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Käptn Snieders groß in Fahrt

Käptn Snieders groß in Fahrt

Titel: Käptn Snieders groß in Fahrt
Autoren: Werner Schrader
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Wir sitzen alle auf demselben Schiff, vergeßt das nie. Wenn einer in Not ist, sind alle in Not. Jeder muß für den andern einstehen. Nur wenn mit der Besatzung alles stimmt, segelt das Schiff auf dem richtigen Kurs.“
    Nach diesen Worten setzte er die Dohle aufs Pult.
    „So“, fuhr er fort, „das als Marschorder für unsere Kap-Hoorn-Umseglung vorneweg. Und nun klar Schiff zum Auslaufen! Ihr dahinten im Heck, rückt mal nach backbord ’rüber, das Schiff wird ja steertlastig. Nu man los, Leute, was wartet ihr noch!“
    „Wo ist backbord?“ fragte Kluten Neumann unsicher, „rechts oder links?“
    „Rechts oder links? Was sind das für Ausdrücke! Backbord ist da, wo die Backe rot wird, wenn dir einer eine Backpfeife gibt. Verstanden?“
    „Also links“, sagte Ludwig Reiners und begann seine Bank an die Seite zu schieben. Die andern folgten mit großem Hallo seinem Beispiel.
    „Halt!“ schrie Käpten Snieders dazwischen. „Die letzten beiden nach steuerbord ’rüber! Ja, ihr! Und nun ’rum mit den Bänken, los, los! Damit sind alle gemeint.“
    Die Kinder gehorchten und befolgten seine Anweisungen. „Jetzt ist das Deck aufgeräumt“, brummte der Kapitän. „Irgendwo muß man ja mal auf und ab gehen können.“
    Der ganze Raum sah verändert aus, da nun die Bänke nur an der Fensterseite und an der gegenüberliegenden Wand standen
    und ein breites Mittelfeld freigaben. Die Kinder hatten nicht mehr die Blickrichtung nach vorn, sondern auf ihr Gegenüber. Käpten Snieders ging langsam über das aufgeräumte Deck und sog zufrieden an seiner Pfeife.
    „Ihr hier“, sagte er unverhofft, indem er eine weite Armbewegung über die Kinder machte, die am Fenster saßen, „seid die Backbordwache. Und ihr da drüben seid..., na, was wohl, Moses?“ Dabei schaute er den kleinen Rudi Turka fragend an. „Wir ßind die ßteuerbordwache“, lispelte der eifrig. „Aber ich heißße nicht Moßeß, ßondern Rudi.“
    „Ab heute heißt du Moses, weil du der Kleinste bist. Ist das klar?“
    „Jawohl, Käpten ßniederß“, sagte Rudi eifrig. „Meine Mutter hat beßtimmt nichts dagegen.“
    „Mutter, papperlapapp! An Bord bin ich die Mutter, merk dir das!“
    Rudi nickte ergeben. Der Kapitän aber fuhr fort: „Die Steuerbordseite ist die vornehme Seite, da wohnen die Offiziere. Vorläufig dürft ihr da sitzen bleiben, bis ich endgültig bestimmt habe, wer Offizier und wer Mannschaft ist.“
    Die Kinder waren so erstaunt über die raschen und unerwarteten Veränderungen, daß sie gar nicht Zeit und Atem fanden für irgendwelche Bemerkungen oder gar Spitzbübereien.
    Käpten Snieders nahm die Pfeife aus dem Mund und sah sie an. Sie war ausgegangen und schmeckte nicht mehr. Er schaute über die Backbordwache und stieß plötzlich seinen rechten Zeigefinger gegen Kluten Neumann vor.
    „Du da, komm her!“
    Der Junge sprang aus der Bank und schoß nach vorn, wo der Kapitän breitbeinig vor dem Pult stand.
    „Rauchst du?“ fragte er ihn.
    Kluten Neumann wurde so rot wie die Positionslaterne an backbord.
    „Das darf ich hier leider nicht laut sagen“, stotterte er, „weil meine Schwester da auf der Steuerbordseite ’ne alte Plüffziege ist.“
    „Soso“, machte Käpten Snieders und warf einen strengen Blick nach steuerbord, „’ne alte Plüffziege ist sie. Und ich sage dir, ab heute ist sie keine mehr. Ist das klar?“
    „Jawohl“, rief die blonde Maria Neumann und lief noch röter an als die Mitternachtssonne am Nordkap.
    Snieders wandte sich wieder dem Jungen zu.
    „Du bist ab sofort zum Knastermaat ernannt“, sagte er. „Du sorgst dafür, daß meine Pfeife immer sauber ist und einen guten Zug hat, verstanden? Hier ist mein Tabaksbeutel! Nimm ihn in Verwahrung, aber hüte ihn gut! Er ist das Geschenk eines Ölscheichs aus Kuwait. Mach die Pfeife sauber, stopfe sie und rauche sie an!“
    Kluten Neumann nahm die Pfeife und ging damit zur Papierkiste hinüber, die vorne rechts neben dem großen eisernen Ofen stand. Mit Genugtuung bemerkte er die vielen Augen, die ihm neidvoll folgten. Er klopfte die Pfeife am Rand der Kiste aus, zog mit einer leichten Drehbewegung das Mundstück ab und blies es kräftig aus. Das Kopfstück reinigte er auf dieselbe Weise. Dann schob er beide Teile wieder zusammen, öffnete den Beutel, nahm etwas Tabak zwischen Daumen und Zeigefinger und stopfte ihn in die Pfeife. Aus der Hosentasche fischte er eine Schachtel Streichhölzer, riß ein Holz an, steckte die Pfeife in den Mund
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