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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
Autoren: Maike Hallmann
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wenig hatte ihr Captain den Eindruck, das jüngste Mitglied seiner Crew wirklich zu verstehen.
    Ihr Augenweiß war hellgrau. Normalerweise trug sie spezielle Kontaktlinsen, damit man es nicht sah, aber nach fast einem Jahr auf der Virago hatte sie Zutrauen zu den anderen gefasst. Im Quartier, im Cockpit, in der Cantina , wie Little den kleinen Raum getauft hatte, wo er selbstzufrieden zusah, wie sie sein Essen in sich hineinschlangen, überall bewegte sie sich ganz frei und gelöst – nur den Passagieren zu begegnen, vermied sie tunlichst. Nova war ein Jump, ein Mutant, das Kind interimsgeschädigter Eltern, und die Leute reagierten sehr unterschiedlich darauf. Auf einem entlegenen Außenposten der Church of Stars, wo die Bewohner durch die lange Isolation völlig abgedreht waren, hätte man sie vor einigen Monaten fast dafür verbrannt. Lebendig, versteht sich. Haarscharf war das gewesen. Argon war froh, dass sie es einigermaßen gut weggesteckt zu haben schien, aber Gwenni erzählte, dass sie nachts häufig hochschreckte, weil Nova im Schlaf schrie, sich ruhelos herumwälzte und um sich schlug. Also behielt er sie ein wenig im Auge.
    »Dein wievielter Sprung ist das eigentlich?«, fragte sie unvermittelt. Ihre Stimme hatte sich verändert, sie klang wie die Ansage eines Bordcomputers.
    Er gab ein unbestimmtes Geräusch von sich, zog die Beine an und verstaute sie mit routinierter Falttechnik unter dem Kontrollpult. Er war groß, das durchschnittliche Cockpit klein, ein ewiges Ärgernis. Wolf spottete manchmal, die zulässige Körperlänge eines Piloten sollte eins sechzig nicht überschreiten. Argon war eins neunzig und damit meistens durchaus zufrieden, außer, wenn er sich bei der Arbeit bewegen wollte.
    »Dieser alte Freund von dir, den sie weggepustet haben …«
    »Mein siebenundzwanzigster Sprung«, sagte er, bevor sie weitersprechen konnte. Besagter Freund war nur ein Bekannter gewesen, mit dem er ab und zu was getrunken hatte, wenn sie einander zufällig auf irgendeinem abgelegenen Raumhafen über den Weg liefen. Bei den letzten drei Treffen hatte er ihm versichert, ihm ginge es noch bestens, auch nach hundert, auch nach hundertsieben, auch nach hundertelf Sprüngen. Der offizielle Richtwert waren hundert. Danach ging es irgendwann los, bei manchen früher, bei anderen später, aber es verschonte niemanden. Die meisten fingen irgendwann an zu schummeln, weil die einzige Alternative war, mit dem Fliegen aufzuhören. Manche von ihnen entwickelten eigenartige Fähigkeiten, allerdings nur in seltenen Fällen so aufsehenerregend oder nützlich wie die von Nova. Die meisten drehten nur irgendwann durch, Schlafstörungen, Wahnvorstellungen, das ganze Programm. Ein alter Kumpel von ihm hatte ihm anvertraut, er habe aufgehört, als er bemerkte, dass er sich seit einiger Zeit mit Fleischaroma versetzte Vitaminpaste in seinen Morgenkaffee drückte. Man muss auf die kleinen Anzeichen achten und rechtzeitig den Absprung schaffen , hatte er gesagt, und seitdem betrachtete Argon neue Marotten bei sich selbst mit einem Argwohn, der noch längst nicht angebracht war.
    Er schaute auf den Schirm, der im Augenblick durchsichtig war, weil die Kuppel vor dem Sprung noch offen stand. Draußen nichts als Leere und ferne Sterne, vor ihnen ein Sprung durchs graue, tosende Interim. Manchmal fragte er sich, wie es sein würde, wenn er sich den achtzig oder neunzig näherte. Es war, als würde man als Pilot zweifach altern, an Jahren und an Sprüngen.
    Was sollte Nova tun, wenn nicht fliegen? Er hatte noch nie darüber nachgedacht, und er führte auch nicht Buch über die Sprünge seiner Leute, sie alle waren erwachsen. »Und für dich?«, fragte er trotzdem. »Dein wievielter …«
    Unvermittelt erschütterte ein dumpfer Schlag das Schiff. Es war, als säßen sie in einem Beatball, der von einem aufgeputschten Gorilla-Beta mit einem elektrisch verstärkten Schläger quer durch die gesamte Arena geprügelt wurde.
    Einen grauenhaften Augenblick lang glaubte Argon, jemand hätte auf sie geschossen. Das Schiff besaß zwar einen schwachen Schutzschild, aber nach einem solchen Treffer wäre er Geschichte, der nächste Schuss würde sitzen. In Novas Gesicht, auf einen Schlag bleich und ganz klein, sah er dieselbe Furcht: Ein Atemzug noch, und irgendein Arsch holte sie vom Himmel. Aber warum hatten die Sensoren nicht angeschlagen?
    Er dachte an die Kassette in seinem Quartier, plötzlich stand sie ihm so klar vor Augen, als schwebte sie vor
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