutzende.
    Sie waren definitiv nicht allein!
    »Scheiße!« Hastig klinkte Dave das Satellitentelefon aus dem Gürtel und öffnete die Box. Er ließ das Motorola Iridium in seinen Handschuh gleiten, schob die große, bullige Antenne hoch und schaltete das Gerät ein. Dann wartete er.
    Und wartete.
    Kein Satellit.
    Dave Graham blickte zum wolkenlosen Himmel hinauf, als versuche er, den Satelliten mit bloßem Auge zu erspähen. Das war nicht möglich. Iridium war ein weltumspannendes Netz. Außer in Nordkorea bekam man quasi überall eine Verbindung. Es sei denn, irgendjemand hatte den Satelliten über der arktischen Region abgeschossen.
    Unsinn!
    Dave blickte auf das Display, das noch immer hartnäckig behauptete, keinen Empfang zu bekommen.
    »Das ist nicht fair.«
    »Was ist?«, fragte Joaquin Foster und spähte Dave über dessen rechte Schulter.
    »Keine Sat-Verbindung.«
    »Unmöglich!«
    »Ich weiß.« Er hielt ihm das Display vor den Helm.
    Joaquins
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