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JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22

JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22

Titel: JULIA WEIHNACHTSBAND Band 22
Autoren: KATE HARDY JESSICA HART LYNNE GRAHAM
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ihre eigene Mutter, aber Brams Mutter hatte sie fast genauso gern gehabt. Harriet Beckwith war eine gepflegte, elegante Frau, Molly dagegen war warmherzig, tröstlich und klug gewesen. Sie hatte Sophie nie gedrängt, kritisiert oder sich über sie beklagt, wie Harriet es tat. Sie hatte einfach ihren berühmten Tee aufgesetzt und zugehört. Und danach schien alles wieder fast in Ordnung zu sein. Als Molly vor ein paar Monaten plötzlich gestorben war, war Sophie beinahe so untröstlich gewesen wie Bram.
    Auch wenn die große Küche mit dem massiven Holztisch, der Anrichte voller Geschirr und den zwei abgewetzten Sesseln vor dem Holzofen genauso aussah wie immer, schien sie ohne Molly seltsam leer.
    Sophie füllte den Kessel und stellte ihn zum Kochen auf den alten Ofen, so wie Molly es auch immer getan hatte. Sie liebte diese alte, gemütliche Küche. Die ihrer Mutter war makellos sauber und mit den modernsten Geräten und großzügigen Arbeitsflächen ausgestattet. Aber es war kein Ort, an dem man sich länger aufhalten wollte.
    Inzwischen hatte sich der Himmel über dem Heideland rosa gefärbt, und es wurde schnell dunkler. Sophie machte Licht in der Küche. So konnte Bram den einladend gelben Schein sehen, wenn er nach Hause kam. Wie schrecklich musste es für ihn sein, jeden Abend ein dunkles Haus zu betreten, seit Molly nicht mehr lebte.
    Nachdenklich stand sie an dem großen Erkerfenster und sah zu, wie das Tageslicht über der Heide mehr und mehr verblasste. Wie immer, wenn es still um sie herum war, flogen ihre Gedanken zu Nick. Sie dachte an sein umwerfendes Lächeln und wie erregend seine Nähe war. Er musste sie nur leicht berühren, um sie vor Verlangen erschauern zu lassen.
    Bei Nick hatte sie sich nie geborgen gefühlt – so wie bei Bram. Jetzt wurde ihr bewusst, dass in ihrer Beziehung immer ein gewisses Risiko gelegen hatte. Bei Nick hatte sie sich nie richtig entspannen können, weil sie ständig Angst gehabt hatte, ihn zu verlieren – selbst in ihrer glücklichsten Zeit mit ihm. Ein gefährliches Gefühl, das aber auch wundervoll gewesen war. Die Liebe zu Nick hatte sie förmlich elektrisiert. Und sie hatte sich sehr lebendig gefühlt.
    Sophie konnte sich nicht vorstellen, dass sie je wieder so fühlen würde. Es gab nur einen Nick, und der gehörte jetzt ihrer Schwester.
    Als die Hintertür geöffnet wurde, schrak Sophie aus ihren Gedanken auf.
    „Ab in deine Hütte, Bess“, hörte sie Bram sagen. „Und bleib.“
    Sophie war sicher, dass die gute alte Bess sich heimlich danach sehnte, wie ein verhätscheltes Haustier drinnen am warmen Kamin liegen zu dürfen. Jeden Tag saß sie mit hoffnungsvollem Blick an der Tür, wenn Bram seine Stiefel auszog und ihr dann befahl, sich in ihre Hütte draußen zu trollen.
    „Du bist ein Arbeitshund“, würde Bram mit strenger Miene sagen. „Ins Haus darfst du erst, wenn du in Rente bist.“
    „Dieser Hund ist ein hoffnungsloser Fall“, meinte er, als er in dicken grauen Socken die Küche betrat. Seine braunen Haare waren zerzaust vom Wind, und seine Augen leuchteten in dem kantigen, wettergegerbten Gesicht so blau, dass Sophie für einen verwirrenden Moment glaubte, sich einem Fremden gegenüberzusehen.
    „So schlimm ist sie doch gar nicht“, wehrte sie ab, während sie die Teekanne mit heißem Wasser ausspülte, um sie anzuwärmen.
    „Doch, ist sie. Und nutzlos“, meinte Bram in gespielt anklagendem Ton. „Manchmal glaube ich, es wäre besser, wenn ich hinter den Schafen herliefe und Bess die Pfeife überließe.“
    Sophie lachte. „Zumindest versucht sie, ihre Pflicht zu tun. Und sie liebt dich heiß und innig.“
    „Sie sollte besser das lieben, was ich ihr auftrage“, seufzte Bram.
    „Ich fürchte, so läuft das mit der Liebe nicht“, sagte Sophie traurig, während er ihr einen mitleidsvollen Blick zuwarf.
    „Nein, ich weiß.“
    „Kann man jemals darüber hinwegkommen?“, fragte sie.
    „Ja, das kann man“, erklärte er. „Irgendwann schon.“
    „Aber bei dir scheint es auch nicht aufzuhören“, vermutete sie. „Wie lange ist es her, dass du mit Melissa verlobt warst?“
    „Mehr als zehn Jahre“, gestand er.
    „Und du hast sie immer noch nicht ganz vergessen?“
    Bram antwortete nicht gleich, sondern wärmte seine Hände am Holzofen. Er dachte an Melissa mit ihren goldblonden Haaren, den tiefblauen Augen und diesem Lachen, das leuchtend war wie die Sonne.
    „Doch, das habe ich“, sagte er schließlich, obwohl er selbst merkte,
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