Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition)
Autoren: Martin Kay
Vom Netzwerk:
»Die Luftwege sind halb zugefroren. Seine Haut ist vor Kälte verbrannt. Aber so schnell?«
    Dave runzelte die Stirn. Es hörte sich immer komisch an, wenn man bei Erfrierungen von Hautverbrennungen redete. Er presste die Lippen aufeinander und nickte der Marsastronautin zu.
    »Wir brechen ab«, sagte er.
    »Bitte?« Joaquin kam aus einem Korridor. »Wir haben noch gut eine Woche hier draußen.«
    Dave hob abwehrend eine Hand. »Mag sein, aber ich riskiere nicht Claas’ Leben. Wir haben nicht die Mittel, um ihn hier ausreichend zu behandeln. Seine Lunge hat vermutlich schon Schaden genommen und er ist im Koma. Willst du ihn eine Woche lang in seine Kabine sperren?«
    Joaquin senkte den Kopf. »Schon gut. Ich … hab nicht drüber nachgedacht.«
    »Sag Henri Bescheid, er soll Kontakt zur Elsewhere aufnehmen. Sie sollen uns abholen und sich auf einen medizinischen Notfall vorbereiten.«
    Die Elsewhere war der Eisbrecher, mit dem sie hergekommen waren. Er ankerte einige Meilen südlich von Devon Island, um in Notfällen wie diesem Unterstützung zu bieten oder Evakuierungsmaßnahmen einzuleiten. An Bord befand sich ein Helikopter, der in zwei Stunden hier sein konnte.
    Dave stellte den Helm ab, ließ den schwerfälligen Anzug jedoch an.
    »Willst du nicht ablegen?«, fragte Megan.
    Er schüttelte den Kopf. »Wir haben da draußen etwas gefunden, Meg.«
    Sie sah ihn fragend an. Als er nicht gleich antwortete, verzog sie die Mundwinkel. »Graham, ich hab dir schon tausend Mal gesagt, dass ich diese Anspielungen hasse. Also, schieß los: Was habt ihr gefunden? Oder lass es bleiben!«
    »Eine Leiche.«
    Megan riss die Augen auf. Ihre Gesichtsfarbe wechselte von einem gesunden Braun zu Kalkweiß. »Eine … Leiche?«
    Dave nickte. »Ja. Aber das ist nicht das Seltsame.« Er berichtete ihr von dem Fund.
    Megan fasste sich an den Kopf. »Du meinst, er liegt nicht mal einen Monat dort?«
    »Sonst wäre er zugeschneit.«
    »Aber bei der Kälte kann doch niemand verwesen.«
    »Richtig. Deswegen sehen wir uns die Leiche auch noch mal genau an. Wir werden sie bergen und mit auf die Elsewhere nehmen.«
    Megan schüttelte den Kopf. »Lass uns von hier verschwinden und anschließend die Leiche bergen. Claas geht jetzt vor.«
    »Ich will sie mir zumindest noch mal ansehen.«
    Die Wissenschaftlerin warf ihm einen Blick zu, wie sie es öfter tat, bevor sie ihn Sturkopf nannte. Doch diesmal kam es nicht dazu, denn Henris Ruf aus dem Funkraum unterbrach ihre Diskussion.
    » Mon dieu! Leute, wir haben unseren Funkkontakt zur Elsewhere verloren!«
    Alarmiert ruckte Daves Kopf herum. Er ließ Megan einfach im Gang stehen und rannte zum Funkraum. Hinter sich hörte er schwere Schritte. Die Wissenschaftlerin folgte ihm. Am Ende des niedrigen Ganges zweigte nach links ein kleiner Raum ab, der gerade mal für eine Person Platz bot. Henri saß in dem Sessel, ein Headset auf den Ohren, die Hände an einer Computertastatur.
    »Kannst du schon was sagen?«, fragte Dave.
    Der Franzose zog sich den Kopfhörer herunter und warf ihn auf das Pult. »Tot«, sagte er. »Alles ist tot.«
    »Was heißt das?« Megan drängte sich an Dave vorbei und blickte in den winzigen Raum, der mit mondernster Technologie vollgestopft war. Sie besaßen seismische Messanlagen, eine Richtantenne, einen Satelliten-Uplink und Kurzwellenkommunikation.
    »Alles ist tot«, wiederholte Henri und drehte den Sessel herum. »Ich bekomme weder ein Funksignal herein noch eins hinaus. Die Anlage funktioniert, aber sie sagt keinen Piep. Als hätte jemand einen Schirm über uns aufgespannt, der nichts rein- oder rauslässt.«
    Einen Schirm? Dave wiederholte es nur in Gedanken und merkte, wie ihm ein eisiger Schauer den Rücken herunterlief. Der Soldat dort draußen. Der unterbrochene Funkkontakt. Das konnte doch kein Zufall sein.
    Aber warum? Was hatten Soldaten auf einem so trostlosen Eiland inmitten des Nirgendwo verloren? Und was hatte den Mann so zugerichtet?
    »Versuch es weiter.« Er drückte eine Taste für den internen Stationsfunk. »Joaquin, wir gehen raus.«
    »Wie bitte?«
    Kurz umriss er das, was er bereits Megan über die Leiche erzählt hatte. Dann schloss er mit den Worten: »Wir nehmen das Satellitentelefon mit. Vielleicht ist das Kommunikationsloch um das Habitat begrenzt und ein paar Meilen weiter draußen bekommen wir Kontakt.«
    Joaquin kam in die Zentrale und sah nicht begeistert aus, doch er ging, etwas leise vor sich her murmelnd, zu seiner Kabine zurück, um
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher